Dr idtprfl r J Jung mriaaltUirt'/M.

FRANKFÜßTS GESCHICJiTE

und

KUNST.

Neue Fo]ge.

Uerausgegeben von dem

Vereine für tiescbicbte uod AlterÜiiunskuBde SU Frankftirt am Main.

Dritter Band. Mit Abbildnngeii.

»^RA.\KFIHT A. JH. Im 8elbst-Verlage dei Vereins. In CommiMion bei Helnrloh Kellmr.

1865.

A»c«at OatarrUtfe la FnakAnt », IL

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Inhalt

8«iu

Zw ürgeBchichte dea Rhein- und Mainlandes Von Profcsgor Dr. J. Becker 1

Dea Kanonicus Jub Kdhrbach am Bartholoniäusfitifte Frank furtt-r rhronik

vom Jahr 1494—1502. Zum erstenmale herausgegeben von Geor»? Eduard

47

Die Strassen der Frankenfurt Von Dr. Friedrich Scharff Mit einer Karte.

206

Du Kwht der hohen .M.irk, mit besonderer Horiicksii ■htif.'-untj der aogren-

jicnden Sculberf<-Erieiibacher Mark. Von Dr. Friedrieh Scliarff . . .

255

Beiträge znr Qescbicbte des Collegiatstifta Moxstadt aus dem Frankfurter

Angelepeiiliciten der refonnirten Gemeinden nach den Protocollen des latheri-

Bchen rredigenninisteriums. Mitgetheilt von Pfarrer Baase

504

Die Antiösung des Grossher^ngtliuins Frankfurt. F^in geschichtlicher Rück-

blick auf die beiden letzten Monate des Jalires 1813. Von Dr. \V. F.

»12

Lorenz Heister geb. im Jahr 1<>83 zu Frankfurt, gest. 17f>8 zu Helmstädt.

522

Johann Michael von Loen, Goethe's GroBsobeim. Von Dr. Eduard Heydao .

534

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Der Venia flu* Oeiohiohte und Alterthumskmide hat bis jetot folgapde

8oliri%i verüffBotUoht:

^1) Archiv ftlr Fraiikfnrta (Jeschichte and Kunst. Neue Fol^e. Hanrl 1. II. Mit Abbilduns^eri. Frankfurt IHÖJ. 1W>. /Schliesst sich an da« ^Hciphnamijfe von der GcselUchaft für Frankfurts Gesolüchta nnd Kunst in 8 Heften iäSd— ISöö herausgegebene Archiv an.)

.8} Hittheilungen an die Mitglieder defl Vprrins Band I. II. Frankfint 1860—1864. Dritter Band Nummer aiiaigegcben April 1866. Frankfurt

8) Des Canonicus Baldemar von Peterweil Beschreibung der katserl Stadt FVankfurt am Main aus dem 14. Jahrhundert, rrschrift mit rplKTs und Erl. Herausgegeben von Dr. L. II. Euler. Frankfurt 1858. (Ist besonderer Abdruck aus Nr. 1 der MittheUungen.)

4) Das steineroe Haus und die Familie von Meiern fai Frankfurt. Frankfurt 1869. (Besonderer Abdruck aus Bd. L Nr. 3 der Mittlietlungai.)

6) Neujabrsblatt fi\r ia')9. Dorf nnd Schloss RMelheim. Beitiige m dttr Oetcbiebte denelbea von Dr. L. H. Euter. FnnkAirt 18fid. 4«.

<Q Desgl. flir 1860. Der Flrnnkfortar Camdit A. Toa Lenaor, von Dr. £.Bifdn. tadcfiirtisea 4fi,

7) DMgi (ir 1881. ^ Die MdMwIifhoM- od LatherhtrtMgwi n Vhakfiirt an Ifaiii: Omi Biuumb Hm«, Um^ toa RflokfaigSD Hans, Wolf Parente's Htriis. Eine üntersnchnng zur tnpogrvph. Geschichte der alten BeiobMtMH ^ 6. K Staiti, Dootot der Tbeotegi«. Fnakiaii 186L 4P.

8) DesgL Ar 1868. Samuel Thomas m SoeuiMUitog, der Beilkimde Doetor, k. baier. Oeheimeratb, nach seinem LebM od Wlffcoi gMeUUeri TOB Dr. med. W. Striekor. Fmikinft 186S. 4*.

9) Di^ lllr 1888. - Oral rOnlMho VolMiiBde ans den BhoiDlHiden, von Dr. J. Beek«, nnkflort 1888. 4^.

10) DesgL Or 1884 und fllr 186& Johann David Pasaavant Ein Lebensbild von Dr. Jl ConOL Ab«h. I. H. Fnyddkit 1864. 186& 4ß,

11) Die HeddenheiiiNr VothlnDd. Ebe rOmiaeke Bioue «w der Dr. BOmer- Bllohnsr'sehen Sanunlting der XX. Versanunhmg deatseher Fhikdogen, Schnl- nlner mid Orienlaliilen m ebrari». BogrOnmg voigehgt tob dem Venin fir OwsUekte mid AilaclkiimdcaBdau nnkfart 188L 4^. (HU dsm tamm

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THd: Die HeddMdMtaMT Bmnlniid. Itai VotlvManl Joppter Doll- dModt idt den thrlgw DolläMBiit-DaiikBll«n Mt HeddanlMta huhudm- gMlalh voll PnC Dr. J. BeelUr.)

ID Ma»bt BcOmlidtaD, Gditasknnk» Im nitleialtailielMB Mkltet a. IL Zuii AMiMiilTnwgwi ton Dr. Q. L, Kiksk. Dar Dr. fitenWwhwy. Stfftnvnir Mir fhm lOQUlhr. BcatalMM' daigetniahl ton dam Vm«lii ftr CtaMUekte ttd

Altertbumskunde Frankftirt 1863. IB) Oertliche ficMhreibong der Stadt FnnkAirt am Main von Johaon 6«oif Battonn, gew. geisü. Rath, Castos und Canonicns des St Bartbolomiusstifta. Ans dessen Nuchlass herausgegeben von dem Vereine für Oeschichte und Alterthomskande durch den zeitigen Director desselben Dr. jor. L. H. £nler. Heft L IL OL Frankfurt 1861—1864.

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Zar lirgfscUdite des Rheii- ud HainlaBta.

Ton PfofBumr Dr. I. iMte.

(vgl AMUf; N. •. T. 8. 1-^)

in.

Vrthologifolie Namen rOmiaoli^keltiaoher Badeorte

in OalUen.

Zur < iründimje; von grösseren und klonu ren Städten und Ansied- lungeii gabeil Ijekaniitlich »chon in uralter Zeit die ihrer woliltliätigen Wirkungen wegen bei Römern wie Kelten gleich hoch verehrten und vergöttlichten Minerahiuellen und Ilcilhäder einen so natilrliehen Anlasa «las» es nicht auä'allen kann ini^besondere auch in den Reise- handbüchern des iUterthums, den Itiuerarieu, einer grossen Menge von Oertlichkeiten ra begegnen , welche entweder einfach und ■elitodAm mit d«r BeMidmuug Aquae belegt aind, oder letitere noch durch einen nfiher erUSrenden BeiMts erweitem, der nch (meiit in der Form dee AdjcktiTums) bald enf die Natur der Heilquellen als caEdae, frigidae, amarae oder ionatige VerhSltniaie (mae, regiae u. a. m.) besieht, bald auch nur das Volk (Aquae Allobrogum, GonTenarum, Jaiae s=. Jasomm Orelli FUn. N. H. in, 28) oder den Namen der Stadt nennt,- wo lie lieh befinden, wie StatieHiM, Leeitanae, Selinuntiae u. a. m. Bine dritte daise

< Vgl Plin. M. H. XXZIf 2: urbetque eoDdant aquae, sieat Pnteolof fai GMupeniat BtatkllM in Ugoirte, SestlM ia Narbononsi prottod«. Ebemo

Wirde im Mittelalter eine Reihe von Abteien und Klöstern z. B. in Frankreich an ehedem heiligen Quellen begrUndet und darnach benannt: vgl. B. M. Lersch Geschichte der Balneologie, Uydroposie und Pegologie (Würzburg 1Ö63) S. 17, der 8. 68 nrit Reeht daranf bioweiimid sagt: »Wie viele' Ortoohaften wvrdea noch unter rCmischer Herrschaft nach ihren Heilwässern benannt! Wie viele tragen noch immer im Namen die Anzeige, dass sie durch Quellen auspt'zeich- net sind! Man denke nur an die Orte, welche Aix, Baden, Bath heissen. Sdbst Grsftdiaften and ein KOnigreieh dad so bsasaat In dentieben Orts- Bsmen deutet die Sndnag „ach** snf die Gegenwart tob Wssaer."

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diesfr orklüreiideii Beisütz«' zu A q u ac crhiilt weiter durcli das iioraen geiitilieium, wie Scxtiac, AuroHae, Flaviae, Domitiaiiae, l iiie l^ezichimg auf die Namen der ersten (iriinder und 8tifter von Niedi rlassungen bei denselben. Kine vierte Classe dieser Beisätze endlitli deutet entweder aut luy tliologischc Bezüge, wie bei dcu italischen Aquae Apollinarcs, oder ist ihrer Bedeutung naeh nielir oder weniger dunkel und uns unverständlich, wie Aquae Balissao, Laba,nae, Labodcs, Arayenae, Tatelae, Albulae, Yocoam, IXe Mebrsabl dieser letztem nennt das imtor dem Kamen der Tabula Peutiogeriana überkommene Itinerarinm fiist allein nnr, und es wird ncfa watnrbin zeigen, dass auch grade eie noch einige andere als Aquao bezeichnete Orts- namen alldn überliefert hat, welche in mjtho logisch er Hinncht' die bedeutsamsten Einblicke in den Cultus der Heilquellen und Iii- - neraUifider, namentUch bei den Kelten, gestatten: eme Ueberiiefe- rung, welche die hohe Wichtij^eit der Tab. Feuting. auch von die- sem bis jetzt noch gar nicht gewürdigten mythologischen Standpunkte aus au6 Neue (lartliut. Es ündef sich auf dieser Tafel nämlich ausser jenen adjtkti vis eben Beisätzen zu Aquae eine wenn au<^ kleine Anzahl soleher, welche in dtan Genitiv eines Substantivums bestehen: es «in«! die Aquae Originis, A. Passeris (Martial VT, 42, () A. Passerianae bei OrelH- Uenzen (WH4), A. Tauri (1\ab. l'i inliii:;^. scj^in. IV'. F. cd. Schcvb ) und A. Ca -^aris (d. Ii. wo! Cacsarls ebeuilnrt scpjm. III. F.), deren Beinamen auf vcrscliicdeiic melir oder wenigtT bekannte Anlä.sHe und Ansirant;s|Minkte zuriickwciscn , die hi«'r nicht näher betraehtet wirdin köiuicn. Wichtig und hcdi utsam ist nun aber, dass ausser diesen unzweifelhaft römiseheu Puncu- nungen ein*- weitere Anzahl eben.so unzweitV-lhaft keltiselier Bei- namen von Aquae in den Itinerarien, insbesondere wieder in <ler Tab. Peuting., Uberliefert ist, welche sich als Genetive der Namen von Gottheiten herausstdlen, denen die HeHquelton selbst gewid- met und heilig waren. Wiewohl nSmlich bei dner grossen Anzahl dieser hdlkrlfftigen Quellen zahlreiche VotiTinschriften bezeugen, dass die Bömer bm der dauernden Besitznahme der Eeltenlttnder 'ihre Qudl- und Ueilgotth^ten, wie die Nymphae, Apollo, Aescula* pius, Hjgta und Hercules, an die Stelle der dnheimischen setzten, so haben sich doch letztere sowohl mftnnliche als weibliche vielfach neben imd trotz jenen erhalten und in dem Cultus der Sieger und der Besiegten fortgelebt*.

> VgL Cie.nstD.III. 20: ergo et flamnia et fontes snnt dii; Hin. H. N. XXXI, 2: aquae aagent nomeraai deoram noninibas vaiiis.

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A. »inllche Qoflt- mi Megotthettei.

TV'.'iH zuniiclist die niii n n 1 i c lu'n l^uell- und Badegottheiten aut keltlHclicra (r(l)it!ic angeht, so lassen sidi unter ilinen eincstheils solclie unterscheiden, welche durch eine weitere Verbreitung mehr oder weniger den Charakter allgemeiner and gemeinsamer Gtötter aimelimea, andemllieib toldbe, die, wie es seheint, fast mir mehr local eiueben hestimmten Quellen und BSdem ankommen. ZaUreicfae insohriftliche Zeagnüsse nennen uns diese Gotilieiten entweder immer aHein oder abwechselnd iheils mit dner homogenen römischen identifiiirt, theüs auch ohne diese Znsaaunensidlang. Die römische Gottheit aberi welche solchergestalt mit den sowohl mehr allgemeinen, als auch den besmideni bcalen keltischen Bade- gottheiten idcntifizirt zu werden pflegt, ist immer nur eine und die* itelbe, nämlich Apollo. Der (rnmd dieser Erscheinung liegt nahe. Schon Caesar (b. g. VI, 17) t'und unter den Hauptgottheiten der Gallier einen vor, welclien er als den yorzugsweisen Heilgott der- selben charakterisirt uu<l geradezu so mit dem römisclien Apollo identifizirt , wie er den t^allischen Teutatcs diircli Mt rcurius, den Ekus oder walirsclieinlif la r den Camuliis durch Mars, den 'J araniB durch Jujipiter, die Bcüsania durch ^linerva wiedcrpbt: in gleicher AV'eise enisprach sein Apollo dem keltischen Belenus. Wiewohl dieser niiiiiiich suwuhl aU Sonnengott wie als Orakelspcndcr dem römischen Apollo verglciclihar war uud dalicr auch nach ausdrück- lichen Zcuguisaeu der Alten von seinen Verehrern mit diesem iden- tifidrt worde^ so trifil doch aneh das bei Caesar TomApoUobemerkta (Apollinem* morbos depellere) auf ihn genau sm, da auch er, wie alle flbrigen mit Apollo susammengestellten gallisdien Götter, besonders als Heilgott yerehrt erscheint Zwa Inschriften (Chrat p. 73, 8; 44,4) beaengen nämlich den Belenus als Heilquellengott (Fons) und es sind solche ihm geweihte Heüqnellen und Tempel ebenso nachgewiesen, wie es ausgemacht ist, dass man die göttliche Heil- thätigkttt der mit Apollo identifizirten allgemeinen uud localcn Gott- haten gans besonders in der mit dem wohlthätigen Einflüsse der Sonnenwärme verbunden gedachten Einwirkung 'd^r heisscn und mineralischen Quellen sich äussern ui.d hervortreten zu'Vehcn glaubte Es ist daher auch nur den) Zufalle zuzuscl reiheii, dass einige unter den localen Bad^ottheiten der Kelten aul ihren Votivaltären uiciit

> Vgl. Annaion des Vereins für Naasauiscbe AlterthamskniidetiiidGMeUdits- foraohnng IV. S. 365-3Ö1 u. Lorsch S. 29. 33.

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mit Apollo zuBammengestellt werden: diejenigen unter ihnen, welche bald ohne, bald mit ihm in den Vütivinschritt( n identifizirt eracheinen, beweisen vielmehr, daas auch jene vorerwähnten ohne Zweifel gleich- falls als Apollines bezeichnet werden konnten und wurden. Hier- her gehört

1. Der Schutz- und Badegott des alten Luxoviura, des noch heute, wie im Alterthume und Mittelalter durch seine warmen Mine- ralquellen bekannten Luxenil m der' Francke-Comt^, welcher auf den ibm gewidmeten VotniiiediRftai IiuzoTim, LizoTiiit oder Lissovius genannt, theilweke auf dmeelben DenkmKleni mit einer Brixia, Bricia ku gemdnBama* Verelirung verbonden iat, welche Gtöttiii man theüs an dem nahen Bache Brenchin, Aefls wa dem Doifb Saint>Br eeson bei Loxeinl in Beang brachte *. Noch die enten christlichen SBewonSre landen dort nnter den TrOmmem der in den StOimen der VOlkerwandemng nntergegangenen Badeetudt eine ydensitao imaginum lapidearnm* d. h. doch wol eine Menge noch nidit umgestürzter Gtötterbilder nndVotivaltire am der rOmiichen Zeit vor ^ Weiter gehört hierhör

2. der Deus Lixo, d< r Schutz- und Badegott des gleiohfiftlls auch heute noch als Badeort bekannten Bagn^res -d e-Lnchon im südwestlichen Frankreich. Vier dortselbst oder in der Unqpegend gefondene Inschriften bezeugen seine Verehrung*

8. Von demselben sprachlichen Stamme wie Lixo scheint auch des Deus Lexis Namen abgeleitet zu sein: er war der Schützer und Vorsteher der am Eingange des Tiiales von Aran in den Pyre- näen gelegenen „eaux de Lez,* über welche Ed. Barry unter Zu- sammenstellung der bezüghchen Funde ausflihrhch gehandelt hat': ausser mehreren den Nyniphac dieser Quellen geweihten Votivaltäreu hat sich auch einer mit der V\ idnuing

LEXl DEO C.SABI HOBT.P. gefanden. Ebendahin gehört femer

* Vgl. OTejß/ißlSA. Kain^el description de Laxeuil p. 28. Greppo Etndee tur les eanx min^ralea et thennalei de 1a Oanle (Paris 18M) p. ISB

not 2 n. p. 126.

s Vit SS Colunibani et Agili in den Aot SS. Benedict. IL, IS, 18, 817. Tgl. Grioim Myth. I. S. 73. 99. -

< Vl^ Greppo a. a. 0. p. 69} n. 19. Ihi MAge Areblologie pyrtateuw p. SIS. Orem-Heawn 6887.

« Ber. arehAol 18B7 XUI, S p. 677'8e&

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4. als Ilauptschutzpott der Stadt wie ihrer berühmten Quelle der auch auf Münzen verewigte Dens NemauBUS der ijallo-römi- Ächen (.'olunia Augusta Nemausui* Neptimia Volranini Art cruuiciTum, welche in der Tab. Peutine:. »egrn. I. F. noch mit dt iii alten, sj)ätcr, wie IS .Heluiut, wieder aufgt'tauchten Namen Nenniso belebt ist, heut zu Tage Nim es im südöstlichen Frankreich. Schon Ausouius* stellt diese Quelle neben die unten zu erwähnende Divona tmd dm PatoviniechMi AponaS| wllmiid eine nicht geringe Ansahl grie- eUadier ond rtaiiicher Vo(iywidmni^;en die andanerade Verriirung ihra Gottes beaeogt*.

61. SohfietBlich Uiat dch Uer noch eine (Gottheit UssnbiQi an- reihen, welche in einer Votirinechrift ans Ifae d'Agenaia (IMp. de liOt-et^Ghuronne) ttberiiefert ist Sowohl die Tab. Penting. segntLA. nennt einen Ort Vesnbio, als auch das Itin. Antonini p. 220 ein Ussubinm auf der Strasse von Bnrdigala nach Argantomagus : die inletst genannte Namensform stimmt genau mit der Inachrifk seihst:

TVTELAE AVG VSSVBIO.LABRVM SILVINVS SCI PIONIS.F.AN TLSTKS.l)

wobei die Widmung eine« labrum durch einen antistes auf einen Tempel des Gottes und Badgebäude mit Sicherheit schliessen Iftsst

Wiewohl alle vorgenannten Badegottheiten, wie schon bemerkt, nirgend» mit ^\.püllo identifizirt oder zusammengestellt werden, so kann doch kaum besweifelt werden, dass dieses bei der so offen- Inmd^ Torliegenden Vennischung gallischer und römischer Glaubens- aoschanungeu gesdiehen konnte und richerlich anch geschehen ist Es beweiset dieses die sweite CSlasse dieser gallischen Bad^^ott- heiten, welche entweder gleich&Us nur an ond filr rieh mit blossem Namen genannt oder sorBeaeichnang ihrer göttlichen Vonrtandschaft mit ihren HeOqiiellen (Aqnae) so Terbonden werden, dass letstere ihnen gradesn angeschrieben nnd nach ihnen benannt sind. .Es sind

0 Nob. urb. XIV. Bordigal. 33 ff.

Vgl. OreOi 1M& 4S90. Beines. Synt inscript p. 848, 107.

MsiU Mas. Ysion. p. OCXXnUU, 8. E. Oerkardls Atehseolof . Ameiger 186&

Kr. 50. 8. S97.

«• Vgl. Mtooiree de la Moam arebtoL da midi de laFnmoe I. p. S63-267.

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diese» A p o n u ö , N c r ii s , N i s i n e i u s und B o r m o oder B o r v o , nach welchen dio ihnen ziigehürigen heilkräftigou Quellou: Aquae .A|K>iii| ^Vquae Neri, Aquae Kisiiieü und Aquae Bormonis genannt werden. IHe anletzt erwiüinte Gottheit Bormo oder Borvo kcmunt aber auch auBBerdem auf emem ihrer DenkmKler noch ab Apollo Bonro vor, so dass demnach auch ein Bttckaohluw auf die Obrigen vorhergenannten Queligtttter boaOglioh dner gleicfa«i Identifinrung mit dem römiachen Gotte wol veratattet ist, sumal auch dn hri- tanniflcher Den« Haponna gleidifiiUs wdter ab Apollo Maponus inaehriftlich b^Uabigt ist, wie sich unten näher zeigen wird.

ü. Aponurt Aquae Apoui. Die heisse Schwefelquelle au Abano bei Padua (Putavium: daher Aquao Patavinae^ Patavinorum aquae calidae Plin. N. 11. 11, 103) wa^ sowohl wegen ihrer hoil- wirkondcu, als auch ihrer weissaj^crischen Kraft biä in die spätesten Zeiten herUhmt und wird theil« einfach Aponus, theils nunicn A}>oni, tlicils funn oder font( s Apoui, tküils endlich auf »it^beu Inschi itteii Aquae Apoui genannt

7. Neius Aquae Neri. Auch dienen Badeort nennt nur allein die Tab. l'eutiii^. segin. I. E., jedoch ohne Beisetzung dt sMoist bei dcu Aqiuie »ich tin<h'nden viereckigen (i<'hiiudes, auf d<'r Strasse von Avarieum (Buurge.'*) nach AugUKtonemetuui ((.'lerniunt ) zwi^clien Mediolanum (Chäteau-Meillant) und Cautilia (Sidou. Apollln. eplnt. IV, 13, wol Chantelle-larVielle). Seiu Namen findet sich zunächst auf folgendem Bn»^til<&e eines au Alwihamps gefunden«! Mdlenstdns

FEIJCI.AVG.TBIB.P.COS.ni P.P.PBOCOS.AVAE.L.Xm MEm.Xn.NKBI.XXV Denmach hat man diesen Namen auf das noch jetat durch sdne Quellen, sowie die i. J. 1^0 evfolgto Aufdeckung römischer Bade- substruktionen (DampfbSder, fthnlich den zu Aix in Savnjeu bloHgo- legten), Statuen, Sttuled, Kapitelle und anderer architektonischen Ornamente bekannt gewordene Neris-les Bains im Departement de l AUier bezogen, woselbst auch wie in vielen andern Badoorten eine Bronaestatuette der Diana *3 gefunden wurde, über welche

.Sahitifer Aponus Csi'^HiiMl. Varr. Icctt. 2, :>'.l Siiet. Tib. 14. AuHon. a. a. O. Loean. l'hars. VII, 202. Cliudian. Idyll. VI. ürelli m». Martial. Vi, 42, G. Orelli 1648. 1644. 9690. mt MaffU Mos. Verrn. p. LXXXIX, 1. Mnrat. p.87,8; 12- >2 Caylus Recneil d'Aotiq. III. p. 'm fT.

" V^l- CJrpppn n. a. O. p. 45—51. Waickenaer (Icogr. des Gsolfls L p. 372. HL p. 661. d'Anville Notice de l'aDOienne Gaule p. 77.

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GotUidt ab Vonteherin von BSdern unten noch NtherM erwfilmt kt Mh Unredit imd ohne allen Omnd wollte d' AnTille in der Tab.PeDting.AqnM Nerae lesen^waswenigstenB^wie selumGreppo bemerkt, Aqoae Ncriae hcmscn müMte: aber auch andere thcilweise erst in der neueren Zeit ebendort anigetuudi ne Stnnschnften bewt i.sen, dasa der Quellgott NerUB und danach 8eiii<' WasHtr Aqua«- Neri hie:«B<'n. Ein von (Jreppo** anget'uhrtes Fragment hat NKNNEl{[() OVH VI SSV: oino jknden' rltendort i, J. ITIH» t,a'fundene, jetzt jpdans unc prtitr villa apell^^e le» Billuux", einige Minuten von ^eris aufbewahrte inschritt Uutet nach (ircjtpo p. 47:

NVMINlßVS AV(JVST()RVM ET IV^ONIBVÖ VICANI NERIOMAlii ENSES während de Cuuiuunt Bulletin nionunienta) vol. XXI (ISf).")) p. CA) in der letzten Zeile ^'EIilON AGENS ES bietet, welche adjektivische Form oflbnbar auch in dem «>betterwähnten Fragmente NENNERIO— ▼oriiegt: es hat sich aUo gewiss schon in uralter Z&t bei den dem Nerns geweihten Mineralquellen eine kidne Ansiedlung (vicun) ge- bildet, deren einheimhche Looidyorsleherinnen, die bekannten galU- flchen Muttergotthdten, I>eae Matares oder Matronae, in olnger In- schrift als Juno n es romanisirt smd. Weit wichtiger als dieses Denkmal ist die folgende leider fragmentirte Aufschrift einer Tafel aus wÖBsem Maimor bei Greppo p. 56:

. . . HNIB . AVa ET NERI

Sil .EnVES.ER.TIVrR . II

LVCU. IVJIIEg.ES'l lMS. FILII

AS. IM )ini(:vS.gVlBVS. FONTES

UMNIBVS . SVIS . ( >RN.\31ENTIS

weil sie neben den NV^MINA AVUVSTORVM amidriicklich wicdenmi auch «las NV.MEN NERI, sftwifueitic tOntos, «Ii«! Säulenhallen des BadcLTcl'ä Ildes uu<l tless«'M arcliitektoniselie und statuaiiselie Aus- schniiickungen ( *)rnanieutu ) erwiiliiit. Vier Inni Inittcn liegen dem- iiaeh al.H sprechende Frkundeu des Quell- und Hadtgottes Nerus vor und be«tiitigen evident die Richtigkeit der Ortabezeichnung Aquae Neri in der Tab. Peuting.

Greppo p. 50 nach B.irailon Kccherrlies sur r.incienno villo roniaine «ie Nori.H (Paris 18W, 8) p. 142 n. fvS NERVS liat nk-h als Tüpfernainen auf St«?m- pelii zu London, Paris und Emä {gefunden: vgL Fröhnor Insc. terr. coct. ▼SS. n. 1688--». .

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8. NiftineiuB AqilAe Nisineii. Wie die Aquae Neri, go Hind euch diese Aquae einzig und allein nur durch äie Tab. Peutiag. segm. I. C. Uberliefert, woselbst sich, auf der Strasse yon Avaricura (Bourges) nach Augustodunum (Autun), neben dem Namen auch wieder (hin inclir erwähnte viereckige Gebäude eingezeichnet findet: übereiustimuiend nimmt man daher B o u r b <>n - La n c y (ISaone et Loire) als die Aquae Nisineii an; diese können aber nach Analogie der übrigen Aquae nur von einem Quellgotte Nisi- neius, nicht von „quelque personnago distinguö*' dieses Namens, wie Gi:cppo meint, ihre Naraensbezeichnung empfangen haben. Mit gleicher Evidenz bezieht mau aber auch darauf die an Coustantin gerichteten Worte des Eumenius panegjr. VI, 22 bezüglich der ,aquae calentes*' bd den Aednem: ,iuir»b€ris profecto Slam quoque numinift tni sedem et oalentes aquas iine uUo soKb ardentis in- dicio, quaram nulla trutitia est Bi^oriä ant kaUtoi, sed talis hauBta et odore ameeritas, qnalis fonthim fingidonun.*^ Das nnmeii tu um ist natttrlidi Apollo, wie aus Veri^dcbmig tob cap. 21 erbellt. £b lag nahe aach den heatigen Namen der Stadt auf dm Namen des (Mottet Nisineins amücksiiftohren: d'AnVille lötet dea l'Anci von dem Namen Ancellus, Anceau ab, wie er auch bei dem unten zu erwähnenden Bourbon-l'Archambault auf einen PIrchembaldus zu- rückgeht. Miliin (Iaf:egen 1^ dem Lanoy sofort den Namen des Nisineius zu Gnmde, zumal der Namen der Stadt bei älteren .französischen Autoren theils Bourbon nensy, theils Bourbon Nansy lautet; auch Greppo will Nansy aus Nisineius entstanden wissen. Doch dieses Alles bleibt umsoniehr blosse V'ennutliung, als sicherlich auch der erste Theil des modernen Namens von dem gleich zu er- wähnenden (rotte Bormo oder Borvo abgeleitet ist.

9. Bormo (^Hurvo) Apollo Borvo Aquae Bormonis. Nicht weniger als 4 Badeorte sind es, an welche sich Namen und Denkmäler des (Jottes Borrao oder Borvo kniiplen. Schon darum allein miisste seine mythologische Bedeutung als eine allgemeinere, auf Wasser undBfider überhaupt bezügliche vcrrauthet werden, wenn anch andere ffieae Vennttthnng evident bestätigende Momente nicht vorlägen. Es begegnet aber der dem Worte an Grunde Hegende Stamm nicht bloe in Ortsnamen vider cum Tbdl wdt von einander liegenden Gegenden, sondern es liegt dabei a«eb in vielen Fällen eme Beiiebung auf Wasser oder wasserreiehes Lsod nahe oder ist

Vgl. Vtleriiis NoUÜs GsUsram p. 101. . «TAavIlle p. 18 .Wsleksnaer I. p. 879. III. p. 68. Oreppo p. 51—69.

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kiebt mwhiiiiidiiu. Gani atgctehwi ron ffiqfiofot iik d«i Fran- soMD nodi jetit kt bovrbe eine Munpfig-monstiBdie Niedern]^: «ne Beachaffenhat des Temans, anf welche sich ohne Zweiföl auch die bei anderer GMegenheit** niher erörterten Locahiamen Borma, Bormannnii Bormani, Lnois Bormani oder Bormanae, Bor- mana, Borbitomagns (Worms in einer wasserreichen Niederung am Bhein), das heutige Horm es an der Kflate von Südfrankreich, simmtlieh im (Tcbietc des alten (lallien ebenso beziehen, wie die Aquae Bormiae", da« heutige Bormio *• am Wormser Joch im Veltlin und das makedonische Worms Bormissns mit dem Grabe des Eiiripide» in der Umgebung zweier Quellen, endlich vielleicht auch der von den Nymphen in die Fluthen gezopfiir und alljährlich durch feierliches Todttnfc!*! beklagte Mariandynische Wasserheros Bwfftoi. Zu allen diesen offenbar von dcmsi lbcu Stamme auHgegiui- genen Locai- und Personennamen gesellt sich j<'tzt aucli weiter noch ein hispanischer Dens H o r nia n 1 c u a um insbesondere die Zahl derjenigen Ableitungen zu vervollständigen, welche dem reinkeltischen Sprachgebiete angehören und zur Genüge bezeugen, dass, wie oben bemerkt, die Bedeutung auch des Bormo oder Borvo die mehr allgemeine eines Wassergottes war, die dannwol ihre besondere Besiehnng anf Mmeralquellen nnd Heilblder erhielt vnd den in den Votirinschriften begegnenden Gott namentiich in seiner Identifistrong mit Apollo als Badeheilgott erkennen llssi Die Torerwfthnten ▼ier Badeorte, deren moderne Namen noch anf £ese Gottheit an- rückweisen, und nnn aber folgende:

Bonrbon l'Archambanlt (AIHer): wiewohl an diesem Orte Us jetet gar keine VotiTsltibe des Bormo (Borro) m Tage getreten sind, so hat man doch dort die Ueberreste eines römisch«! Amphi- theaterS|dbier Wasserleitung, Bäder, Ziegeln von der Badeheiznng unter einer, wie es scheint, verschwenderischen Anwendung von Marmor imd Porphyr gefunden. So siclu r es aber nur dem Zufalle zuzuschreiben isty dass bis jetst keine Denkmäler jener Gottlieit daselbst aufgefun^ den wurden , so sicher hat dennoch dieselbe dem Orte seinen Namen gegeben. Dafür zeugt der heutige Namen dieses Badeorts nicht weniger als der mittelalterliche und antike. Sirmoud^ führt aus

1' Vgl. Bouuer Jahrb. XXXili. XXXIV. S. 15 ff. (' Oasitodor. Tanr. leett X, S9.

Lorsch a. a. 0. S. 166. t9 Vgl. Httbner in idea Moaatsbsrlshten der iL Akad. der Wiis. in Beriia 1861 S. 801 f.

M Sinioad ad SMon. not p. 4B.

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oinem alten Chroolsten folgende Stelle an: ^Aquitaniam ingressos quaedam oppida et oasteUa maiiii cepit, iu quibua praecipus foere Burbonium, Cantillia, Oania mons': hier kann noh daa Bnr- boniom nur auf unaem Badeort besiehen. Daao kommt endlieb daa wichtige Zengniaa der Tab. Penting. segm. I. G. mit ihren yAquae Bormonia*, eingeadirieben wiederum neben dnem vier^ eckigen Gebinde auf der Straaae von Avguatodnnnm (Antun) nach Avaricum (Bonigea) awischen Snillia oder Sitillia (Thiel) und Dop;ena (D(^cirte) : einstimmig hüben die firanatfaiBchen Arch&ologen darin B<>ui hon-rArchambault erkannt und angenommen. Weiter geh4(rt hierher

Bou rbon - Lan c j: in diesem sclion oben bei den Aquae Niaineii besprochenen Badeorte landen sich drei Votivinschriften, deren zwei unzweifelhaft liorvoni et Damonae, eine Borraoni et Damonae pewidmet ist Desselben Badep>ttes V^erehrung beurkundet ferner auch jetzt noch der N amen von

Bo urbo n n e - Ich - Ba i n 8 (Haute Marne), sowie zwei dort- selbst zu Tage geförderte \ otivaltiire, welelie ßorvoui et Damo- nae und Deo Apolliui ]^orvonl et Danioiiai', (Iciiiuaeh also demHelben Ciötterpaarc gewidmet öind Auch diesen ( )rt wollte d'Auville^* in einem der mehrorwähiiten viereckigen Badegebäude der Tab. Peuting. Hegm. Ii. A. auf der Strasse von Andomatunum (Laugres) nach Tnllum (Toul) edcennen, bei welchen kein Na- men beigeschrieben iat: er vermuthete demnach, daaa andi hier ein Ort Aquae Bormonis d. h. eben das heutige Bourbonne-lea- Baina gewesen sei. Daaa swei Badeorte nach einer Gottheit be- nannt worden aeien, hat hta. der allgemeinen Bedeutung dea Deoa Bormo nicht allan Nidkts auflbllendes, sondern wird nch weiter auch durch dn analoges Bdspiel eridoit beatätigen lassen. Endlich ist die Verehrung dea Bormo auch durch awei Inschriften beglaubigt, welche sich

zu Aix-leg-Bains in Savoyen gefunden haben. Die erste dieser Inschriften ist ungenau auerat von Albanis de Boanmont^ also mitgetbeilt worden:

*' Vgl. Valcsiiis Notit. Oall. p. 101. ;i (rAnville notice p. 74. Waickcnacr I. p. ;t72. III. p iu. Creppo p. 25— Ss7. L. Uenier aauiwire de la sooiötä des An- tiquairea do Frauce, IböO, p. 247.

» Oreppo p. 56 a. 57.

>3 Greppo p. 28 v. SO. OielH-Henasn 6680s>

Nofico p. 75.

" DescriptiuQ des Alpes Grecques et Cottiennes pL XIX, d.

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QVRMIVS

CVIICVS

BON VS . M etwM besMT von Oreppo>*:

GVLILTVS

CVRICVS BOMV.V.&L.lf snletit endlich genauer Ton A Ilmer*':

cvLinvs

CVTICVS BORVVSLBf

d. h. wol: GaiuB Vettius Cuticuä Bormom nti voverat solvit lubens merito. Kbendenteibe tlieilt dann weiter a. n. a. O. p. 7 auch die sweite dieser Inschnftcn folgend crmasscn mit:

M LICIN UV SO BUliM N'VSLM

Wlowtdil unter diesen sieben Votivinschritten des Bormo oder Borvn nur eine is*!, In wrKlier, wie oben schon bemerkt, dieser (Jdtt mit Apollit idiniitiziit erscheint, ao kann dieses doch ebenso- Avrnij;- autl.ilK'u, wie die danebenstihende Thatsache, dass vier dit'- ser <Jii<'ll- und Badcf^ottheiten immer nur in der Zu.sanuiienstclhmj^ mit Apollo begcj^nen. Dass dieses nur dem Zufalle beizumessen ist, weleher i»is jetzt noch kein iusehriftliches Zeugnis.s an s Taj^eslielit gefordert hat, das diese Götter nur mit ihrem einheimischen >«amcn allein aufwiese: dafl\r seugen zwei Votivinschriftcn eines Dens Mapouus, welcher, obgl^h Britannien aiq^örig, doch füglich hier eingerdht werden darf.

lOl Maponua Apollo Maponna Aquae Maponi. Die eine dieser Votivinschriften, an Armthwüte in Gumbwland ge- funden, ist, neben den Nomina Augustorum, in erster Stelle Deo Mapono, die andere aas Ribchest^ aber Deo sancto Apollini Hapono gewidmet: letztere seigt auf der einen Seite den Apollo mit der Laar, auf den baden andern wobUche Gestalten mit Blumen- körbehen ^^ Daas aber auch dieser locale Apollo Mapouus ein Quell- und Bad^tt gewesen, darauf weiset, wenn nicht Alles trttgt,

Greppo p 156.

Sur deux inscriptions votives en rhonneur de l:i di'essc {!!) I'nrino, pro- tuctrice, a l'üpoque romaioe, des oaux theriuales d Aix en Savoie ot sur l'üty- mologie da nuit BOVBBOIC. Lyon 18öO. 8. p. 6.

» Vgl. GoUingwood Bruce im Arehsflologiesl Journal 1866 p. 47. p. 996. Biitannia Romana ed. Camdin-r;mitrh III p 'MH. od. Caradcn-Oibson II. p.974. Tb. Wright tfae Celt, tbe Koman, tbe Ssxon p. 2|S3. OreUi-fienaen 5900.

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«ine m di«emBezugeuiiiehitBlMirAN4ilisdeBG«pgraphuBBaT«^^ wdcher unter «ndem britanmeeben Oertem andi em jetst nidit leicht mehr nflher beilinimbaree Maponi anfftlhrt, dessen «genihflmliehe Form einen Genitir vermuthen Utost, bei welchem ein sngehOriger Nominathri wie Öfter, «ugelnnen ist: dieser Nominativ dQi-fte aber kaum ein anderes Wprt als eben ^Aqnae* gewesen sein: es wiren demnaeb andi für Aj^oUo Maponus die nach ihm benannten Aqnae Haponi nachgewiesen.

Was nun aber jene vorerwähnten vier Badegotthoiten angeh^ welche auf Inschriften ,immer nur mit Apollo identifiairt werden, so sind es Apollo CobledulitaTas, Apollo Grannus, Apollo LiviuB und Apollo Toutiorix; von denen der erste dem südwest- lichen Frankreich, die übrigen den Rhein- und Mainlanden angehören.

11. Apollo (/ublcdulitavuB: seine Hciraath ist das alte Pe- trucorii, jetzt Pcrigueux in Südtraiikieich ; wiewohl man dort selbst nämlich erst in neuerer Zeit die Substruktionen römischer Badeanlagen aufdeckte, so war doch deren einstige Existenz be- reits durch folgende, 8cht>n feit längerer Zeit aufgefundene, jetzt „dans les ruines du chateau de Barrien " aufbewahrte Inschinl't beurkundet^:

ET DEO /iPOLLINI OOBLEIDVLITAyO if . POHPEIVS . C . POMP

SANCn SAGEBDOT ABENSIS . FIL . Q VIR . IIB SACEBDOS.ABENSIS QVI TEMPtiVH DEA. TVTELAB ET THEBMA PVBLIC . VTRAQ . Ol VETVSTAE COLTAB SVA PECVNIA REST V.S.L.M

Diese leider fragmentirte Inschrift ist , nach Anleitong von Zeile

7. 8. im Anfange DEAE 'rVTELAE zu ergänzen: eine Gottheit, deren Verehrung durch zahlreiche Votiviiischriftcn aus dem südwest- lichen Frankreich dokunientirt ist; ebenso int Zeile 9 VTRAQ . Ol wol einfach in VTRAQ VE zu verbessern, mit welchem Worte das templum der Dea Tutela und die thermae publicae zusammen bezeicb-

" p. 436, 20 cd. Pinder u. Pwthey.

>o Vgl fievae des sociötös savantes iööö. IV. p. 106.

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net werden; gleicherweise ist in dem angeblichen VETVSTAE von Zeile 10 die Verbindung von A und T übersehen, da es VETVSTATK heisseu muss. UnerklärUch bleibt der SACEÜDOS ARENSIS, des- sen Würde die beiden in der Inschrift genannten Pompejer, Vater und Sohn, bekleideten; mit Abbe Audierne eben neerdM Hwtis IQ Tentehen, igt mehr ab swafelhaft. IHe thermne pobficae thet benähen neh offenbar auf Apollo GobledulitaTns, welcher ohne Zweifel ab djor Quell- nnd Badegott deren Schntigottheit vpA Yor- •teher war.

12. Apollo GrAnnuB ~ Aqnae Qranni. Die Bedeatong die- m wdtverehrten Heügotftes erhellt «mlohat ans emer Nachricht des CasiinsDio'< Uber die Krankheit desGaracalla, welcher wflhrend der- selben verschiedene HeUgOtter ohne Erfolg anrief, darunter auch den

Apollo Grannns: ^/«^ o *AnoUiuy o rqawoq ov&^ o *4oMl^mos oSSt o J^Mfcittf mmbui^ miXi piv iuirttamrtt avttf liqtilrfaty^. Zu diesem Zeug- nisse kommen noch siebz ehn meist in SUddeatschlandund den Rhein- landen, einzeln auch in Rom, Siebenbürgen und dem Grabe eines nornianniHchen Häuptlings am Mälarsee in Schweden aufgefundene Votivinschriften'*, welche APOLLINI GRANNO gewidmet sind: auf einigen derselben ist er zugleich mit den NYMPIIAE, der 1IY(tLV und einer gleichfalls keltischen DEA SIRONA zusammengestellt, wodurch einerseits für ihn selbst auch die Redeutuiig als Heilgott und zwar insbesondere durch Heilquellen bestätigt, andererseits auch da.s Wesen seiner zuletzterwähnten göttlichen Begleiterin vermuthungsweise näher festgestellt werden kapm. Schon die beueikenswertfae Thatsaehe, dass die bei weitem grossere Ansahl dieser Votirinschriftsn dasBhein- bnd anm Fnndgebiete hat, weiset darauf hin, dass die ,Aquae Granni'' ebendort gesucht werden mllssen, [und man hat daher lingst schon dieselbeB in den Heilquellen von Aachen mit um so grSssetem Beobte wiedeigefimden, ab ihr Namen ftst unTerKndert in derMlben Form durch das gaaae Ifitteialter fortgelebt hat**. Die reiche Urkundensamnilung des Niederrhons von Lacomblet ent- hält im ersten Bande eine zahlreiche Menge von Dokumenten aus dem IX. bis XH. Jahrhunderte, nnter welchen nur drei in der Subscription ab Ort der Ausstellung |,Aquis'' schlechthin aufweisen; eine hat y^apud Aqnis grannm^, eine andere „in aquis gra-

» Lib. LXXVIl, 15.V0L U. p. 413 ed. I. Bekker. Ygl. OrelH-Hrasen lad. s. v. p. 23.

33 Vgl. Yalfisliu Notit. Gall. p. 28. Eckhart de ApolHne Granno in Enchen- beckeri Analect. Hasaiac. Marburg 1728. collect. lU. n. XI. p. 890— Sil Bimard diatrib. ad Horat coL Ö9. Greppo p. 169—161.

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nensi palatio'', die weitaus gröaaere Ansahl (16) bietet „Aquis Grani", theils in einem, theib in zwei Wörtern gcachrleben; ebenso hat auch Einhard in seiner Vit;i Caroli M. , während eine von Fröhner^' niitp;otheiltc mittelalterliche llofdichtung „ad Aqua» Grani'' anführt. Man ersieht aus allen diesen Erwähnungen, dass, wenn irgendwo, grade dort sich der römische Namen „Aquae Granni" lange erhalten hat, wenn iuuh die Form Aquis granum (eine an sich ungeheuerliche Wortbildung!^ div- raiit' hinweiset, dass die u: .sjirünglichc mythologische Bedeutung und Beziehung des „Gran nus" völlig verlorenging, wie auch die Schrei- bung des ,,Graui^' mit einem N beseugt Wie in vielen analogen FiUoi sehon im Altortiiiim« geadiah, lieM nuk allnilthlig den Zu- •ats „Granni" gamt Allen, wonadiiodann am dem Obrig bleibmdon „Aquae" du deatsche Aachen und das fransösiflche A'ix wurde, wdchem letetem sodann iheib wol rar Untersoheidang von dtm pro- Ten^alifldi^ und saTOTBohen Aiz, iheilB ▼idleiebt aach aar Beaeidi- nung der religiQe-kirdüichen Bedeutung der Stadt und wie mm Gegensata gegen den faeidnisoheni, Graun ue" noch dM charak- teriatiBcho „la Cha pelle" hineugefügt wwde.

13. Apollo Livius. Demselben Ehcingebiete gdlOrt weiter auch der auf einer Vutivinschrift aus Dietkirchen bei Bonn zu Tage getretene Apollo Livius an 3*. Der anseheinend römische Beinamen Livins darf hier nicht befremden: auch Zeuss^' weiaet nach, dass dieser angcldich römische Namen keltischer Abstammung sei: Plinins H, N. III, 4 erwähnt eine Stadt Glanum Li vi, ein pagus Livius findet sich aut einer Inschrift auM Brescia, eine Frau Craeca Livo- nis filia ist gleichfalls iuschrit'ilicli beglaubigt lauter unzweifelhaft keltische Personen- inid ( )rtsnanien. Fickhart^^ bezieht den A p o 1 lo Livius auf den zwischen Kaiserswerder und ürdingen auf dein linken Kheinufer liegenden Ort Linne: wiewohl dieses nur Vermu- , tliung ist, SU liegt doch die Annahme sehr nahe, dass Apollo Livius der göttliche Vorsteher einer der xahlreichen kleinereu Mineral- und HdlqueUeii BheinpreuBMBs gewesen ist, welche schon den Bömem bekannt waren.

M Vgl Haapt» Zeitsdirift f. deetsehss Altertham. XL 8. 16.

s* y^l. Annalen dos Nassau'schcn Vereins VII, 1. S. 189. Vgl. Hüpsch Epigr. p. 6 n. 12. Orelli 2U21. Gram. Celt p. 24.

» Octavio Rossi Le Menorie Bresoiane ed. Yinseeesi p. 238 n. IGk Hont

p. 77,16. Orolli IWl.

de ApoUine Granne a a 0. p. 326.

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14. Apollo Toutiorix. Wie dlo Aqua c Grau n 1'' haben ßiclierlich auch die hoissen Quellen des heutigen Wiesbaden eine der crntr'u Stellen niiter den von den Römern benutzten Helhjuellen der beiden Germanien ein^enonuuen, un<l es wäre autfallend, weim uns nicht auch über die Loeal^ottheit derticlhen irgend ein Zeu{i^- niss überkounuen wäre, bekanntlich erwähnt zuerst Plinius N. H. XXXI, 2, 17 die „tuutt's calidi trana Illienum'' zu ^Matti acum in Ger- mania'', welcher Ort ;o£fenbar mit dem Mantauor des PtolemaeuB II, ll,S9«id dcmh«itiig«n Wiei]>*deii identitdi ut^. Wenn mm aneh Amniuns UaroelUmiB XXJX, 4 dieselbea QimIIai „Aqnae Hat- tiftose* neoBty so haben beide Zeim^niiM nuMchrt nnr die BeneD* matg der Quellen nach der eie umwohnenden VöUcenchsft der Hat> tiaoi im Auge: sowie aber a. B. die Aquae Palayinae als identisch erkannt wurden mh ,Aqnae Aponi*, so daif anoh wol auf eine analoge Sehut^gotthett lltr die heissen Quellen des alten Mattiaeam geschloesen werden. Und in der That wurde schon i. J. 1784 bei der Fundamentirung des Gasthauses zum Sclüity.cnhof in WicHbaden selbst eine grosse i. J. 1852 von da ius Museum verbrachte Votivinschrifi aufgefonden, welche die Geltibdeerfüllnng eines Centurionen der VII. Lepon verewigt, der offenbar in den Heilquellen seine Genesung a;c- t'undcn hatte. Dieser höch8t wahrscheinlich zwiHchen den Jahren 222 bis 235n.Chr.fjerttiftete Voüvaltar ol)er istArULLlNI TOVTlOUKIT geweiht, dem einzigen Apollo, weleher, unseres Wissens, auf den In- selirlftcn des romisehen Nassau hegeti^net"". Ks kann wohl kaum einem Zwcitcl unterliei,'eu, dam dieser einzig dastehende Apollo Toutiorix als Heilgott uud sicherlieii als V'orsteher der heilkräfti- gen Quellen des alten Mattiacum anzusehen ist, welche demnach auch wol als „Aquae Tou tio rigis'* bezeichnet worden sein moch- ten, wiewol ein ausdrückliches Zeugniss darüber nicht vorli^.

B. WeibUcfce Qicll. iid BtdcgaUlleilM.

Neben diese minnliohen Quefl- und Badegottheiten der Kelten stellen sieh nun aber auch eine Anaahl weiblicher, ohne dasa je> doch bei diesen eine römische Gottheit nachgewiesen werden kann, welche mit ihnen so identifiairt worden wire, wie ApoUo mit jenra. Der Qrond dieser Erscheinung liegt gana nahe: es finden uch nftm- lich €wt an allen durch- Mineral- und Heilquellen ausgeseichneten

«0 Vgl. Annalen a. a. 0. S. 76, 13S f.

«i OraUi 2m, Annalen IV. S. 876 n. 618 a. 48.

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Orten der ehemaligen Nordprovinzen des römischen Reiches vom FusBC der Pyrenäen bis an den Rhein und die Donau zahlreiche Vo- tivaltärc der Nymphae: diese aber waren bei den Römern bekannt- lich die eigentlichen Vorsteherinnen der Quellen, in welchen sie ver- ehrt wurden; eine besondere weibliche Gottheit gab es daher bei ihnen nicht, welche in analoger Weise, wie Apollo mit den niänu- licheu, also mit den weiblichen Quell- und Badegottheiten bei der Amalgunirung keltischen und rttmiBchen Glaubens hätte identifinit weideii kSmicn. Dam kommt, dem ülMtliHipt anch £e nachweu- liehe mid mnthrnMifiehe Zahl der weibfieheii Gottheiten dieier Art mir klein ist und flieh im Oanaen anf aeclifl bis aieben bettnft. Vonunp austeilen ist

1. ^egesta Aqnae Segestae. Zwei an Tenehiedenen Stellen der Tab. Fenting. neben daa mehrerwihnle viereckige Ge- b&ude eingezeichnete Namen von Badeorten nnd offenbar Yon einer und denelben Gottheit abgeleitet^ weldhe gleich dem Bormo and der unten nfiher '/u beainreohenden Sir o na eine allgemeinere Bedetttang gehabt haben muss. Einerseits nämlich führt die Tab. Peuting. segm. 1. F. einen Ort ^Aquae Segete^ im Gebiete der (Segusiavi auf, welchen man jetzt gemeinlich in Moind bei Mont- brison sucht*^; andererseits findet sich ebcndort segm. I. C. im Ge- biete der Senones gleichfalls ein Bad „Aquae Segestae" einge- zeichnet, welches man in Montbouia zwischen Chfttillon-sur-Loing und Montargis wiederzufinden meint*'. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass diese Badegottheit Segesta (denn also ist an beiden Stellen der Tab, Peuting. zu lesen) gar Nichts mit der römi> flohen Segetia^ oder Seia oder Segesta*^ als die zufällige Na- meniidentitit gemein hat, aondem vielmehr als dne einhafinliehe gaUiflehe QM&l ansoflehen iet Plimofl N. H. m, 5 nnd 19 enrShnt Stidte des Namena Segesta ans dem Gebiete der Idgurischen Ti- gulfi und der kehuKshen Gflimi: in letaterer Stelle ist nlmfich Se- geata statt derVulgateSegeste aua dem trefilichenPariaimiaA (6796) ohne Bedenken in den Text ao&nnehmen. Daan kann noch Se- gestica ala Namen einer durch den Zniammenflnss des Savus und der Cdapis gebiUeten Ineel ane demadben Schriftiteller m, 2b, ^

«1 Vgl Forbiger Udbch. d. &. Geogr. III. S.210. Aug. Beroard descristioo du pays des Segnsiaves, Lyon 1858, p. H. Greppo p. 71-86.

Vgl. An-u!?titi Civ. Dei. IV» 85 foL t fK 146 ed. Btmig9, ♦» VgL Pün. N. H. XVIU, 8.

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g«ftigt werdfin. Der S^gMta niht wkk. lunichftt «ne brittnnifteh'e

Qtiell nni] Badgottheit an, da bei ihr genau dasselbe Verhlltniss ob- mUtety wie bei dem oben mit aii%eAÜirtoB britumiicheB ApoUo Ma- ponus: diese GK)ttheit ist

2. Sulis Siilis Minerva Aquae Snlis. Das Itine> rariuin Antonini** tUlirt nämlich einen Ort auf, welcher in der ge- wöhnlichen L^ung mit „Aquls So Iis" bezeichnet wird. Wälirend Ptolemaeos ihn einfach vSmn 3f ,fiu, aquae calidae, nennt, und man denselben längst in dem heutigen durch seine heissen Quellen, wie durcii seine zalilreielien römiselien Altiitliümer bekannten Badeort Bath erkannt hat, stand die unvi rt'iilscbte Schreihung seines Namens noch nicht fest Da unter den Handschriften des hin. Anton, die zweite Hand des dem VIII Jahrhunderte angehörigeu codex Vindo- bonentiB (L) und der mit ihm eng Terwaadte Bemeans (i: prae&t p. XVII), sowie der mh ihm meirt ttbereinttimmeiide Veticume 1888 (N: prmelSrt. p. XX) jedoch »Aquit SuHa* bieten, so ist bereite Ton K Httbner** snf diese Leseart ab die allem richtige hingewie- sen worden« Bomal nnn auch die ins ohriftli oben Zeugnisse die* selbe evident nad llbetrasehend bestitigeD. Ghms abgesehen davon, dass, wie Hfibner bemerkt, ^Aquae Solis' schon mythologisch gana unwahrscheinlich ist (demi die ^quae Apollinares'' bei Vicarello in Italien können bei der fguaz verschiedenen Beaiehung des Apollini- sehsn bei ihier Benennung gar nicht verg^chen werden): liegen nttm- Uch sechs inBchriftliche Votivwidmungen aus Bath vor, von denen drei einer DEA SVLIS (denn alsu lautet der Nominativ zu dem gleichlautenden Genitiv und dem Dativ SVLI dieser Inschriften) gchlechthin, drei andere aber einer DEA SYLTS MINKRVA ge- weiht sind*^: der englische Alterthumsforseher Lysons*^' hat daiier, wie Hübner bemerkt, den Namen der Göttin mit den „Aquae Sulis" zusammengestellt und allerlei etymologische Versuche daran geknüpft. Das» es dieser nicht bedarf, erhellt aus unserer ganzen Erörterung, wonach einerseits bei der evidenton Uebereinstimmung der besten handschrifUidMn wid inschrilliBelieik Uifamden ttber den Namen der .Aquae Sulis* ebosoirenig Zweifbl mshr sein kann, wie anderer-

p. 468, 8 ed. WsMSltog;- 888 ed. PIndsr il Psrthey.

♦T p. 73, 16 ed. Tauchnitz.

«» Khein. Mus f. Philol. N. F. XIV S. 349.

M Lysoua Küliquiaü Britanaico-Kuiuanac (LondoD 1813. fol.) vol. I. Tab. X, 1, 2, 8, 4; Tab. VI, 8; ZUI, S. Orelli 8058. OreUi Heuen S014. ** LjjBoiis vol. I. p. 9. not e.

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MÜS darttW, daai jene sAqnAe** ganz und gar nach Analogie der

meisten vorerwühnten Badeorte ehendieseu ihren Namen von ihrer fliiiheimiBchen keltiichen Bchutsgottheit erhalten haben. Ganz beson- ders bemerken» Werth ist nun aber die Identitizirung derselben mit der römischen Minerva, wie sie in drei Inschriften klar vorliegt. Es wllrde hier zu weit führen, das Wesen der keltischen Be Hsani a, welche die Könicr wol zunächst mit ihrer Minerva ulentifizirten, sowie anderweitige Idcntifizirunj^i n keltischer Göttinnen mit ebender- selben, insbesondere mit lüicksicht auf Caesar b. g. VI, 17, näher zu erörtern ; eine bemerkeuswertlu! Thatsache dagegen darf nicht übersehen werden, das unzweideutige Zeugniss näiAlicb, welches da- rüber vorliegt, diiss, bei dem allmäliligen Untergange der alten kel- tischen Uötterweli und dem vollständigen Siege der Götter Hüms, auch in Bath die einheimische 8ulis zuletzt ganz und gar der rö- mischen Minerva gewidüB isty unter deren Sdinte sodann alle jene H^neUen kamen. Es beriehtet nImHch G. Jolins Solinos** hei sa- ner Beediretbung Britanniens: ,CSrcmtns Britianiae quadragies oo- tiee septuaginta quinque mflia (pMsvum) mnt In quo spatio magna et molta flnmina, fontes calidi opiparo «acnlti apparatn ad nsus mortalium: quihus fontibus praesnl est Minervae nnmen, m coSuB aede perpetd ignee nnmqiaam caneecont in &?3bS| sed nbi ignis tebuiti vertit in globos saxeoi.* Die ndetit erwXhnle Thatsache von einem ewigen Feuer seheint auch einem Chronisten des 14. Jahr- hunderts bekannt gewMCB zu sein, welcher dasselbe in einen dem Apollo und der Minerva geheiligten Tempel versetj^t^'. Ueberhaupt dauerte die Bedeutung und Frequenz des Badeorts Bath sicherlieh anter lebendiger Bewahrung der lokalen Traditionen durch das ganze Mittelalter fort, wie ausser den mannigfachen Restaurationen der dor- tigen Thermen von geistlicher und weltlicher Seite, sowie den Bad- besuchen selbst der kcinigliehen Familie insbcHondere noch ein Be- richt aus dem Jahre KiTl mit den Worten meldet: „llluc unmis ge- neris onminque eonditionis viri tuemiuaeque, sauitatis, imu delitiarum causa tota ex Britannia confluunt.***

Auf dieselbe britannische Dea Sulis bezieht sich vielleicht auch ein auf der Tab. Peuting. segm. 1. A. in dem Gebiete der Britannien

si C. Julü SoUni polyhistor ed. Salmas. (Plinittise SssreHt.), U«feebtl689, fol. cap. XXII p. Ml p 114 f. ed. Tb. Monaasen. Leröch a. a. U. S. 29. M Lerscb a. a. 0. 8. 161 u. 16&. M Laiseh s. a. 0. & aOi

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gegenüber auf der Westküste Frankreich wohnenden Veneti einge- zeichneter Ort SuHm, welchen d'An ville^^ Sniis nennt und Wa Ic ke- uaer^* nach Tlciuielxui in Morbihan verlegt: ein Ort, der ii:i<li Pa- tissicr^'' Miiicrulqucllcn enthält ; oh aber auch römische Altertliüiner, ist nicht bekannt. Diesten beiden (iröttitinen reihen sicli am besteD zwei schon genannte göttliche Begleiterinnen des Apollo an.

3. Damoua: sowohl aut den l)eideu zu Bourbonnc-les-Bains als den drei ni Bourbon-Lancy gefundenen Votivaltären des Bormu oder Bonro ist ^eee OOtÜn nut Apollo m *<änem Gtötterpaare verbiind«ii> 80 daBB wol am der Natur und dem Weaen ihres [Begleiters auf ihr eigenes Wesen ein Schhus erUmbt is^ wie dieses auch hei andern ihnlicben OOtterpaaren ans der r0m{scli<Jcelti8dien Mythologie nahe> gelegt ist Bemerkenswerth ist bei diesen YoIxTinsehriften noch, dais eine dersdben einen G. Da Bim ins FeroXy «vis lÄ^nnsy inm Stifter hat, dessen Namen so sehr an den der D'amona anklingty dass eine Art besonderen NauienspatronatBveilülltnisscs rorzuliegen scheint^. Derselbe Wortstamm liegt übrigens offenbar auch den keltischen Personennamen Dama, Damo und Dattiio zu Grande**.

4. Sirona. Wie Damona mit (Apollo) Bormo oder Borvo, so « ist auch Sirona auf vier der obenerwähnten Votivaltäre des Apollo Grannus rnit diesem zu einem Götterpaare verbunden und

darf desshalb wol ebenfalls als eine wohlthiitige Heil- und (jui llgott heit angesehen werden. Bestätigt wir«l dieses ganz besonders durch eine vor niciit langer Zeit in dem obenerwähnten Madeort Luxeuil (Luxovium) aufgefundene Votivinschrilt, welche ebenso wie eine an dere von der unten zu erwähnenden Quelle bei Nierstein, vielleicht auch eine dritte aus Graulx bei Soulosse in Frankreich, nur dem Apollo allein ohne weitere Beinamen und der Sirona gewidmet ist: auch diese beiden Fundstfttten und diese ZusammensteHnng der Si- rona mit dem römischen .Heilgotte kann nur die jener Göttin beige- legte Bedeutung bekriftigen. Dass aber, wie auoh wd bei der Damona, ^ese Bedeutung weniger eine loeale, an eine bestimmte HeilqueHe vonugsweise geknl^tfte^ sondern tiehnehr, wie bei Bormo,

w Hotice p. 6SS.

Göogr. III. p. 68.

*' Manuel des eanx minßrales dp la Franne p. .^57.

» Vgl. Orelli-Henzen Ö8ä0. Zeitschrift f. d. Alterthumsw. lS4ü ä. ÖG und 1861 S. 119 ff.

Vgl. Wiener Jhrb. 184»;. CXVI. Anzbl. S. 59. Stnart Caledonia Romans tab. V. r. {. 192. Overbeck Katalog- dcg Bonn Muh. 8. 73 n. 146. Fsbrett. p. %. Bullet, deir inst, arcii. im p. 110. Orellt 1658.

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ao

eine allgemeinere war; dafür zeugen Überdieas noch sieben weitere VoHTSnaohriften; welche mohi nur der Dea Sirona allein gewidmet nai, epudera aaeb durch ihre AnQndung in dem weiten Gebiete von Bretten in SiebeobOrgen Ina tief nach Fraakreieh hinein sogleich genqg^am die wttle Verbratimg ihres Gultos und damit flicherlich anch die allgemeinere Bedeotong ihres Wesens beorkon- den*0. Der Damona nnd Sirena scUiesst sieb snnichst an die

&. Divona, jene berühmte QaeUe an Burdigala (Bordeaux), wdebe man jetst in der Quelle von Fondauddge ra sehen glaubt: bekannt ist das hohe. Lob, welches ihr Ausonius gegen Ende des vierten Jahrhimdcrtä spendet*':

Salve fuuB ignote ortu, saoer, ahnei perennis, Vitree, glauoe, -profunde, sonore, illini«, opaee; Salve urbis genius, medico potabilis haustu, Divoiia Celtanim lingua fons additc Divis, und an Güte über die Wasser des Apunus uiul Neniausus stellt Burdigala gehörte bekaiiutlicli zu dem (xebiete der Bituriges Vivlsei, wiihreud auch die Haupt.stadt der Cadurci, da« jetzige Cahors, gleich- falls Divoim hiess»'2. Aii.sser den vürgeuaimten Quell- und Badegott- heiten lassen sieh noch einige andere Göttiunen mit fast gleicher Sicherheit demselben mythu logischen Kreise einreihen. Zuvörderst ist aus diesen

M Ygl Bonner Jahrb. XX. S. 108 f. XXVII. ä. OrelU Henaea Ind.

8. ▼. p. 88.

«« Clar. Urb. XIV, 29 ff.

" Vgl. Forbiger a. a. 0. III S. in.'). Chaudruc de Crazannea in Kev ar- ch^ol. 1841 p. 1G5— 17U. Greppu p. 113 f. Mit Unrecht verlegt Lersob a.a.O. S. 16 f. die Qnelle Divona aadh BagaAres-de-Ladioii,' d«isen BadegotUielt Lizo oben TOB uns nachgewiesen wurde. Zur Divona fons ma^ hier noch die Ura fons verglichen werden, welcher ein auf dem rechten Ufer der Vidonrle bei der alten Stadt Ambrussium im Gardilepartement gefundener Votivaltar geweiht ist, der sieh Jetst In Musewn der Stadt Hirnse beiadet und la- der Mitte dar Vorderseite einen mit der patera HUrendea ▼ersobMertea Prisstsr seigt, ober* and onterhalb dessen die Insohrift

AVOVST LABIBV» CYLTORES TRAE

FONTIS

vertheilt ist. Diese Ura fons ist bald auf die Vidonrle selbst, bald auf den Bach Eure, dessen Waaser ehemals mit der Quelle Airan nsoh Nimes geleitet waren, bald aaf die footalae dUrre brt Usls anweit Nimes gedeatet werdea: vgl. Annalea encyclopediques toni. III. (1818) p. 271. Greppn p 213 Boissieu Insc. de Lyon p.4!< n. XXXII ( 'om.'irnioiHi (Icici ipt du uiusielapidHire de Lyon p.351 n. 587 pl. IX n. 5b7 . (jatalogue du oius. d. iS luies p. 7 i. Aunal. dell' inst. arch.lö53. p.5d.

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6. A i- i o n n a hervorzuheben, welcher <Iio iiaelil'olgeiule Votivin- schrift einer quadratischen Platte gewidmet ist, die bei den Ausgra- bungen d«t Foat^e de l'Elnvte nt Fleury tinwdt Chrlotiui so Tage . gefördert woxde**:

AVG . ACIONNAE SACBVM

CAPiLLvs imo

HARI.F.FOBTIGli CVHSVISOBNA MENTIS.V.S.L.M

Ueberafauümmend tehen alle Erklirer dieser Inacbrift in der AGI- OKNA dieCf&ttin der Quelle del'EtaTte eelbet: eineAnncht, welobe intbetondere durch die Veii^äciiung der einen su Neris-lee-Baim ge- fnndenen und dem NEBVS gewidmeten Inscbrift eine groase Sttttee eriiSlt B^de In8c|krüten beoiknnden die Erricbtong einer Sinlen- balle d. h. einer eleganten (onm ads omamentiB) Trink- nnd Spa* sierballe för die KnigSete am die betreffenden Heilquellen von Sei- ten geneaener und daher gegen die Quellgottheit dankbarer Bade- gäste; wie 80 Ncris-les-Bain.s, so wird demnach also auch hier die darüber sprechende Votivurkunde der wohllbätigen Gottheit selber gelten. Wie Acionna darf dann aoeh wol

7. BlandaAlr die Min eralqoellcn des auch durch anderwei- tige Inschriftenfunde** bemerkenswerthen Belley (Belicensis vicus) im Departement de l'Ain als Schutzgöttin und Vorsteherin mit gutem Grunde vcrmuthet werden. Es liej;^ für diese Vermuthunj^ bis jetzt freilich nur eine einzige im dortip^en Präfekturgebäude aufbewahrte inschriftUche Urkunde vor, weiche Ureppo p. 182 also mittbeüt:

D.B LANDE (L\ESIA.RV . FINA . PRO . SA LVTE . BELLI KVFI ANI . FIL EX.V

«3 Vgl. B. Stark Stidteleben, Kunst und Altertbam in Frsnkreioh, Jena 1866^ a 8. 61& HAm. et diwert. d. 1. lee. d Antiq. d. Pruioe, VII praet

p. 69 nnd XI (1885) p. 291. de Wal Myth sept mon. epipr p. « n X. Masöe d'Orleans: explication des tsbleaux, antiquitös etc. Orlöaos 1851 p. IftS, Greppo p. 267 f.

» Beines. Syst. p. 900. OOZVI. OCZm OnüI 18M.

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Zo den Ifainen GKHün, der TieDfliGht eine ZuaammeiisiehiiDg ans BeUada bt nnd damU an den oban enrilliiiten Beleani, den Namen dea BelicepaiB ticbb selbat^ die galliedie Völkenohaft dar Belindi und, andere Bildungen fthnficfaer Art erinnern wttrdie, laaKUi sich aber' annicbat ^er Namen der Inipaniadica Stadt Blandae Plin. N. H ni, 3, sowie ein Helvetier Blandus Vindalnconis filius bei Mommsen Insc Hq1t..290 vergleichen. Wie Blanda/so dttcfie weiter auch

8k Düna als Quellgöttin in einer von zwei Votivinschriften auf- zufassen sein, welche, zu Bouhy zwischen St. Amand und fintrains gefunden, dem MARS BOLVINNVS gewidmet sind«. Wälirond nämlich diosor Oott einer der zahlreichen p^alHschen mit dem römi- schen Mars identifizirtcn** Kriej^sgi Itter , zup^leich aber als die Local- gottheit des dem Fundorte Bouliy benachbarten Dorfe Bonlin nicht zu verkennen ist, wird die mit ihm gepaarte Düna sicherlich als Vorsteherin der, wie Le Blant hervorhebt, den Römern wohlbekann- ten Mlncralfjncllen von Bouhy mit allem Rechte anzunehmen gein. Der Düna achliesst sich endlich an

9. If edunn nnd 10. D e-vereanat beide durdi änen kleinen in dem rhebpreussiachen Badeort Bertrich gefundenen VotivaHar benriomdet** und vielleicht als Vorsteherinnen dortiger Quellen ver- ehrt:

DEVERCANE ET MEDTOE L.TACCITVS V.S.L.M

Zur Vervollständigung dessen, was bcreita oben Uber diejenigen römisdien und griechischen Gottbeitra angedeutet worden ist, welche noch ausser imd neben dem ersten und vorsügUchsten Heilgotte Apollo bei der im Laufe der Zeiten immer gewaltigem Feberwucht des Glaubens der siegreichen Firoberer über die Götterwclt der be- siegten Kelten an die Stelle der einheimischen Quell- und Badegott- licitcii ;:;ctreten sind, erscheint es nicht unanf;eniesHen, einige Bemer- kungen iili(r Hercules, Aesculapius nnd TTygia, sowie ins- besondere Uber Diana als Badevorsteherin boizut'Ugeu. Mit Recht

« Vgl. de Gannont Ballet nonuin. voL XX (1854) p. 988. Le Blaat la- scriptions chrötionnes de la Qsttle, Paris 1866, 4. L |».88. Boaaer Jahrb.XXIX

XXX. p. 171 f.

« Bbcin. Mus. f. Philol. N. F. XVII. 8, 18. A. 7.

« Bonuer Jahrb. XXTIH. 8.m XXIX XXX. S. 78-88. il 17a

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wird unter diesen Hercules a\n die personifixirte gewaltige Katur- krmft sei sie ne[rtuni8<*hor odor vulkanischer Art yorangestellty sumal sich diese doppelte Art der Naturwirkung grade in der Mineral- and Heilquello bo offenkundig dokuinentirt. Aus diesem Grunde waren vorzugsweise alle hcisHen (Quellen ihm geweiht und nach ihm be- nannt: sein«' Tempel erhoben sich allenthalhen hei denselben und er selbst wurde aln Hercules !*alutifer Heilgott wie Apollo Nirht minder gra«le bei den Heilquellen uud wied<Tuni insbesondere hei den wannen verehrt erselieiut Aesenlajtius jnit seiner gottiiehen Be- gleiterin Hygia: aueh ihre Tempel und Hilden, sowie die ihnen zur glücklichen Genesung (pro salute) Erkrankter geweihten Votivaltäre fanden sich bei vielen Heilquellen durch das BOmerreich % so imbe» tondere auch in ■naeroi Bhdii- und Mainlnndw» in wekdien der Sanerbrunnen bei Oodesberg unweit Bonn gleichlalb ab Fundort einer beiden Gottheiten geweihten VotrnnMhrift bekannt iit**. An H jgw aehliesaen «ch snnidiat die m aahlreidien insohrifttidien Ur- kunden fiberfieftrten Nymphae, Uber welche berots oben ebenso wie Uber die an die SteUe der Dea Sulis getretene britannlsehe MinerTa gesprodhen worden ist £§ erUbriigt lonacb noch Diana in ihrer besendcrn Beaehung cu Hdlwaseem dnw kursen Betrach- tung an unterziehen und namentlich die wenigen Spuren zusammen- lUiteHen, welche auf ihre Verehrung an Mineralquellen Galliens und Ter aUem der Rhein- und Mainlande hindeuten. Wie Artemis, so wurde auch Diana, die göttliche V^orateherin der Waldgebirge und der Jagd; bei den Quellen verehrt; gleich dem Sonnen- und Quellen- heilgott Apollo, wurde wol auch sie als Göttin der Nacht, des in den Quellen sieh spiegelnden Mondes, als Schützeriu der (liesclben umgebenden Waldungen in enge religiöse Beziehung zu jenen ge- bracht'*. Schon oben ist der Fund einer Statuette der Diana zu. Ne ris - les - Bai US erwähnt worden: ein ebenso nnverkenid)are8 Zeugniss iiires nahen Verhältnisses zu den dortigen Quellen, wi( zu Ldomont im Dt^partement de la Meurthe, woselbst sich bei eiin'iu Gehölze eine Quelle findet, welche der localeu Tradition nach der Diana geheiligt gewesen sein soll: eine Ueberlreferung , die sich evident durch die Auffindung dner Anzahl Medaillen von Blei

» Vgl. Lorsch 8. a. 0. S. 16 ti. 880.

Vgl. Lersch 8. 2? -29. « Masr eod. iise. Boa. Osaab. ei Bhea. B.IOO61

TgL Leneh 8. SS.

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mit Hern Bilde dieser Göttin bosttttigt haf^; es bilden diese' Medaillen dne der zahlreichen Sorten von Heilgaben ex voto, die man nach erlangter Genesung zum Danke in die Quellen zu werfen pflegte Tn gleicher Weise wie in dem iunern so treten aber auch die Spuren dicker Dianenenverehrung bei den Mineralquellen auch in dem rlieiu- und mainländischen (Jallien hervor. Zunächst ist hier das römische Bad zu Baden weil er im JSchwarzwalde als Fundstätte von zwei tluilweise leider bruchstUekliehen Votiv- inschriften zu bezeichnen"*, deren eine einem wohlerhaltencu X'otiv- altare angehört, welcher sich vor der geöffneten Vorderseite der Mittelhalle (Testibulain)^ die von den Höfen anB in daa einst gross- artige BadegebiUide fllhr^ noch jetst befindet, gans charakteristiacli demnach den Eintretenden aoj^eich Sdintzgöttin nndVorateherm der HdlbSder ror Augen ttellte: es war diesea Diana Abnobm. IMe Dea Abnoba'* war bekanntlich £e g6t(lidie Peraomficaiion dea Schwanwaldea (mona Abnoba), woraus nch eineneita ihre Iden- tifiiimng mit Diana, atadererveita deren Verehrong im rOmiaohen Baden weil er leicht erklärt Die Ausdehnung des- Sdiwanwaldes durch das ganze heutige Baden lässt es weiter selir natürlich finden, da»B dieselbe Diana Abnoba auch in der Hauptstadt desselben, bei den bertthmtei) Quellen von Baden-Baden, gleichfalls ihre Ver- ehrung gefunden habe, wie eine im Sommer d. J. 184Ö dort zu Tage geforderte 2" hohe Statuette von Erz genugsam beurkundet, welche eine Diana und ohne Zweifel eine Diana Abnoba vorstellt, wie sie eben den Bogen spannt Dieselbe Vcrdriinj^unp; der einheimi- schen Localgottheit durch Diana liegt ferner auch bei dem rhein- preussiselien Bade Bertrich vor, dessen vermuthliche Vorsteherinnen Devercaiiii und Meduna oben besprucheu worden sind. Ebcndort in der Boiibeuerner Flur, einem Abhänge, an welchem sich in etwa 30' Länge die Grundmauern eines Gebäudes liinziehen, wurde näm- lich i^ J. 1860 eine IVa' hohe Figur der Diana aus feinem alabaster-

n Vgl Alfred Manry in Rev. arohdolof . N. 8. I (1800) p. 60 not 7 nach

Lipagc le (U'partement de la Mearthe II. p. 2!tl f.

" Yf:\. über diese Hcilgaben (atipes) in Quellen, Flüssen, Seen auwerlierseh S. 43-4U. Bicker-Marquardt Röm. Altcrtb. IV S. 157 A. 920.

Vgl. H. Leibaiti Die rOmfseben Bider bei Badenweiler im Sdiwanwald Lolpaig 1855 S. 11 und Taf. II fig. 1. Steiner a. s. 0. 845 n 846.

V^l. Orelli 4974. Fickler Die Donaiiqiiollen luut tlas Abnobagebircre der Alten, Cnilsruhe 1840, S. 86. A. 58. Fröhm-r Die grosaherxogl. Sammlung vaterländiscber Alterthamer an Carlsruhe (1860) S. 16 n 39.

Vgl. Ph. Ran»«wgger AniaBa AqMNb, die Stadt Baden ak rOmlMho KMerlasanog, Mannheim 1868, B. 81. n. K), S.

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Älmlichcm Marmor gefunden , neben welcher die Hindin lierliiuft, die von dem an ilir aufspringenden Hunde so eben ereilt wird: die Gtöttm, mit dem Köcher auf dem Rücken (der rechte Arm, welcher den Bogen lüel^ fehlt), in dem ärmellosen dorischen Chiton^ ist als rMch dabin eilende JagdgötliB dargesteUt Da diese Ttgar der Qdttin, ohne sonderHoh feine AoaAdinmg fabrikmftsBig gearbeitet ohne eigentfieh kfinstlerischen Werdi iet, in den ibeinisdien Börner- ansi^dfanigen aber Darstellnngen der Diana ttberhanpi ah selten beaeiehnet werden nilieen; so iit ihr Vorkommen in dem kleinen Römerbad offenbar daber an erkliren, dass die fragfiche Figur ohne Zweifel ah Bild der Badevorsteberin auf öffentliche Kosten in irgend einer gallischen Fabrik bestellt und in der Nike des Hanptbadege» bäudes emohtet worden ist. Eine vierte unzweideutige Spur def Verehrung der Diana als BadeTorsteherin findet sich endlich in der Vita S. Kemacli v. 12, woselbst von einer Wanderung des Hei- ligen in dieArdennen also berichtet wird: „Warchinnani rivulum aoeedit, invenit illic certa indicia loea illa qnondam idolatriae fuisse maiicipata. Erant illic lapides Dianac et id pcMUis portentosis no- luinibim inncripti vel effigics eorura liabcntes; fönten etiam honii- nuin quidera usihiis apti, sed gentilisml erroribus polhui atque ob id etiamnum dacmonum inlestationi obnoxii.^ Die „lapides Dianae por- tentosis nominibus inscripti" und die ^eftigies" beziehen nch sowohl auf Bilder der Diana ond anderer rönusobeo Götter, als ancb auf Votiyaltire mit vnd ohne solche Bilder. Die lXana aber, welehe bier bei den Heilquellen verehrt wurde, war ohne Zweiftl die Diana dee Ardomenwaldea (Ardnenna) seihet Wie nSmlieh der oben er- wibnte Schwarswald' bd den Anwohnern ala Dea Abnoba TeigOtt- Hobt wurde^ so der ArdeonerwaU als Dea Arduinnai deren Denk« mBler zum Theil gerade am Rande desselben gefanden wurden^. Gldch der Abnoba aber wurde auch Arduiuna gradezu mit Diana identifizirt alsDiana Arduinna und sie ist es, welche in der oben» erwähnten Stelle der Vita S. Remacli gemeint wird. Aus dieser göttlichen Funktion der Diana als Quell- und Badevorsteherin, wie sie in den vorerwähnten wenigen, aber unzweideuti^i^on Spuren vor- liegt, erklärt sich denn auch zur Genüge, wie «ie nicht blos als eine Waldgöttin „Diana nemorensis", sondern gradezu auch als eine „regina un darum" bezeichnet werden konnte, wie es auf einer Inschrift aus den „Aquae .lasae", dem heutigen Warasdin in Siebenbürgen, bei Gruter p. XXXIX, 8 fi^ei^clneht.

" Vgl. Bonner J.ihrb XXVIII. S.108 f. XXIX. XXX. 8. 78 f.

» Vgl. fioDDer Jahrb. XXIX XXX. S. 64-77. '

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IV.

BbeiiilAadiBofae HoUbäd«r imd VlneralqnOUeii in

BAmerietteiL

Wiewohl ia der Toraui^henden ZuBammentleUiiiig der TorsDga- weise in Gallien und seinen rheinischen Vorlanden yerehrten QaeU- und Badegottheiten sowohl keltiaelieii als römischen QlaiA^ens bereits mehrfache Veranlassung gegeben war, die Tomohmston teilweise offenbar schon vor der römischen Occapejtioii von den Ureinwohnern benutsten Heil- und Mineralquellen, sowie die dabei entstandenen Anniedlungcn zu erwähnen : so dürfte es doch zur allseitip^en Vervoll- ständigung dieses kleinen Beitrages zur Urgeschichte der rheinischen Bäder nicht unerwünscht sein, auch <licjenigen Heilbäder in Kürze aufzuführen, welche oben keine Erwaiinung geiunden haben. Zuvör- derst — um bei dem Oberrheine zu beginnen sind hier die bei- den Baden, sowie das schon berührte Baden weil er nebst dem elsaaßischen Nieder broiin voranzustellen.

1. Baden im schweizerischen Canton Aargau war, wie man ans Tacitus'* ersiehty ein bei den dortigen ohne Zweifel schon von den Ureinwohiiwii vUi bemttiteii QueUen, orwachaener Ort der HeWe* tier , bei w^lcbeö die Bfimer em Standkger erriebtet faatteliy dessen obligater Tnu (eanabeniee) mit den EinwohBani aUmiChlig (longa paee) su emem Slidtcheii erblfthtey das bereits die Formen euea rBnüsoiieD MimiapinniB angenommai batte^p ab das in den fflilitiron- nihflo naeh Nero'i Tod eingetreten^ Miaeveriiiltaiw swisoboi den Helvetiem nnd dem in Obergermanien commandirettdenGaoaba letz- teren veranlasste das Städtchen im J. 72 n. Chr. zu zerstören. Spä- ter wieder hergestellt und durch eine der Isis gewidmete Votivin- schriflt an» Wettingen bei Baden als vicus Aqaensium beurkimdet^, erlag es ohne Zweifel in den Zeiten dee sinkenden Reiches den das Zehntland überschwemmenden Alamannen und tindct sich selbst 1110 noch in diesem Zustande. In den Jahren 1344 und 1308 wurde ea

'> Caecina belli avidas prozinuuxi quamque culpam antequam poenitcret. altom ibat: saota propere eastra,Täst«tl agri (HelvetioraiB), direptas longa paee ia modnm oivpicipii exstruc tus locus, amoeno salabrlnm aqnarnm usu frequens. Tacit. Hist. I. c. 67.

» Vgl. Orelli 457. Mommsea insc üelv. UL

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wiederholt venrüstet, erhob slcli aber dann, wie 08 scheint, raach zu einem Badeorte, in vrelchfim mau i. .1. 14H(J an SOOüKurgftate zäiiUe. Aus&er obigen uo4 andern Inschriften wurde der liagere AalenUuUt 4er Bßmir dortaelbtt whon am Jahr 1490 duroh beraerkemwerthe Fluide £n- tt«d OoldmttBsep, Hatugtridiö, (Stetoekten, Rmgw und. Wttrfelii beaerig^ wflkhe FimdikOcka siini groMi Xbaile H«|gabeii in den QMIeii nUmI gefondeb wwdfln**. WUrfel be- siflIieB «oh dab« bekMinllich auf dio dw QnelUa ngwahriabane

3L 9ft4<)BV0Üer im badiBoban Obwrheinkreis ist schon obao be- rOhri worden. Seine noch jatat groMartigen Badesubstruktionen ge- hören an den besterhaltenen von allen römischen Bttdam in QanM^ men, nehmen eine flftche von 126 Quadratruthen ein und waren seit langem ergiebig an verschiedenartigen FundstUcken, wie Löfiel- chen, GlÖckchen, Haften, Schnallen, Ohrgeliängeu, Lampen, Gläsern, Thouwaaron, die nur zum Theil als Heilgaben (stipee) angesehen werden können; viele dic»er Gegenstände g^örten auch diin Bad- gebrauchc selbst a^. "Ausser den beiden obenerwähnten Votivai/tären der Diana Abnoba ist weitaus dcr^mtcrcs^nteste iMünd ein silber- ach Amul e ttäfo Ichen mit mystischen Formelu, dcr|^cicheu auch anderwärts in Quellen gefunden wurden und in didelben unter aber- gliühwfiliflr Aarnfiuigvna Dfaiimcn aar Abwehr von Uebcin^Erhateu^ der Gtotondbett oder ihnHohen Zwacken hineingeworfen worden wa- ren". Dieses Ttfelohen gehört dar Zeit des abikfliideB Baiehw an and dürfte Mmit die fortdauernde BamiiBng dicMr Bider bb ina 4 Jahrhondert beaengcoi womit, anob die Baihenfojge der dert sa. Ti|^ geförderton 64 firooie-f 81> EnpAnnllnaen nebet mehreren eil- bemen und einer goldenen Philippe des Maoedoniers aoaammentarüRy

•1 MomnuoD a. a. 0. 240-244. Lersch S. 2& 47. 129. 148. 167. 17S. SeboB liafH vor der A. 74 erwttntea Sehrift t6b LelbnÜs sind die

Badesubetructioncn von Badenweiler von A. G. Prcnschcn Donkraälcr von alten phtstschcn und politischen Rcvoluzionen in Dciitschliind, besonder« in Khoin- gegenden (Frankf. a.&L 1707. ö) 3.97—238 und ihre Fundausbeuto ausführlich bflsproehea worden. Za dem dort 8. SOS ff. «infoheiid bdnadelten sehneOigea bihalt des Silberplättchens sind die fn den Bädern von AmAlio-les-Bains (Rev. »rchöolog. IV. annßo I. part. 1847. p. 409 —114. pl. 71. n. 1—8) gefundenen Bleiblättehen, weiter das Silberplättohen von Poitiers (Beiträge sur vergleichen- den Spraehforsdrang von Kahn ond BehMeber m, 9. 8. 170 iL 14. S. 176 tt. 212. IV, 1. S. 160 f., »owic die gnostiscbon Amuletstcine rMomitaberiehto der Berliner Akademie IH;'»,'). Nov. S 7"! f. Rev. archeolog. III. :uuice. I. pArt. 1846 p. 260. Ii. Moniu Monuments des auciens idiomes gaulois, Paris et Besso^n 1861, 8. p. 35. 37 f. 189 l) w veigleifllieD.

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indem sie mit Claudius in der Mitte des ( ibteri Jahrhunderts be- ^nnen und mit Constantin dem Grossen authiJtcn^^. Welchen Na- men die Ansiediung; hei den wol mehr von den Umwohnern und zu- gereisten Kurgästen, als von dem römiRchen Militär benutzten Quellen gehabt, ist in tiefes Dunkel gehüllt, da nur spärliche inschriftliche Urkunden bis jetzt dort zu Tage getreten tindH

^ 8b Baden im badischen IfittBirheinkrebewarTöiiliraltM in auere Tage der bevorzugte Badeort der eleganten and.vmeiimen Weh. Wie die Quellen bei Badenweiler, so sind ohne Zweifel, auch die von Baden den B»m«rn bei der OoenpaÜon des sog. Zehntlandes (s^ decQiiiates) d. h. des Qebietes swiscben Obenrhein und Ober- donan** bekannt und sodann alsbsld ebenfiJb Anlass in dner An^ siedhmg geworden, deren Anfönge ttoherfieh unter Trajan fiiUeOi auf den die älteste Steiusc:hrift von Baden «urückweiset Diese Ansiedlung erhielt wie überall in analogen Fällen den Namen yAquae* und ist sodann der Mittelpunkt eines jener grossem Gemeinwesen (reepubl)^, civitas) geworden, wekbe die Römer durch ganz Gallien orgÄiHirt haben^ Besonderer (rönner und Beförderer scheint dann auch Hadrian gewesen zu sein und unter ihm »ol bildete sich die Badestadt „Aquae" als llauptort einer auf einer Inschrift vom Jahre 197 n. Chr. " gonainiten R e s p u b 1 ic a Aq u e n - sium" heraus, die ihre Blüthe aber, wenn nicht Alles trügt, unter M. AurcHus Antoninus Caracalla (um 213 n. Chr.) erreichte, welcher auf seiner Rheinreise offenbar auch dort verweilte und das von ihm allwärts geförderte Badelebeu in neuen Aufschwung brachte. Von ihm nahm jetzt die ganze Ciy itftt, deren lllttelpunkt die Stadt „Aquae'' war, den Beinamen Aurelia an und ersdieint demnach aufsog. Hcilenzeigem der von „Aquae" ausgehenden Hauptstrasse Tom J. 213^882 als „Civitas Aurelia Aquensium^^. Dass

BS Die bezüglichen MflnieB von CIsadias, Vespasian, Tnyan, Hadriaa und den Antonfneii a bri Prensehen B. 187 fll

■» Dss ClVrr. VV anf einem Oeftaideeksl bei PreoBoben B. 188. 14 n. 198 (SleiBer 848) kann bei seiner Räthielhsftigkeit sieht In Betncht komines.

Vgl. Tacit. Germ c. 29. " Vgl. Fröhner a. a. 0. n. 60. M fWhasr 61.

w Vgl. PiOfaner a. a. 0. n. 78. 78. 74, 75. 76. Lersch S. 130. Wie diese civitas Aquensfnm, so nahmen sicherlich damals noch andere Orte des Zehnt- landes den gleichen ehrenden Beinamen von Caracalla an: dahin gehört offen- bar andi der Tieus Anrelius, das rOmIwhe OehrinipeB In Wtirtemberg, wIeeinei.J. 1861 dort anfgefundene Steinschrift aa8d.J.232 n Chr. dargethan hat: Vgl. Th. MomoMen in £. Qsrhsrds Arohiolog. Ans. 1861. 164. 166. & 880.»

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die locale Tradition von dem an die Namen der Kaiser Hadrian und Caracalla aicli knüpfenden Aufschwung der dortigen Bäder selbst durch das ganze Mittelalter sich erhielt, bezeugt eine Schen- kungmiknnd« tnt dem l^lottor WeiiMnlkiig im Elsaas «u dem Jahre 676, in welcher der Kfinig Dagobert H vergabt: ,,balnea illa trans Bbennm in pago Auoieeasi sita, quaeAntho- nina et AdKianaa quondam imperatores sno opere aedi- ficareront'*". Die meiaten Forseher haben hier ohne Zweifd richtig m dem „Anthonins" den Antomnns CanoaUa erkannt 'i'. Ee bedarf keiner besonderen ^rwi&hnung, dass seit langer Zeit eine Ins in die jttngeten Tage herab fortgehende Aufdeckung zahlreicher Reste aus dem römischen Baden ein lebendiges Bild der einstigen BlUthe dieses Badeorts vor Augen stellen. Umfangreiche Maoerreste und Substruktionen von Bädern tmd Gebäuden, Grabsteine von Militür- und Civilpersonen, Legionsziegelstempel, Kelief», Votivaltäre und Münzen zeugen noch jetzt von der bürgerlichen und militäri- schen Bedeutsamkeit des ( )rt8 : insbesondere weiset ein dem Gotte Neptun von einer SchitTergilde (contuberniuni nautarum) gewidmeter Altar auf eine Lebiiaftigkcit de» Handels untl Verkehrs auf der Oos, Murg, Alb und dem Rheine hin, wie sie nur ein blühendes reiches Lehen und seine mannigfachen Bedürfnisse hervorzurufen vermögen Wie Badenweiler erlag sicherlich auch die in Baden Jahrhunderte lang blühende CoUar der alles zerstörenden Wuth der anstürmenden Alamannen, wahrseheinHeh sohon gegen dielfitte des & Jahrfamiderts**, bb die vernnten Bemflhungen ehristiieber IfBnobe and eines frlnki- sehen Ktawes andi doft die Jahrbonderle hindorcli ib TVOmmem filmenden Onltantfttan einer «itergeguigenim ^eB wieder «n nene. rer Lebensenlftltang beriefen. Davon seqgt die obenerwihnte Weia- senburger SchenkvigRuknade^ welcher ein weiteres Zengniss** Uber die Existenz Badens erst fllr das 11. Jahrhundert beigefilgt werden kann, wiewohl nicht zu bezweifeln stehly dasa «uch dieser Badeort, wie das schweisorische Baden, sich eines grossen Zulaufs während des Mittelalters an erfreuen hatta Der Namen j^Bad . der Kttngen"

Hon. Boic. 31 p 1. Leraeh p. 141. 160. Bsppsasgger s. a. 0. 8. 8 f. IL

* Vgl. Rappeneg^er S. 4.

*i Kappenegger S. 12— 26, woselbst die eiozelnen Kategorien der FuudstUckc behandelt sind: 8.96-86 sind Insbewnidsn dii Ipisellrift»pHfWlljP«l|8|»ffnl>Wti womit FrOhncr n. 2-5. 6. 8. 9. 11. 12. 14. 16. 87. 88 4L -«8. 4^ 8»-^ 8^86.

70. 77. 78. 86 91 zu vergleichen iat. , .

•> Lersob S- 132 nimmt die Zerstöraog gegeo 284 o. Chr. an. «» Vgl. Rappenegger 8. IL ,

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und später im 13. Jahrhundert, nnter österrfichiacher Herrschaft, „Tlerzogcnbad"** wenigstens weiset um so überzeugender darauf hin, als auch Kaiser Friedrich III. airf einer Reise nacli Stras.sburg i. J. 1473, sowie sein Sohn Maximilian I. i. J. 1517 dortaelbst die Heilquellen bemitsteiii*. Zum Oberrhein gehört endlich noch

4. der Sahbnmnen m Niederbro

nttnuig dnrth dieRttmer deei hundert in demdben alt Heilgaben geworfene rtaiiflcfae Mllnsen bezeugen, welche i. J. 1662 aufgefunden Warden*.

Weit mhfa^^er, wenn rach im Qannen wohl nicht bedentnider ab dBe HeÜhMer amObenrfadn erweisen nch dicjen^cenlfinera]- und Heilquellen^ welche den BAmem am Mittel- nnd Niederrhein bekannt

nnd in Benutzung genonnuen wurden. Voranzustellen ist unter diesen

5. die im April 1^03 wiedereutdeckte Schwefelquelle zu Nier- Btein unweit Oppenheim oberhalb Mains, bei deren Aufränmung die römische Fassung derselben, Trtlmmer von Bauwerken, darunter eine kleine Säule, ein Becken ron Stein, Statuetten von gebrannter Erde, nebst 14 Kupfermünzen aus den .lahicn S6 l)is 2G7 n. (^hr. in der (Quelle seihst gefunden wurden. Dasn die meisten dieser letzteren ein frisches (repräge aufzeigten und von runden (»ypskugeln umgeben waren, weiset darauf hin, dass sie als lleilgaben (stipes) von (Jene- senen in die Quelle gelegt worden waren. Zugleich bekundet die Reihenfolge, dass die Quelle wenigstens seit Domitian bis zu der fllr daa ganze Bhehiland so bedentsamen l/nederherstelhing der tH- misehtn Macht am Bbein dnreh Postonwi im OebMoehe war. Zu allra diesen Uilroniden kommt nun aber nodi die schon oben er^ wifante Votivwidmnng einer JidSa Frontina an Apollo den Quelleif- heilgott imd seine kritische Begkütsrin Sirona, wdche Inschrift dem rfaemischen Ahertiramsfofsoher Fr. Lehne VeranhMsong gab, die Qnelfe selbst ab „Bironabad'' zu benennen*'. Der in cnner Ul%unde Oarloinanns J. 742 als Ne riete in zum erstcnmale vor- kommende Namen des nahen Nierstein gab ihm dabei zugleich einen Anhalt au der im Hinblick auf die obenerwähnten doppelten ,,Aquae Bormonis'' und «^Aquae äcgestae'' ansprechenden

Vgl. Lorsch S. IGT), wenn anders Leraeh hierUeji nicht Baden*Baden mit Baden bei Wien verwechselt. » Ti^ LiBrMi 8. m ii 1».

«« Lersch S. 47.

Vgl. Das Sironabad bei Nierstein u. seine Mineralquelle. Mains 1827. 8., bssonders Ü. 1-13 (Lehne Ues. Sehr. III. S. 51-68). Lench ä. 48.

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YmanmAmg, düt te Ort idfctt vngm teiaer QmH« ,Aqua6 Neri", wie das römiBche Neri8-Iw>BuM yhciMwa Iwbe**. ZiV Be- gründung dieser Ansicht bedarf es VOr Aflem einer genauen B|midi- lichcn Untersuchung der Bedeutung des ersten Theili «lee Naneni „Nierstein". Dieser Mineralquelle reihen sich min wmUr Heilquellen und Mineralwasser dee TMiDDi und der angranmodeii Lande au. Dahin gehört vor allem

6. Wiesbaden, Mattiacuni, Aquae Mattiacae, dessen bereits oben besprochene (^uellguttheit Apollo Toutlorix Kur Hinwei- smig" auf die KutHtcliungsgeseliiclite der Badestadt, des bei ihr von den Konieni errichteten ( 'a.stell.s und die Ausbeute der Funde beiiier ( )ertliohkeiten V^eranlassuuf:^ gegeben hat. Weit geringer noch als zu Wiet«badeu sind die Ergebnisse der Funde aus der Hönierzeit in der Badestadt

7. Ems, vieiMil die Nfthe de» yorllbendehenden PfahlgrabenB (limeB inperii trantrlMiiiiiiis), mm «a deaaelben «rfieMel» Waoht- etatien, Mvwie lonitige aatiqaarisdn Fonde^** hinter den Pfarrgar- ten aiB Spien^ bei tlmmtKclien Neabauten von Der^Üne und bei den 1863 ▼ergenemmeaen Kanal -Anlagtn der Haupistrasse die daaemde Oeoapation dee Orte n BOaMnaiten anm ZwfäSiA etollea. Zahlreiche GhrSher mit ihiea gewöhafiehan Beigaben an Thea- and GlaigefiiaMn, Lampen n. a. ak sind dabei anfgadeekt worden, iroao endlich im Herbste 1H58 auch die erste, leider bnichstUckHcite^ in« schrifth'che Urkunde Uber die wahrschoalich dnrch eine dort statio- nirte Militirabtheilung bewirkte Brbaunng eines grössem Gebäudes hinzukam, an welchem letztern der Stein wohl zugleich als Votiv- tafel an Ehren des kaiserlichen Hanses, insbesondere ftlr das Wohl des regierenden Kaisers Heptimius Severus und seiner Söhne Cara- calla nnd (Jeta, demnach also im Anfange des dritten Jahrlinndert^s, angebracht worden war, welche Zeit überhaupt wol als der Höhe- punkt der ungestörten Blüthe der rh< iiii»( hen Bäder in Hömerzeiten angesehen werden kann. Dass meist nur dem Zufalle oder andern jetzt unbekaunieu Ursachen zuzuschreiben ist, wenn die Spuren des

Vgl. Eokbart comment. de rebus Francfae orientalis, Wirceburgi 1729. fol. Tora. T. Hl). XXin. c. V. p. 391. Dr. Pb. A. F. Walther Das Grossherzog- thum Hessen. DariQ8tsdtl854» 8l S. 513. Föratemano Altdentsches Nameubnehll. S. 10» a. Dentsdie ^tsMunen. HMdhaeaia 18681 & 8. 19% weiohsr jMb Naristsgne a. d. J; 823 als die ftU^ste Fenn das Usbnbs aafthrt nnd Neriat e in erst a. d. J. 888 beibrin^

w Vgl. A. 40.

*M Vgl. Annalen VI. 2. Sf348-847. Archiv f. Frankfurts Gewihiohteu. Kaust. H. F. 1 (1880). S. 80-84.

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Aufenthaltes der Kömer an dem einen Orte bis jetst Bahlreicher und bedeutsamer zu Tage getreten Biud, als an dem andern, dafUr legt weiter unter den Nassau'schen Bftdem auch

8. Schlaugenbad vollgiltiges Zeugnis« ab: obwohl wimliftfa an £aNm Badeorte aneeres Witsem bi» jetzt kern antiquarischer Fund ah Urknnde einer Benutiang aeiner Qnellen durch die BOmer ge- maefat worden kt, so hat dennoch die Naturforichnng im er- freulichen Bunde mit dier Alterihuniflknnde dwt eine in ihrer Art eben so flberraachende wie untrtlgliche Spur dee Gebrauche der ^or- tige|i HeilqueUen im Alterthume naohgewieeen. Das Verdienst dieser tehüsbaren Entdeckung gebührt dem Scharfblicke des gelehrten En- tomologen Hm. Senator C.II. G. von Heyden zu Frankfurt a. M., welcher in den ^^Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau"*®* folgende Beobachtungen niedergelegt hat:

jSo viel mir bekannt ist, werden die milchwarmen Quellen von Schlangenbad zuerst lt340 von Merian und 1<).')<> von Winkel- manu erwähnt, jedoch noch nicht als Badeort. Die drei Müiilen, welche hier standen, hicssen die warmen Mühlen, der Buch der warme Bach. TabernämontanuB, der 1581 in seinem Wasserschatz die Mineralquellen der Niedergrafschaft Katzenelnbogen beschrieb, scheint sie noch nicht gekannt zu haben. Als der Ort /.ucrst als Bad beuützt wurde, nannte man ihn das Karlsthaler oder Biirstudter Bad, Niesen, in seinem Bericht über Schwalbach, nennt schon 1687 Schlangenbad. Die Quellen sollen 1657 «nem Dr. Gloxin aus Worms gehört haben. Ijandgraf ]C<»ita von HeMcn fiees hier 1694 die ersten Qebiude anffUhrea. Im Jahre 1617 bemdite ich Schlaagenbad, be- sonders um die daselbst roikommende Sehlaage niher kennen sn lernen, die damala und aneh nocb tpftter aiemUdi allgemein ab die gemeine Natter (IVopidonotus Natriz Jj.) angenommen wurde. Ich &nd| da» ee die gelUiehe Natter (Galopeltia flaveMMOt Scop.) iet NaUy der die Amph^i«n der Umgegend von Maina fleieiig beob- achtete , hat tie tmte der Nähe von Schlaogenbad nldit gekannt hk seinen 1791 erschienenen uNeuen Entdeckungen und Beobachtun- gen* beschreibt und bildet er eine angebUch neue Schlange ab, die er aus Oeeterreich erhalten hatte. Es ist dieses ebenfalls Trop. fla- vescens und er würde sie sicher erwähnt haben, wenn sie ihm auch von Scblangenbad bekannt gewesen wäre. Dieselbe Schlange wurde von einigen Naturforschern als Colubcr Acseulapii (versclüeden von der indischen GoL Aesculapü Lin.) beschrieben und ist solche nicht ver-

»> H. XVI. S. 96a-S6&.

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3S

scliieden von der berühmten A esculaps- oder E pidau rus Schlange, welche als Symbol der wuliltliätigi'ii Gottheit betnichtet und uIb Attribut dcä Aesculaps um seineu Stab gewunden ist. Zur Zeit, als Q. FabiuB und C. Brutus Cuusuln waren, herrschte in Rom die Pest, and wurden, um solche zam Aufhören su briugeu, damak viele Sohlangen von EpidMuniB gebolty auf der Ttberinael ausgesetit und dMeibft verehrt Noch jetit daselbet in den Gärten des heiligen Berdioloniiiit ihr Bild in Marmor MUgehauen sa sehen Min. Oagen- vVrtig nrt diese Schlange um Born noch sehr hKofig, was wohl in firOheren Zeiten nicht war, da man sonst mcht nOtiiig gehabt httte, sie Ton Epidauros au holen. Die SchUngenbader Schlange gehttri dem südlichen Europa an und war sie in Deutschland nur ans dem südlichen Tyrol bekannt Ihr ganz vereinzelte» Vorkommen bei SchlangWibad macht es sehr wahrseheinlieh, dass die Quellen daselbst schon von den Uömem als Heilquellen benutzt wurden und deHslmlb diese Schlange von ihnen dahin gebracht worden ist. Begünstigt durch die steinige Umgebung Schlangenbads hat sich dieselbe so isolirt von ihrem eigentlichen Vaterlande hier erlialten können. Ks ist nicht unwahrscheinlich, dass die Römer an die ihnen bekannten Quellen von Wies b ad tu (.benfalls Schlangen eingeführt hatten, die aber im Laufe der Zeiten daselbst wieder vei'schwunden sind. Einige Jahre später habe ich dieselbe Schlange bei Baden- Baden gefunden, dessen Mineralquellen ebenfalls schon den Römern bekannt waren«

SHcber interessant ist es, dass ich (1819) bei dem ebenso den Bflmeni sofaon bekannten Bade Ems eine Schlange Tropidonotos tessdlatos Laar. entdeckte, die sonst auch nnr dem sttdhcheren Europa aagdiOrt Ich sweilele nidil^ dass sadi diesdbe hier auf ge- eignetem Terrain ancli ans den Zeiten der BSmer erhahan hat Bei ihr ist noeh an bemerken, dass sie vor andern verwandten Arten die besondere Lebensweise hat, Mch gerne längere Zät im Wasser au£- zuhalten. Noch jetzt entspringen bei Ems mehrere warme Quellen im Flussbette der Lahn und findet man hier und in den Abzugs- gräben der Bäder die Schlai^ nicht selten. Es wäre hiemach mög- fich, dass den Römern diese Eigenthümlichkeit der Schlange schon bekannt war, auch dass sie in Rück;*lcht der verschiedenen Wirkungen auf die Gesundheit dieser (Quellen auch verschiedene Schlangenarten an dieselben ausgesetzt haben.

Tim das Römerbad Baden weiler im Schwarzwalde, das ich mehrmals besuchte, konnte ich keine der Gegend eigeuthümliche Schlangenart auffinden.^

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3*

Voretehende werthvollen Beobachtungen de» Hrn. v. Heyden constatiren zuvördei-st die gewichtige That«ache, daa» sich bei den von den Römern benutzten Quellen von Baden-Baden sowohl, als auch bei Seh I ang enba d eine Schlangenart findet, welche nur dem südlichen Europa angehört und in Deutschland nur aus Süd- tyrol bekannt war: es bt dies die sog. Aesculsps- oder Epidtonif* tchknge; weiter Bodann, daM.aneii bei dem den fiömem eboMO be> kannten Bede Ems j^eioli&nB eme Schlangenart vorkommty die Munt auch nor dem ■Udfidil'en Europa angehfirt Ee wird an diese Tliat- ■aehe mit gutem Ghnmde die Yeirantlrang geknttpft, dam dieee SoUan- gen von Itafien her dmrch die Börner an diese Qnellen eingeftalurt worden, demnach sich ehemals anoh wol m Wiesbaden Torgelui- den haben; daselbst aber im Laufe der Zeit wieder Terschwunden seien. Die Schlange als Symbol des Aescnlap ist zu bekannt, als dass nicht sofort deren Einführung an die, wie oben bemerkt, auch nntfer dem Schutze dieses Heilgottes stehenden Quellen als ein reli- giöses Moment erkannt werden sollte. Erklärlich ist denmach, wenn auch seine Begleiterin Hygia^<>' gleichfalls mit diesem Symbol ausgestattet erscheint und in der That zeigt auch eine zu Tiberias in Palästina gefundene Münze H y g i a mit der Schlange, auf einer Anhöhe sitzend, au» welcher inelirere Quellen entspringen Auch der Isis, welche, wie schon üben bemerkt, an Heilbädern ihre besonderu Verehrer fand, war die Schlange heiMg^®*. Nach allem diesem darf der oben ausgesprochenen Verniuthung, daws dereinst auch zu Wiesbaden (und wol auch zu Badenweiier und Aachen) solche südländische Schlangen von den Hörnern einge- führt waren, rolle Berechtigung zugestanden werden. Nicht nnevwlhnt mag hierbei bleiben, dass anch das germaaltehe Heidenthnm die Schlange mit den Heilquellen ui Veibindnng bringt Grimm D. H. S. 554 sagt darttber: y^DasschwedisefaeVolk sdireibt die Kraft äniger Heilquellen weissen Schlangen au* 1800 stHtniten Tansende aas Heiland nnd VestergOdand an dem wnnderthitigen Hd^ (einem kleinen See unweit Ban^egirde); man enihlte sich, Kmder am Strande daa Vieh htttend hittten dieaes

Vgl. Macrob. Satnrnal. I, 24 : simulaoris etAescuIapü et Salutls Draco subiungitur; bumana corpora vehit inürmitatis pelle deposita ad pristinuiu re- vlresouDt virorem, at vireaount draconcs per annoa siogulos pelle senectutis erata.

Vgl. Unch S. 29 «•* YgL Lersoh S. 15 a. 28.

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Jahr Ober ofl eine schöne Jungfrau am Ufer ritsen sehen , nie hielt

in ihrer Hand eine 8( hlanp;c und wies sie ihnen. Nur Jille hundert Jahre ciHf li^-int dicRO Wa»serjungl"nin mit der Schlange. Bexell» Mailand 2, 320. 3, 303." Wie bei den Römeni Aesculapiu» und Hygia als Vorsteher der Heilquellen mit dem symbolischen Attribute der Schlange ausgestattet sind, so hier die in der Sage zur Fee gewordene ursprüngliche altheidnische C^>uellgottheit. Den Tau- nusbädern ist noch aiiziisdilieHsen der Mineraibnmnen von:

9. Scliwalhi'iui iin kurliesHischen Amte Dorheim, eine halbe Stunde von Hiul N au Ii ei in. in dessen Hercitlie 1H()2 ein ansehn- licher Fund keltisclicr Münzen gemacht wur<le<'>:. Dicht an die- sem Sauerbrunnen ziehen die Spuren des alten Steindammcs , d. h. der Römerstrasse vorbei und die ungefUbr alle 15 Jahre vorgenom- menen Ansfegungeu dea Bnuuient eelber haben jedesmal eine Uei- oere oder grössere Anaahl Ton rOmischenHttnsen, darnnter auch eine goldene, su Tage geftrderty welche ohne Zweifd nach und nach im Laufe der Zeit als Heilgaben (etipes) hineingeworfen wor- den waren. Im Jahre 1811 fand man fast 30, L J. 18S7 etwa 36^ im September 18S1 nech weitere 6 mit den Bikbissen des Veapeaian, Titus, Domitian, Nerva, Trajan, Hadrian und Antoninus Pfaa*^. Schon in uralter Zeit suchte und schöpfte man also auch hier, unter dem woUthätigen £influsse der dankbar be<Iachtea Quellgottheit, Ge- nesung und neues Wohlsein aus dieser „Lebensquelle" der Natur, wie sie in goldenen Lettern auf' schwarzer Marmortafel Uber dem Eingänge zum dasigen Kurhause in folgendem Distichon: Fons vitae üaliens gemnias etfundit in herbam: Merge, puer, pateram, «ub pede vita fluit. genannt wird, welches der bekannte Genosse Barthelmy 's, der poetische Panegyriker der napoleonischen Glorie, Mery, bei Gelegenheit einer Badekur verfasst haben soll. Nicht unerwähnt darf hier auch die einige Stunden südlich von Nauheim und Schwalheim auf grossher- soglich hessischem Gebiete entspringende mineralische Quelle von

IQr Vilbel bleiben, an welchem Orte ansier nicht nnbetrldit- ficfaen Sabatmktloiieii von Gebinden und Badeanlagen auch der

*M YfLHiftheihingeB sa die Mitglieder desVerefais für hessbebe GeseUehte

und Landeskunde 1862. Nr. 7 S. 8.

»oß Vgl. Hanauisches Magazin 1.(1778) St. 17. S. 150. IMi. Dieffcnbach Ueber AltertbOmer in und um Friedberg, Glessen 1829, S. 8 u. 9. A.** Ders. im Ar- chiv fflr Hess. Gsseb. u. Attirth. lY S. 948, 966. Periodiiehe' Bllttw der mittelrheinischen OesdUehis- Aherthansvereitte 1866. Ihr. 7. 8. 988 f. II. Leiaeh & 47.

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praclitvülle, jetzt im MuBeuiu zu Darmstadt bewahrte, Mosaikboden zu Tage gefördert wurde, welcher ohne Zweifel zur Villa eines reichen Provinziellen gehörte und einen sprechenden Beweis von dem C«»m- fort der Bewohner jener äussersten (iegcndeu des liömerrciches ab- gibt £b berechtigt diesen zu der AuDakme das» auch der Ge- •nndbroiineii und «ine warme Quelle doHeelbat schoo in den Siteeten Znten den Anlau n einer Annedlung gaben, welcher eidierHch um 80 mehr die den Alten an «ich echon nnenibehrlicheD Büder nieht gefehlt hftben werden.

^e am Mitteirbone, eo kannten und benntsten die Römer auch am Niederrheine alle diejenigen Hdlqnelkn und Hmerelwawer, welche die Nenieit theilweiee etat wieder auffand und dem Heilge- brauche zugänglich madite. ESa gehören dahin annichst :

11. Die Säuerlinge am Laacher See, wie verschiedene Bau- ttberreete von Quelleinfassungen aus römischer Zeit beurkunden^ welche unter andern bei Burgbrohl gefunden worden wie deun Uberhaupt das in naturwissenschaftlicher wie antiquarischer Hinsicht gleicher Weise interessante Brohlthul auch bezüglich seiner Quellen für die römische Zeit bedeutaani ist. Noch i. .1. 1H62 hat man bei Aushebung der rümischen Fundamente des in einem Seitenthälchen jenes Thaies gelegenen II ei 1 brunn ens in derQuell- Bpalte des Felsens, die etwa auf V/i' zugänglich war, gegen lÜO matt Kupfer- theilweise auch Bronze und 8iiber-Müuzen mit aom Theil noch sehr wohl erhaltenen Umschriften und IßLöpfeu ge- funden : diese offenbar als Heilgaben in die Quelle geworfenen Httn- sen erttrecken eich von den tetaten Zeiten der rüniachen Bepnblik bis auf Gonstanlin den Qroiseo Nicht weit von da entfernt Hegt

12. Der' Siedinger (Bie^oger) Dreis, eine Sanerqnelle bei Gerolston (Kreis Dann, Beg^emngsbenrk Trier) in der Eifel, bei deren Wiederhorsteilnng i. J. 1778 man als sprechende Urkunden ihrer Benutzung in römischer Zeit 14S römische Münzen grÖssten- theils von Majdminua aui&uid^^*. Eine tthnUche kleine Mineralqaelle scheint

*w VfL Dr. BosBler Die BOeMistItte bei Yilbel in den vorsensantea

Archiv. X, 1 Nr. I besoadera 8. 5 U. 86.

Vffl. Lorsch S. 129.

^ Vgl. Job. Freudenberg Das Denkmal des Uercules Saxauus im Brobl- tbsle, Bonn 1868, 8. 8. A. 1. Lerseh 8. 47.

Vgl. J. S. Scbannat Eiflia illastrata odergeographisclie und historische Besch reibunf^ der Elfel. Au» dem lateinischen Manascript Ubersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen bereichert von tieorg Bärsch. Leipsig 1800 ff. 8 HI, 2, 1 a 40 f. Leneh 8. 47.

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13. Der Birresborn in der Bttrpfermoistcrei Mürlenbacli (Kreis Prüm, Re^erungsbezirk Trier) in geringer Entfernung vom rechten Ufer der Kyll am Fusse eines Grauwackeh-PIateans eu sein: auch dort haben die in der Nike deB ftmiineiii anfg^nndoien Münseii beMagty da« dieser Born gleiehfUIs den ROmem wol bekannt war Zn den bedeoteoderen HeilbSdem der Bheinlande aber m rOmiecfaer. nritlelalteiliGfaer und neuerer Zeit gehart weiter aneh

14 Bertlieh, gewdhnlieh Bertrieh, in den 100 Fuss tieUni Thitem des Ueebadies in der Büfgermeisterei Lotserath (Kreta GocheniyRegiemngBbenik TVier), an deeten warmen Qn^en nn ver- ■ehiedenen Zeiten die nnaweidentigen Sparen der 'dauernden Be- nutzung in Römerzeiten zu Tage getreten »ind. Berdts i. J. 1849 fimdman 20* unter dem jetzigen Boden den alten (tdmerbrunnen, welcher 5^ breit und 7' lang in den Felsen gehauen und wenigstens 27' tief ist Auch entdeckte man in der Nähe dieaes Brunnenschachtes ein altes mit römischen Ziegeln gemauertes, pemeinschaftUchos Bad von etwa 12' im Gevierte, in weKhcm eine gros.Ho Aniph(»ra lag. ilohrcrenials Imt man überdies« bei Bertrich römische Mün- zen gefunden, unter andern eine fJoldmünzc des Vcspiisian und eine Münze (/onstantins des CJrnsscn. Der wiedcraut'gctundenc alte Römer- brunnen wurde neu gefasst und durch eine wohlgelungene Leitung der Quellen die Mächtigkeit der 'J'hermeti bedeutend verstärkt Weitere Aufdeckungen folgten i. J. 18t>0 bei ^Viilage des neuen Bades, wobei, ausser dem oben besprochenen Votivaltärchcn der Dever- . cana nnd Mednna nnd der Harmorfigur der Diana, die SO' Orandaianer emes Qebftndea blosgelegt wnrde, auf -deieen Hditeleatrieb, anaser Krachgewohen (die nch viellddit anf den Gnh der Diana beridien),' Blatnetten von Thon n. a. m., wiederum Hünaen Ton Hadrian, Commodns, den Antoninen nnd Valentinian Torgeftoiden wurden***. Welehe Bedeutung diese Thermae ad S. Bertrieum oder Aqnae Berdidnanae, wie sie in Urkunden genannt werden, imlßtkel- altsr gewannen, davon aeogea die wiederholten Bestaorationen des Erzbischofs Johann von Trier in den Jahren 14ß6 und 1471, so dasa sich dort selbst während des 16. Jahrhunderts ein reges Badeleben entfaltete. Später kam das Bad in X'ergessenheit, bis es um 1741 au nentan Bnfe gelangte, aber erst 28 Jahre spater durch die Fürsorge des letstm Knrfttrsten von Trier wiederum so aufblühte, dass sich dar-

Iii Vgl. Schaaaat III, 2, 1 S. 979 f.

»•J Vgl. Schannat III, 1, 2 S. 288-201. Vgl Bonner Jahrb. XXVIU S. 109.

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nach untor fraaaSnsohflr, ipKtcr nnter jpremmshn Hemehift die Frequons imiiiar melir'hob''^ AniMr dem idi«!!! oben cnrldiiiteii StoerÜDg bd Godeaberg, weleher ebenfikllB den Rdmern bek«tmt wwtf erttbrigt acfalieHlicIi noch der Thermen von

15. Aachen zu gedenken, dessen Namen „Aquae Granni" bereit» oben auf die Bedeutung seiner Heilquellen in römischer Zeit hinzuweisen veranlasste^ Sokon längst hat man dort bei der Kaiser- qoeiie die Siihstruktionen von Bädern mit Hohlziegeln, sowie Mün- zen aut'get'unden neuerdings auch bei den im dortigen Münster nacli dem (iiahe Knrls des Grossen angestellten Nachgrabungen Dass auch die iftihlicgenden Quellen von Burtscheid gleichfalls schon von den H'inicrn benützt wurden, ist um ho vviihi sclieinliclier, weil auch ehie Leitung t'Ui' kaltes Wasser dortsdbat als ein iiömerwerk crkanut wurde ***.

.1

V. ,

MytliologisQliQB EU den Itinerarieo»

Anmm des oben erörterten mit „Aquae'' gebildeten Orlmemen maeli^ ridi-noler der fronen Menge der in den Itinerftrieii tber- lieferten Locelbeneiahmmgcn TereduedeMr Art neben dernUreioben ObüB bloaear Eigenntmen weiter wank noch endere Ton Ihnlieber Wdong beteeikber^ welebe glei<ibfidb mu einem Utetaieeben Af pellatiTnm mdbet migebOrigem Adjektive oder Honmiatiy oder GenitiT' einee Bi geamm ea «imiiawingnintit nnd. Gans anelog iinewn «ahlloscB Ortiaamen auf beim, dorf, berg, bürg, nurkt^ brficken, liaten, gau u. a. m. haben' die Appellativa theils eine auf natttriicbe VerhttltniMe der-mannigfaehnten Art bezügliche Be- deutung, wiem^, poni wad portus, theils weisen ^ie auf militä- rische (castra, castcllum, praetorium, tiirris) oder bürgerliche (pagus, vicus, forum) Ansiedlungcn Inn, theils endlich geben sie sich alf« iirfprünglich religiiisc Mittelpunkte zn erkennen, um welche sich meistens wol ein bürgerliches Gemeinwesen kieineren oder gtüuena

Vgl. Lerach S. 168. Vgl. Lersdi S. 47 128 A. 129. 141. Ii« Vgl. BooDor Jahrb. XXXlll XXXiW. S. 833. Vgl. Lenoh a Hl.

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Unfrogs bildete, dti toi Umen mim Namen erhielt: hierher ge- hören die Beniehamtgen als compitmii, tempIam^fAiiiiiiiy Ineae. Fttr oompitnm liegt nneeree yfwmm nur die eine Stelle im It Ani p. 14& der Beriiner Augahe tot, woeelbet ein Ort Oompi- tum aufgefQhrt }tt, welcher ebcndort p. 148 mit enb Anagniae und in der Tab. Peuting. segm. V. E. mit Conpiio Anagnino beneiebnet wird : die Schreibung Conpito lässt yielleicht auch in der mntatio Gonpetu de» It Hierosel p. 380 eine ähnliche auf ein compitum zurUckzufllhrendc Ortsbezeichnung vermnthen. Gleiche BewandtniftB scheint es auch mit den als templum charakterisirten Namen der Tab. Peuting. zu haben (vgl. Index bei Scheyb p. XI), bei welchen auf der Tafel Helijst tiberall ein einzelnes Haus, offen- bar als Andeutung des Tempels eingezeichnet ist: es findet sich so templum .lovis, Minervae, Vcneris, llcrculis (zweimal) und Augnsti. Von grösserer Bedeutung aber in mythologischer Hinsicht sind die durch fanum und lucus als heilige (Statten gekennzeichneten Üert- fiflhkaiten, inaofiome aie augleich auf dn anderes nichtrömiachee OknbaMgahiot hmUherltthren, weiehea nnmerdem haoptaächlich aar dnidi inaehriftlieheZengniiae benriumdetiat Beide vorerwihnte Worter werden benierkeniwerlher Weiae bei dieaen Ortabeneidmvn- gen entweder in flbBdier Art vor ihren mq^ehlingen Genetir geaetat oder aber aie Mgen demaelben nach and werden biaweilen aogar mit dwneeiben aa eiaem Worte Terbaadea.

Fanam.

1. Fanum Cocidi. 2. Haevaefanum.

Sowol der Geographus Ravennas p. 258, 11 und 326, ß als auch Guido p. 462, 11 und iiO^y, 4 erwähnen das jetzige Faiio in I nibrien, die Golonia Julia Fauestris, mit der blossen Bezeichnung Fanum, während die Tab. Peuting. segm. 1 V.B mit ihrem fanoFurtunae (sie) und die lt. Ant. p. 126 und liierosol. p. 615 mit fano Fortunac deutlich noch auf die erste Tempelanlage, das Uf^ov ir]? Tvxrjg, hin- weisen (vgl. F orbiger Hdb. d. Geogr. I, 618), deren Namen durch die analogen Ortanamen eiuee fanum Martis (Tab. Peuting. s^m. I. It Ant p. 387) nad ebenao einet fimnm IGnenrae (Ii Ant p. 364) in Galliea beatttigt wird. £a darf daher gewiaa ainh bei dem voa dem It Ant p. 80 aagefilhrten fanam Cariai aaf der Inael Sar- diuea ia dem sweitea Worte gleichfidla der Namen eiaer einheimtarftwi aardiaehen Gottheit Termathet werden, aomal aaoh die von Forbiger Sl 8B5dasn yerglichepea gäfnmn deaPtolemaeaa den nichtrtau^chen

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Ursprunj^ des Wortes weiter zu beurkundeB scheinen. Schwieriger ist die Entscheidung über ein filnftc« fanum, das fantiin fugitivum in Umbrien bei Guido p. 419,17, welches da« It. Hierosol. p. 613 rou- tatio fani fiigitivi uiul die Tab. Peuting. segm. IV. F. fano fupptivi nennt. Es scheint demnach der Namen fanum fuptivi gewesen, seinem Ursprünge nach aber dunkel zu sein, da fugitivi wol nichts mit dem Namen einer Gottheit zu schaffen hat, wie in den vorhergehenden Fällen und offenbar aucli in den beiden folgenden, welche gleichfalls wieder nichtröniische d. h. keltische Göttcmamen als Ausgangs- punkte von Ortsnamen aufzeigen und damit zugleich auf die alten Quellen zurückfuhren, die den bekanntlich oft bis zur Ungeheuer- lichkeit entstellten Ortsbeseichnungen des Geographus Bavennas ganz vunreideatig m Ghnmde Ucgen. DieMr enrXlmt mitw den

BiUrdchen tbeQwdie auch Von Ptolemama •ii%eAllirteii Ortnainea Britaimieiiay welche m grader Biditung

eoUen» p. warn Ort, welchen die Amgaben Fanoeedi, der treSfiohe cod. Färinm» aUein (und daher die Beriiaer Anegahe) Fanocodi, der Vaticaana and Bawlienrin dagegen flbereioeimunaod Fanocooidi nennen und dieBeaieldieaDdn richtige Leeeart Ea haben

nimfich schon die beiden englischen ArchSoIogen Roach Smitii Col- lect antiq. II. p. 201 und Collingwood Bruce the Roman Wall p. 881 edit II. aaf etwa 10 zu Bankshead und Howgill, in deren Nähe man den besagten Ort des Ravennaten sacht und setzt, wie auch an Bir- doswald, Netberbj and Bleatam, meist Orte an der Britannien quer durchschneidenden Linie des Antoninischen Walles, aufgcfimdene Votivaltäre hingewiesen, welche einem DEVS (^OCIDIVS gewid- met sind, der auf denselben auch, wie zahlreiche andere keltische Götter, mit dem römischen Mars idcntifizirt wird. Fanum Cocidi (Cocidii) ist also dem obenerwähnten fanum Martis ganz analog und damit in jenem bisher ganz räthselhaften Ortsnamen bei deniRaven- naten ein neues gewichtiges Zeugniss für den Cult dicHor britanni- schen (tottlieit gewonnen. Von ähnlicher Art ist der zweite Fall Unter den auch hier wieder grösstentheils bis zur Unkenntlichkeit entstellten Localnamw am Niederrhein nennt derBavennate p. 228,4 eben schon lieifiwli der Ustorisdien Inlerprelalion nntersteUtea Ort CoadnlfaTcris, an dessen SteUe die Tab. Pentiug. segm. I. B.a.C. die beiden Ortsnamen GarTone and Oastra Hercnlis bietet Unmittelbar hinter demselben bringt der Oeographos Bavennaa weiter einen Ort Evitano (mit der Variante eritario in dem Basiliensis), statt dessen die Tab. Peuting. segm. I. Bw hinwieder Levefano anf- fthrt» Ans der Vergleichang dieser beideoNamen ersieht man dent-

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Ucby 4tm in dflm Teste' de» GeogniphuB WtweUen die Anfange- bnchstaben der Naanen weggefklkn nnd, «adereneito Kegt ebenso klar fwe, den LevefaBO aas Lere d. b. Levae oder Laevae imd ftno «wemmengesetit ist Die Erwibmuig dee QrtesCestra HercuUs aber und die Anffindang einer Aniabl emem kalto-riiaiiwben HEB^ CVLB8 MAaVSANVS gewidmeter Votivaltire an vencbiedaien Orten HoUande bat daher Alfred Hänfy (Bev. aiefaM. 1849. p. 237: vgL Bem^er de «rig. inr. frisic p. 294) zu der ansprechenden Ver- mothong Anlaas gegeben, dass in beiden Itincrnricn llaevaefano zu vcrbeaaern sei, da dn zu Malburgcn in Holländisch-Geldcrn zu Tage geförderter VotivaltarHBBCVLl MAGVSANU ET HAEVAE (Orelli 2005) geweiht ist: eine Texteuveränderung der Itinerarien, welcher in paläopraphischor Hinsicht kaum oin erhebliches Bedenken ent£refi;;engestellt w er«leu kann. Es wäre doniiiach nahe bei den Castra Ilerculis, welcher Ciott dort gewiss leicht zu einer Identifizirung mit dem einheimischen Dens MAGVSANVS kommen konnte, eint'anum Haevac d. h. ein seiner göttlichen Be;;leitenn, der gleichfalls ein- heimischen, nicht-römischen HAEVA geweilites Ileilif^thum nachge- wiesen, um welches sich als Mittelpunkt auch eine gleichnamige An- diedlung gebildet haben mag.

Lneus.

1. Lucas Bormanac. 2. Pocnilucus. 3. Stailucus. 4. Sage-

lucus.

Denselben mythologiseben Aasgangs|rankt Anlass, wie die mit fitfuun gebildeten Ortniiamen, baben aoek die mit Incns losam- mcngesetateny deren iweiter TbeU meistena der GenttiT einesGMter- nansu ist; wie dort sin heiliges Qebftnde, so gab luer ein heiligo' Hain wol öfter die natürliche Veranlassung an dner Ansiedhuig^ welche sich im Laufe der Zeit zu einem grOesem Gemeinwesen er- weitern mochte. Heilige Haine aber waren dem römischen wie kel- tischen Cultus gemeinsam und es kann daher auch hier nicht auf- fiallen, lucus mit Namen von Gottheiten aus beiden Mythologieen zu- sammengestellt zu sehen. Italien selbst gehören der lueus Fcroniae (Plin. N. H. IUI, f), 8) und der lucus Angitiac an, ilesncn gleich- namiger Ort noch in dem heutigen Luco fortlebt (Forbiger S. 642); auch das sUd-italische Lucos der Tab. Peuting. segm. VI. B. gründet sich sicherlich auf eine gleiche heilige Waldstätte, wenn auch die Gottheity welcher dieselbe ursprünglich geweiht war, grade so nicht

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mit ttbcvliflfert wie obflo dem Baveniiftteii du Motte Ftauiiy tftatt Ftamn Fortante ttebt, wie weiter tdüeehtiun Lacat im It. Ant p. 170» It HierotoL p. 268, Ttik Peotnug. tcgm. IL D. «od bd demGeegr. Bat. p. MI (mit den Vtritnten toeo ondtneo) itatt hioot AuguBti (Luc en Die in Fnnkreieh: Plin. N. H. III, 4, 5) und eben lo im It HieroBol. p. 203. 204 statt Lucus AuguBti (LugoinSpemen) getetzt ist, wobei beiläufig bemerkt sei, dass Lucus Astunim (Atto- rum: Geogr. Rav. p. 320, 16), yfovxu? 'Aarovifö^p, einer der kleinen Orte im Gebiete der hispanischen Astures, deren Umipt- und Natio- nalheiligthum gewesen zu sein scheint. Diese Benennung naheliegen- der Ansiedlungen nach solchen heiligen Hainen einheiraiscbcr (Jott- heitcn bezeugt auch der grosse Wald Bouconue im südwestlichen Frankreich am Fusse der Pyrenäen, an dessen westlichem Saume die Spuren einer römischen ^iiciderlassung gefunden werden, welche die locale Ueberlieferung gleichfall« mit dem Namen Bouconne be- zeichnet; es erwälint nun aber das It. Hierosol. p. 201, 11 westlich von Tolosa an der Strasse nach Burdigala unter andern Orten eine mutatio Bucconis, welchen Ort Buccouae man in dem Fledten Empeanx und Ue-en-Jourdain erkennen woUte: mit grgtoehir Wahr- acheinfiohkeit itt aber dieie mntntio Tiebnehr in der obenerwi]mten gleiehnamigen rdmitehen Annedlung am Bande det Waldet* Bon conne so aueben. Garn analog demitiJiaehen tneotFeroniae und Angitiae itt weiter auf gallitehem Gebiete aueh der Namen det Sl9af *A»Unis oder viebnehr M^dmff, lueot Andartae, der britaunitcken SiegeigSttin bei Gatt. Dio LXU, 2 gebildet und et htten tieh nach dieter Analogie auch die Namen anderer keltitohen Gottheiten fett- ttellen, welehe bit jetat gans unerkannt üi tolcheu Ortsnamen der Itineran'en verborgen waren. Et erwibnen nimlich das It. Ant. p^ 141. Tab. Peuting. segm. IL F. Geogr. Rav. p. 270, 8; 338, 4 nwl Guido p. 476, 512, 25 einen liguri toben Ort, deuen Namen tie in tdnem ertten Theile Lucus im Ganzen tibereinstimmend, mehr oder minder abweichend aber in seinem zweiten Theile über- liefern: C8 ist das zwischen Albingaunum und Costa Balenae aufgeführte Lucus Bormani. Von den Handschriften des lt. Ant. haben nur der trefiliche Parisinus D und der Scorialensis Luco, alle übrigen Loco; in gleicher Weise weichen von der Vulgatc Bormani der eine Floren tinus mit bormoni, der Scorialensis mit bormaci und am auffallendsten der vorerwähnte Parisinus mit b o r m a n i a c ab ; die Tab. Peuting. segm. II. F. hat Luco Boranuii mit ofl'enbarer Ver- schreibung statt Bormani. Noch weiter ab liegen die Lesearten des Bavennaten und d&i Guido. Jener bietet an erster »Stelle Luco

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VerBABit, dbfluo «mIi «b npeüar Stalle, wMdWt jedocli Vtp ticAani and Pariimi» Loco Qermftiiis, die AiMg»l»en Looo Ber« mania haboL Die HaadeehrifteB <lee Quid« kftbea «n entar Stelle Logo odor Leeo Vermaoie oder Veramaie, aa sw^tar Loeo Germinie. AvffiOleBd irt hierbei, daas wihrend It Aat mid Tkb. Pentiiig. auf emBormani hinftlliren, bei demBavennatai wd Guido dieaea Wort auf ia auageli^ waa ala leieht an «inem ie aatatandan, auf daa bormaniae des Parinntia D sarttckweiaeo wflrde. ZunXchst ist aber als Nominativ zu Bormani ein Boriaanus festzuhalten und ist liierau die ganae Beibe theils dem Stamme, tbeik der ableitenden £]iduiig nach verwaadtan nnd analogen Bildungen so vergleichen, welche oben S. 9 zosanuaeBgeatellt worden sind, anter denen die beiden letztern dem Bormanas am nächsten kommen und ebenso wie Lucus Bonn an i sclbat auf eine einzige keltische Gottheit zurtlckzudeuten scheinen, welche entweder ein Deus Bormanus oder eine Dca Bormana gewesen ist Und in derThat lassen sich wol beide nacliwcügen. Einerseits nämlich hat Htlbncr'" zwei Votivinschritteu aus Spanien, denmaeh abo ebenfalls aus einem Kclten- lande, mitgctiieilt, weiche einem DEVS BORMANICVS gewidmet sind und andererseits hat sich, nicht alizniVrnc von demjenigen Land- striche Galliens, welchem die Orte Lucus Bormani und das Fli- aiaaiadie Bormani angehören, zu Saint- Vulbaa (ddp. de l'Ain) eine * Volivara aut Iblgoader laaelirift gefuadea ***t

BOBMANAE AVG 8AGB GAFBI A:TBATINVB

ala deren Schlnaa ein FragaMDt geltoa darf, daa aich ia der Hauer einer Muhle deaaelbea Dorfes befindet :

SABINIANV8 DSD

Demnach darf' wol das Lucua Bormani auf jenea Golt BüEMAN VS oder BORM^VNICVS beaogen oder, sofeme Bormani leicht aus Bor- mano d. h. l?oinianac versehriehen werden konnte, in Lucus Bor- manae geändert werden, wovon auch der treffliche Parisiuua D dea

. Vgl. Amok, 19.

*i* Vgl. Guillemot introduotion & Ia monographic du Bugey p. 106. Allmer sur deax inscriptiooa votives (vgL Axunk. 27) |». 18. Boanar Jahrkk XXXIII.

X2UUV S. 17.

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Ii Ant in semem Bomiaiiiae eiae uiBWflidmtige Spar «rbaltea sn haben sohcint

ESne ähnliche, schon firtthei wie ee edieinty allgemein gewordene Yerderbniw der anprnngliehen Nankenefoiin hat aueh die Beaeich- nong der Alpes Poenniae nnd Alles, was mit derselben ausammen- hängty betroffen. Fast überall nämlich zeigen die spftteren hand- schriftlichen Quellen und Urkunden dne Entstellung de» Pocninus in das wegen seines Anklangs an Apenninas naheliegende Penn inns, so dasB die Varianton der Handschriften beide Formen untereinander mischen, wie ein Blick auf Tab. Pcutinp. III. D; II. II. B. und den Kavennaten p. 237 genufip^am zei^i. Schon liinpst aber hat die Uebereinstinnnuiip der beuten 1 landschritten nnd der Inschriften dargethan, das» nur Poeninus die allein riclitige Form des Namens ist, deren Entstellung in Pcoeninus und Puoeninus in zwei Inschriften nur als Schreibfehler anzusehen und ohne alle Bedeutung ist Mit Recht hebt daher Mommsen a. u. a. O. hervor, dass nach allem diesfm die auch von Zcuss (gr. celt p. 77. 99) noch adoptirte land- läufige Ableitung von dem gallischen penn ebensowenig stichhaltig sei^ als die von livios XXI, 38 gemachte Angabe, wonach die TaUis Poenina von der Localgottheit der Veragri, dem spiter mit dem römischen Jnpptter identifiairten Deos Poeninns^ üuen Namen erhalt ten habe^ ans sprachlichen Gründen angenommen werdmi kOnnci, da vielmehr ftür beide Ableitungen eme gemeinsame Wfirsel vocans- sosetaen seL Es ist nlmfieh evident, dass das Attribut Poeninus au Alpes, Vallis und demDEYS der Veragri*» nur ab eine adjektivische Ableitung von einer kttrsern Wurzel Poen angesehen werden kann. Diese Wurzel selbst aber hat Mommsen sicherlich ebenso über- zeugend in dem Namen der rätischen "Almig iionul bei Ptol. II, 12, 2 in ihrer ursprünglichen Form nachgewiesen, als andererseits scharf- sinnig auch in dem gana entstellten Pennelocus der Itinerarien

Vgl Th. Mommsen Die Sohweis fai rOmiaoher Zeit (MitthsOnngen der

Antiq. Gcscilsch in Zflrich IX, 2, 1 1854) S. 6. A 6.

Vgl Strnbo III, 6; Ptol. III p. 171 cd Wilberg; Plin N. H. III. 17, 21; Tacit. iiiat. I, 61, 70, 87; IV, 68; Ainmian. Marc. XV, 10; Liv. V, 35; XXI, 88; Zodm. Bist VI, 8; Orot p. 87ff. 6; Hsffei Ter. illostr. VUI p. 835; Orolli 3888; HouuDseB Inso. Helv. p. 7—10; Bosasr Jahrb. IX S. 91 and XI S. 11-U.

Da mehr als 21 auf dein grossen St. Bernhard aufgefundene Votivin- schriffton den Poeninus ab minnUehe Gottheit beurkunden , so kann des Ser^ vfoa (sa Vergil. Aen. X, 13. vol. I p. 547 cd. Lion) Dea Poenina nur auf einem Irrthumo bernhon und istwol mit Deyks (Bonnw Jahrb. ZI S.19)inI>enB i'oeninus zu verbessern.

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vermuthet. ÜicHer Ort, ohne Zweifel das heutige Villeneuve in Wallis, wird im It. Ant. p 1(17 durch die f) Handschriften D.ILNP, auf deren Uebereiustiraniung p. XXX III der Berliner Ausgabe ein grosses Gewicht gelegt wird, als Penne locos, durch die übrigen als Penne locus bezeichnet, wlilirend die Tab. Peuting. segni. II. B. Pennolucos und der Vuticunus nebst dem Parisinus des Raven- Batfln p. 237 Pennolocus, der Basilienais Pennolicus bietet. Das flbr die AbicfareiW unmitKiidHabe, aber Inder Tal». Peating. glück- lich bewahrte laees miiMte, wie num rieht, rieb die Araderung iu das naheliegeude locus geibUeo lasBen, gana analog der oben er- wShnten Stelle des Laeas Bormam im Ii Ant. p. 141 , woselbst nvr swei Handsehriften laco, alle abrigen aber loco haben. Es kann absr kein Zweifel adn, dass in dein Inoos der Tab. Pentiag nnr eine keltisirte Nenünativfomi statt lucns au sehen ist, da bekannt- lich diese Endung os als eine keltisohe. statt der lateinischen us auf zahlreichen keltischen Münaleg^nden sowol als in inschriftlichen Eigen- namen keltischen Gepräges gewöhnlich ist, somit also auch bei Orts- namen wird zur Auweudnng gekommen sein Der erste Theil dieser mit lueos zusammengesetzten Localbezeichnung aber hat nun ohne Zweifel dieselbe Wandelung des Poeno oder Poene in Penno oder Penne erlitten, wie sie in Penninus aus Poeninus offenbar vorliegt. Es haben daher Wesseling (zu It. Ant. p. und II. Meyer

den Namen dieser römisch -galli.schen Station als Puenilucus (Poeni- lucos) d. h, Hain des Poeiuis licrgcstellt: eine uralte einheimische Gottheit Poenus muss demnach also auch sprachlich Anlass und Ausgang der Benennung gewesen sein, womit das ganze Rhonethai (▼alfis), sodann der dazu gehörige Alpeuzug (Alpes Poeninae), end- lich der auf der Höhe des grossen St Bernhard verehrte Juppiter optfanns nuüdnma belegt wurde : wie aberall ging anch hier der Loca%ott in der Identifishrung mit dem siegrriohen Bömeigotte anter. Dass im Laufe. der Zat und bri derVerdunUung der ursprünglichen Bedeutung des Wortes rieh leieht aus Poenüuoos em Penne^ oder Pennolucos oder locus für den bei dem uralten Haine des Poenus entstandenen Ort als Nanunsform bilden konnte, liegt auf der Hand: viellricht enthält auch das PennoUcns der Baseler Uandschrifi des Bavennatcn noch eine Spur des ursprünglichen Namens, da m wie rine Verschreibung ans Pennilocus oder Pennilnoos d. h. PoenUucos

Vgl. Kuhn u. Schleicher Sprachvergl. Beitrage III, 2 S. 18^> 1*. Die rümisvbeD Alpenstrai»en in der Schweis (MittbelluDgeo der Actiq. GeselUob. in ZOrich XUI, 2, 4) S. 120.

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erscheint. Wie fanuin , so ist nämlich auch Incu» dem Namen der Gottheit nachgesetzt d. h. angeliiingt worden, so daan gich »tatt Lucii» Poeni ein Poeuilucus, wie oben Uaevaefanum , feststellte. Für di«e Art der NameDbildiiiig lengt TteQdnlit snoh der Ortsnamen SUilnens in der T»1>. Peuting. s^m. IV. C., dessen erster Theil sieh sowel sonst noch in derselben Tab. Pentbg. segm. Xn. B., ab aoofa aof röniisdi>keltisdien Inschriften nachweisen liest

SVGA8SI8

HANIVS

. . . DUE.8TAI.F.

... SVGASI ET STAIG, und somit ebenfalls wenigstens anf einen Personennamen STAIVS snrUckweiHet, der wol auch als GKtttemamen Torkam.

Dieselbe Nanienbildong mit Incus, aber auch dieselbe Verwech- selung des Wortes mit locus, scheint endlich auch in einem drittm Ortsnamen vonuli^en, welchen das it Ant p. 226 Segeloco, p. 22b aber Ageloco nennt: auch der Kavennatc bezeichnet offenbar denselben Ort in gewohnter Kntstellung mit Sci^cjloes: au« diesen Formen dürfte sich ohne Zwan^ die Verbosserinif^ Segel neu« oder SagelucuH herleiten lassen, so das» Sagaelucus wiederum, wie oben Haevaefanum gebildet wäre; ist auch in Britannien selbst (wo- hin jener Ort gehurt) keine DKA SA(iA bis jetzt nachgewiesen, so begegnet eine solche jedoch auf folgender römisch - keltischer In- schrift Spaniens:

SAGAE ; MAVRVS CAVBI V.L.A.8

Vgl. OctAvi. RoBsi Meiuor. üresc. ed. Vinaccesi p. 277 ii. 25. Vgl. Ceao Bermudez Sammario de la« Antiguedades Komaoas que hay en Espana, Madrid 1H32, fol. p. m

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Dea Kanotuctifl Job Bohrbach am BaitholomUuastiftc

rrtnkftirter Gbrtiik

vom Jahre 1494 160S.

Zmp erttes Mal» benmsgegvben ron

QmKtt Mmid autti. Doelor der Theologi«.

£i n 1 e i t u ng.

In dm fo%«nden BlAttern kge ich denGMduehtafiraandeamflber VaAentedt dn Tagelmdi det fsi Jahre 1602 in jagendKohem Alter verstorbenen Kanonicus Job Bohrbach vor, in welches dieser die Er«- nignissi' seiner Familie , seiner Freunde und neiner Mitbürger vom Jahre 1494 bis 1602 eingetragen und aa%eneicbnet hat Ich habe bereits von der Wiederauffindung dieser interessanten llaiulschrifit in der Einleitung zu der Familienchronik Bernhard Kolirbaclis im 2. Bande der neuen Folge dieses Archives S. 415 Nachricht gegeben und vor zwei Jahren in den Versammlungen des Frankfurter Ver- eines für (Jeachichte und Altertliumskunde in drei Vorträgen den reichhaltigen Inhalt (h i llicn entfaltet (Vcrgl. Frankfurter Patricier- leben zu Ende des fünfzehnten .Jahrhundert«, Frankfurter Conver- sationablatt m)3 Nr. 4—7. H)-20. 20 -28). Was in jenen 9 Jahren in Scherz und tarnst, in Ijieb und Leid die Bürgerschaft bewegte, tritt uns iu diesen fortlaufenden handschriftliciien Aufzeichnungen in einer ücihe Ton Bildern entgegen, die mit nuvem Sinne, in leichten UnuMian nbsielKtaloa In&geworieDy den Bück in ^ atiUen Kreiae des hioilidien und bttrgerlidifln Lebens nnd seiner Sitte eröflbeDy Ober die man damals nnr sehen etwas medersdirieb nnd anob das Wenige nnr als Anhalt für die eigeae Erinnemng, niobt nm die Neugierde der kttnftigen Geschlechter su befriedigen. DasBUoblein, in welchem Job ITSBUttter mit «gener Hand beschrieben hat, wurde, in Pefgamentnmseblag geheftet, in der FnauUc Bohrbneb ab ehr> würdiges Erbstück bia som ISilSsoben des Mannstammes bewahrt; mit Margaretha, der letaten ^escs Geschlechtes, der Gattin Johann AdoUsven GJaobnrg, ging ea wohl 1579 in denBeats dieser Familie

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über und wurde von einem (Jliedc derselben um lf)3() mit Zusätzen und Bandbemerkungeu versehen. Durch welche Umstände es in die Hinde meines OroMohehns, des Finanzrathes, nachmaligen Schöffen und BUigcuruidsten Geurg Steitz, kam, ist mir unbekannt Von ihm ▼ererbte es auf «eben Neffen, den Herrn Bath Georg Finger, der ee mir mit gewohnter Liberalität zur Bentltzung anvertraute und dem ich dafür jetat andi Oflbntlicb den hersliciiaten Dank auMpredum darf. Der selige Böhmer^ den meine Mitdieilungen daraus in dem Conversationsblatte noch auf seinem schweren Krankenlager im höchsten Grade fesselten, hatte das Bflcfalem nie gesehen. Sdne Vennuthung, dass es wohl Fichard gekannt haben dürfte, ist nicht begründet : dieser würde sonst manche Angaben in SMuerGksdiiechter- geschichte (z. B. über den Tod (Jilbert Ilolzhausens zum Spangeii- berg, den er irrthümlicli erst I49G setzt) berichtigt und ergänzt haben. Der Einzige, der es gekannt, aber weder in seinem Werthe gewür- digt, noch aucli eingehend benützt hat, war der selige Römer. Welche reiche Quellen und Ströme wünlen sich erst tiir die vaterHtädtische (i'eschiclite eröffnen, wenn die Familie llulzhausen ihr Archiv, in lUirt »o viele Archive einzelner Geschlechterfamilien über<^egangen sind, nicht mein- in ängstliclier Zurückhaltung, für die kein (irund vorliegt, der Benützung vei-schlösse, sondern die Möglichkeit ge währte, die unvergesslichen Verdienste ihrer grossen Ahnen, wie sie es ver- dienen , zum Gegenstand der Bewunderung für die Nachwelt au machen!

Die iltere Geachichte der Famifie Bohrfaach darf ich hier als bekannt ▼ovanasetMo ^ da die Familienehronik Bernhards darfiber erscbdpfende Nachrichten gibt Ich beschrinke mich daher nur auf die ESrinnenmgi dass dieselbe durch Kontad Bohrbach , gestorben

1400, nach Frankfurt kam, dass sie durch Handel mit ElsSsser Weinen und durch Heirsthen frühs^tig ein bedeutendes Vermöge und ein ausgedehntes Grundeigenthura erwarb, dass schon Konrads beide Enkel Jobann (im Jahre 1444) und Heinrich der Alte in den Rath erkoren, und dass auch die beiden Söhne des letzteren, Heinrich der Junge und Bernhard, im Laufe des Jahrhunderts die Nachfolger ihres Vaters auf dessen Katlisitze wurden.

Job oder Hiob Rohrbach, der dritte Sohn Bernhards, der von seinem Vater die Neigung zur Aufzeichnung städtischer Begeben- heiten geerbt zu haben scheint, wurde am 27. December 1461) ge- boren und von dem Kanonicus zu St. Leonhard W ernlieruH Erhstadt aus der Taufe gehoben. Die Firmelung empfing er 1477, als er im achten Jahre stand. Da als sein E^rmpathe „Antonius Armigeri, sin

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Rector zu St. Bartliolomcua" erwähnt vnrd, 8o dürfen wir daraus schlieASon, drfss er die Stiftssohule dasolbHt besucht und in ihr »eine erste wiflaeuHiliatlHilie Bildung empfangen iiabc. Als sein Vater Bcrnliard am (». Decomber 1482, erst 36 Jahre alt^ starb, waren von dessen neun Kindern nur noch sechs am Leben. Die Wittwe Elgin Bohrbach war eine Tochter des verstorbenen Schöffen Konrad Hol» hansm und denen Ehefiraa .Engin, einer geborenen Samen Sie wohnte in dem 'Wizhioser (dem heutigen Augsburger) lloi, deaaen OstBche nnd weetUdie S^ damak noch nicht mit BMxamk Terbaut und wie heirte aar Strame eingeengt waren, wihrend daa GM>tnde ■elbat, mit Thnrm nnd Elker statkfich geaehmliekt, die gaaae nüfd^ Hche Breite dea Hofea einnahm nnd mit aemer Fa^ade nach Sttden ichante. Aoaaerdem. besaaa rie noch immer daa Hans Ehrenfeb in der SehnnrgasBe und eben grotaen Hof auf der Eachenheimeigaaae mit mehreren Zinshäusern, Uber dessen Eingang ne im Jahre 1496 das Rohrbacirsche und Holshausen'sche Wappen aufrichten liesa, Aach ein Rohrbach'scher Garten, ohne Zwdfel det jüngst verkaufte grosse Bleichgarten auf der Bratei^|;aaae. und dem Klapperfeldy wird ▼On Job häufig erwähnt

Von den drei Söhnen trat drr jünp^te, Konrad, schon am 8. April 1493 nach eben zurückgelegtem zwiilftcn Lebensjahre eine Reise nach Augsburg und Venedig an, von der er erst im März 1498, also im siebzehnten Lebensjahre, zurückkehrte. Die Dauer seiner Abwesen- heit, seine zarte Jugend und der längere' Aufenthalt in diesen Städten, welche die grossen Mittelpunkte des Handels zwischen Deutschland und Italien bildeten, legt die Annahme nahe, dass sich Konrad dem Kaufinannsstande widmete und daaa der Zweck dieaer Reiae aeine merkantOiache AnabQdung war*. Wenige Tage vorKonnda Akreiae war auch der llteate Sohn Bernhard, damab 26 Jahre alt', am 86. Hin 1498 nach Italien gezogen *, wiOte llngere Zeit in Rom und enrnchte erat swd Jahre apMer mit Ludwig Holshauaen die Hdmath. Ab beide auf dem Blickwege am 20. Mai 1486 eben anf einem Boll> wagen Worma TerkMeen wollten, begegnete ihnen, wie ea achein^ ▼on üngeflhr dort Job Hohrbaeh mit mehreren Frankfiirtern, Karl

' Bernhard Robrbach's FamUmiebroBlk |. M— 106 (baa. f. 96); 1. 184. Job

Kohrbach Chronik g. 1.

< Job's Chronik i. 89 üg. §. 78, 81, 9, 14 etc.

s IUd.'| 8 n. 87. Dafür apricht anoh aain apiterar Aatathalt fai Aatwer-

pen §. 10. |. 4.

4

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Hynsbei^, Ulrich Neohaaten, Bechtold Heller^ Johann zum Jongon, Wolf Blum, dem Scliultheisen Ludwig zum Paradies , dem Doctor Adam Heymbach und Anderen. Sofort kehrten sie mit ihnen in die Sfadt curück und feierloii mehrere Tage laqg ein fröhliches Wieder- sehen. Begleitet von vier Dienern fuhren sie in einem Rollwagen am 24. Mai, ihrer fünfzehn, nach Oppenheim, von da am 25. zu Schiffe nach Mainz und mit dem Mainzer Marktschiff, welches bereits das gewöhnliche Befbrderung^smittcl für Reisende aller Stände war, nach Frankfurts Schon im Jahre 1496 sehen wir Bernhard das RoBs besteigen zu einer neuen italienischen Reise, die ihn sechs Mo- nate lang dem Familienkreise fern hält und wiederum bis nach Rom, von Job sclileelitliin urbs genannt, führt Ueberhaupt ist der Zug nach Italien eine charakteristische Erscheinung in dem Leben der reichen Frankfurter jener Zeit Auch von Haman Holzhausen lesen wir, daM er in aclner Jugend noh dort ai]%diahen und für nch und ■einen BeisegenoMen Jakob Kllhom einen Ablawbrief erwirkt habe^ der im Jahre 1491 auf die Glieder Ton Beider Familien ausgedehnt Wörde. Im September 1404 treten abermab drei junge Fruikforter, Loy JoBtenhofer, ein Sohn dea Jobannea Ton Bheui und Hagiater Wo|%aiig Heller die Beise naeh Italien, und da aie Briefe ftr Bern- hard Bohrbach mitnahmen; so aeheint ea, nach Bom an ^ Wae iie dorthin zog, war gewiss mcht Uob die Herrlichkeit des Landes , die noch heute jedom, der es zu sehen das GlUck hatte , in frischer Elr- innemng bleibt, sondern sngleich die Sprache , die durch eine allge- mein bewunderte Literatur vertreten, als ein notbwendiger Besitz Aller galt, die auf höhere Bildung Anspruch machten. Auch Job, obgleich wir nicht erfahren, dass er das Land selbst bereiste, hat nichts desto- weniger diese Spraclie erlernt : unter den wenigen Büchern , die er auf Anlass seiner Anschaffungen und der ihm gewordenen Geschenke erwähnt, führt er namentlich die sämmtlichen Werke des Francesco Petrarcha , eine Liebesgabe des befreundeten Dr. Florentius von Veningen, auf. Uebrigens waren jene Reisen damals noch mit weit grösseren Gefahren verbunden , als in unseren Tagen und es fehlt nicht an Beispielen , dass Manche jener Jünglinge die Befriedigung ihrer Sdmnieht naeh derHeimatfi derKunat und der wiedcranfleben- den daaiiichen Bildung mit dem Leben bOaeen muwten: Job aelbat

§. 6. of. i. 52. •t.9.

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erzählt uns, dass Wolfgang Heller mit seinem Geführten Otto Kron- berger auf der llcinircise im Gebiete von Siena elendiglich ermordet worden Bei. Am 2;'). August 1495 liesseu der gebeugte Vater Bechthold Heller und die Brüder des Gemordeten, Jakob, Beclithold der Jün- gere und Caspar, ihm in der Bartkolomauakirche die iuxequieu ver- anstalten ^

Die beiden älteren Schwestern Anna und Afra wurden durch den Willen der Mütter dem Klosterleben bestimmt Im Jahre 1488, wo jene vienehn, dien swOlf Jthre alt war, sohlosB Elgin mit Anna BAekerin, Prioim sa dn WeiBifiratMn, emen Vertrag, kraft dflMeiL ihren beiden Tttehtem iw« FfiHnden si^genchmi und dem Kloater eine Smame Ton 360 fl. Air jede aiugeeetatwnrd^ wogegen es aof ihre Erbiehaft Versieht leistete. 1490 wurde diese Snnune für Anna, 1492 ftr Afira anageiahlt nebet 10 fl. für die Kleider jeder. Sie traten alao nm dieie Zeit ihr Noriiiat an*. Sehen im Jahre 1498 werden ^eide in einer dem Convente amgeatellten AblaMboUe ge- nannt den Schleier nahmen sie indessen erst am 6. August 1494 mit vierzehn anderen Jungfrauen *K Anna, damals swanaig Jahre alt, überlebte nur um wemge Wochen ihre Einkleidung, sie verschied am 23. August in dem Kloster Ihre Schwester Afra vertrauerte in den öden Mauern ihre Jugendzeit unter frommen Ucbungen und kleinlichen weiblichen Handarbeiten ; ihrem Bruder Job verfertigte sie aus Seide einen Zweig mit drei weissgefüllten Knospen, drei Eicheln, zwei rothgefüllten Blumen und vielen anderen kleinen Blüm- chen : das wehmUthige Bild eines vertrockneten und verkümmerten Lebens *^

Nur die jüngste Tochter Martha war bestimmt, als Gattin und Mutter das Looe dea Weibes in den Freuden und Leiden des Hans- •tandee lu tragen. Sie Termihlte «cii 1493^ liebaehn Jahre al^ mit Karl Iljnsberg und die SehÜderong der FOrndiehkeiten, wemit diee geeohah, bildei einen der interemanteeten Abeehnitte untenr Hand- acfarifti«

Am IL Mai 1485 kamen in dem Elappergaxien von Katharina Hokhaneen im Beiiein Job% Gilbert Holshaoieofs und Jakob Nen-

» §. 26b.

Fiehard GeMhlea|iterg«ieUeh«e.

10 Lersner I| Iii 79l

§. 72. " §. 78. •f. 74w

* ff. 98-61.

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hausen's El^n Rohrbacli die Mutter und Karl Ilynaberg überein, dass der letztere Martha zur Khe uelinicn «olle. Am Mai wurden die beiden gleichlautenden Exemplare der ehelichen Briefe versiegelt, von Seiten des Bräutigams durch Doctor Ludwig zum Paradies, Sehul- theiss, mit seinem Amtasiegel, Ort zum Jungen und Konrad Neuhaua ; von Martha'» wegen durch Georg Frosch, ilaman Ilulzhausen und Job Rohrbach, der zu dieser Handlung bemerkt: „l'nd ist da» erste Mal, dasB ich gesiegelt habe, denn meiner Schwester zu lieb, Uess ich das Siege} graben." „Am 18. Mai lud man erzählt er weiter ▼on bfliden Seiten Frunde, zu voUenbringen und m beeohfieaMn die Ehe iwischen Kurien Bjaäbtaeg tmd Martim Bohrbicherin, myner Schweeter, und hftt Karl qrne Fkimde durch synen l^echt Uiaeii Udeo und Mutter ihre Frunde toh Ifarthen wegea ItMen

laden durch Meiiter Kioluen Sdunrehrui^ den man nennt den Arm- brOater die Jungfiranen, die nit au gehören, die lldt man durch em Meyd dea Horgena. Und aind die Fmnde geladen worden Ton beyden Seiten dea Morgena^.alao daaa man die hat gebeten an kom- men zwischen swölf und ein Uhr an den BarAaBem, die Frauen und Jungfrauen in das Hua myner Mutter. Also ist es auch vollen- gangen. Und so die Mannen von beiden Seiten zun BarfUssern ka* man, schickten sie ein Knecht an dem Frauen ins Haus, liessent fra- gen: lyWär es den Frauen gelegen, wollten sie kommen.'' Entboten ihnen die Frauen: „Es wär' ihnen gelten." Da thet Georg Frosch ein Abred, also lutend in der Meinung: „Als beredt und betheldingt war' zvvnschen Karlen Hynsburg und Jungfrauwen Marthen ein Ehe, mit beider Seiten Frunde Kath, Wissen und Willen, die also zu be- 8chlie«Hen bat' er sie darby zu sin.'' Des» sie all' gutwillig waren und gingen von den BarfUssern in myner Mutter IIus zu der Brut und den Frauen und Jungfrauen. Da im Hus thet Georg aber wie vor ein Abred, nach der nahm Herr Johann Brun (von Brunfels) Jung- frau Marthen und Karlen und gab sie zusammen zu der heiligeu Ehe ein vierteler Stund nach einer Uhr Nachmittag." Man nannte diese ganze Handlung den Handschlag oder den Weinkauf. IKa Zahl der CMbelenen ron Seiten dea &iutigams, wekhe den Fami- lien Heringen, ILynsberg , Marpurg aum Paradifla, aum Jungen und Neuhaus aagdi&rten, betrug 11, die von Seiten derBrau^ die Bohr- baohe, Holahaaaen, IVoachei Bfauna, Gkuborger und HoUieimer waren 28; 6 waren als nicht in der Stadt anwesend oder krank nicht erschienen; die Saasen waren wegen Trauer ausgeblieben, was, wie Job yerncher^ nicht als ToUgiltiger Entschuld^ungsgmnd aqg^ aeben wurda JitngfiraneD waren vier gebeten. Nach ToUaogwiam

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HandMliUg begab sich der Bräutigsun auf die Stube des HaoMi LaweDstdn und lud die jungen, d. h. oiiTerheirathetta GkMQeiiy -wddie man dort Torftod, aum Nachtmahle: ea waren ihrer aoht^ ein neunter war Ton der Mutter der Braut geladen ; ein aeluiteri J<h hann Braam, war lugeaogen worden, weil er als Priester die Verlo- bung' yoUaog. Diese Ordnung stand so unTerbrIlehlieh fesl^ dass, ab Bernhard Weiss am 18. Aqgnsly dem Tage des Handschlags, die jungen Gesellen durch einen Diener von Haus au Hans lum Nacht- mahl laden Hess, Job dies als eine Abweichung von der hergebraoll- ten Sitte ausdrücklich tadelt. Der Bräutigam scheini diea selbst ge- fühlt SU haben, denn am folgenden Tage brachte er nochmala per- sönlich die Einladung an die jungen Gesellen auf die Stube und - sandte dieselbe auch den Jungfrauen zu und es wurde aum aweitan Male geschmausst und auf dem Kömer getanzt^'.

Erat sechs Wochen später fand die kirchliche Bestätigung der Ehe statt: Karl von Hynsberg wurde am 1. Juli von seinen beiden Schwägern Bernhard, der unterdessen von seiner ersten Romfahrt zurückgekehrt war, und Job zur Kirche geleitet^ ^lartha von ihrer Mutter, von ihrer Schwiegermutter, Gutgen Heringen, und von den Jungfrauen Anna und Agnes Blum. Nach Jobs Darstellung scheint es, als ob dieses der ganae Hochaeitsug und somit die Urddiebe Trauung derjenige Act gewesen stt, der Ton Seiten der Verwandten und Freunde die spXriichste Betheiligung fand. Am 6. Juli folgte die eigentlielie Hochaeit, welche in dem dem Ghurfltrataik von Tnm augehttrigcn Hof, damals noch der„lConabol" oder Mttnahof genannt, gefeiert wurde. Die Geladenen assen und tanaten dort, am Abend aber gelatete man daa junge Paar m die Wdinung der Sdiwieger- mutter, den WixhXnser Hof, wo die Braut in der gemalten Stube, die sich über dem gewölbten Saale be&nd, dem Bräutigam beigelegt wurde. Man beaeichnete diesea Beilager treffend mit den Ausdrücken apponere sponsam sponso oder consummatio matrimonii in tboro. Es war dabei üblich, daas einer der Brautführer ihr den linken Schuh auszog und ihn dem andern gab. Job. der durch einen Fieberanfall verhindert gewesen war, dem Hochzeitsschmauss uud Tanz beizu- wohnen, wollte sich wenigstens diese Dienstleistung nicht nehmen lassen, er hatte »ich unter dem Ehebette versteckt, und als seine Schwester sich diesem näherte, zog er ihr rasch den rechten Schuh aus, aber Jakob Neuhausen, mit der Sitte genauer bekannt, entklei-

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d«te sie des linken und überreichte ihn Gilbert Holzhausen : er hatte, wie Job zufügt, das Richtip;ero getroffen (et ille roctius me egit). Dreizehn Tage später, am 19. Juli, wurde Martha Rohrbächerin in den Hof ihres F^helierrn , den Fodcnhof, feierlich geleitet und ihm tibergeben. Man sah es uugem, wenn der Pomp, womit man diese Hochzeiten ausRtattete, irgendwie eingeschränkt wurde. Als im Jahre 149G Johann Knoblauch nur den engsten Kreis seiner Hausfreunde zu dieser Vorfeier seines Beilagers zuzog, sah Job darin einen Be- weis Beines übermässigen Geizes nnd als am 29. October 1498 Dr. Johann Glauburg in sdne dritte Ehe mit Margaretha Homgin trat nnd den ttbficben Hochwitwwihniiiwii unterlasBen wollte^ hraoh- tm Friedlich Ton der EHsciiy das von Blickiugen, Ludwig Hols- hauseB'Qiid Job Bohrhach ohne sein Wiasen einen PfiBifer in sein Hans und erOffiieten dort den Tsns^^

Diese ganie DarsteUnng se^ dentUdi^ dass man an Ende des ftnfrehnten Jahrhunderts den Absohluss einer Ehe Tomehmfich aus dem Gesichtspunkt eines hlirgerliehen Vertrags betrachtete mid dabei die IdrGUidie Trauung nur als die Bestätigung des bereits vollgilti- gen Vertrags vor der Kirche ansah. Noch deutlicher trat dies in der älteren Sitte hervor. Dass der kirchlit^en Einsegnung der Ehe der Handschlag oder der Weinkauf'^ vorausging, bei welchem die Freunde , d. h. die Verwandten des Bräutigams und der Braut ihre Zustimmung zu der Verchlichung gaben und das Paar durch einen Anwesenden zusammengegeben wurde , also die Verlobung im Familienkreise, haben wir bereits bei der Ehe Karl Hynsberg's mit Martha Itohrbach gesehen. Die- ses Zusammengeben geschah früher einfach durch ein Familien- glied. Bernhard Rohrbach der Vater und Elgin Holzhauaen wurden durch den Bruder des Vaters der Braut, durch den Schöffen Jo- hann von Holzhauscn, zusammengegeben (Bernhards Familien- chronik §. Ii 3). Eine wesentliche Veränderimg bei dem Handschlag finden wir zur Zeit Jobs. So oft er &st dessdbra umständlicher er- wthnty werden die Brautleute im Hame der Mutter der Brant dnroh dnen Kleriker snsammengegeben. Von Johannes Bmui der die» sen Act bei Jobs Schwester und Karl Honsberg voüsieh^ wird uns* deutlich beimerirty er sei (obgleich er nicht an den Verwandten ge- hörte) eingeladen gewesen, weil er als Priester die Veriobong roll-

»« §. 291.

i«l.S8u.ioe.

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■ogen habe (tevitetiiB, qm» clMpondit kte Mcerdo»). Gilbreebt HoIb- hans«!! und Etthwina Saum wnrdeii au 16. Deonbar 1489 toh

Geotg Seliwarzenberg, Cantor und Canonicus zu St. BartliolomSiySn- («ammengegeben ^' Am 14. Ociober 1498 gibt Job ]E(obrbach die Schwester seiner Köchin Agnes, £lgm von Sprendlingen, und Giessen üenn im Wixhauser Hof Eusammen and bemerkt: ,,llnd ist das die erste Ehe, die ich gemacht und zusamen geben hab; Gott geb, dass wohl gerathel Amen!' Er war kurz vorher Kanonikus geworden**. So wurde alimählig die Verlobung aus einem blhgerlichen Fainilien- act zu einem geistlichen Hausact. Dieser llebergaiig fällt zwischen die Jahre 1470 bis 1490. Die eigentliche kirchliche Trauung bestand in der Erklärung des ehelichen Consenses vor Pfarrer und Zeugen, die man ,,prie8ter liehe Benediction" nannte. So heisst ea von Glas Stalburg imd Margaretha vom Rhjn, sie hätten am 21.0ctober 14^ in der Kirche ihre Ehe solemnisirt and von dem 8tadtpfarrer Doetor Conrad Hensel die Benedietion empiangen*'. Vom GKlbreelit HolshaiMen und Krincben Saasen wird gesagt, sieaeieDin derJBrehe am 10. Febroar 1500 „intbroniairt" worden*. Aueh Job gab im Jahre 1601** seinen Bruder Bernhard nnd dessen Braut nicht bloa aJs Verwaadtery sondern ab Kleriker insammen.

Eigen^cbe Hoebieitqgeschenke finden wir hier nnd da erwihnt Als aialseh Dr. Bernhard Kliheni sieh am 9. Nevemlier 1600 in Mainz mit der naehgelassenen Tochter des kurftürstHcben Kanzlers Georg Hell, genannt Pfeffer, vermählte and, wie es scheint^ eine prächtige 11 och zeit veranstaltete, fuhren unter Anderen auch die Brüder Bernhard und Job mit dem Schiffe des JUthes nach Mainz hinab, dort lebten sie bis zam 13. November vier Tage herrlich und in Freuden (Laute, imo lautissime viximus et triumphavimus), dann schenkte jeder einen Ducaten, den er für einen Gulden nnd neun Schillinge erstanden hatte. Ebenso schenkte Job dem Gilbrecht Uolzhauscn und seiner jungen Ehefrau bei der Hoclizeit, am 10, Februar 1500, weil er, wie er sagt, beiden blutsverwandt war, drei Gulden j vorher hatte er, wie er selbst sagt , noch kein Hocbzeits-

» f. 284.

§. 107. Nar einmal finden wir §. 2(51 , das« Verlobte nicht durch einen Kleriker, londem einen Laien, nämlich Clas Rückingen zusammen gegeben werden. Denn dass nater diesem der Vater, nicht der Sohn ventanden weriton miiB8, geht daians herrer, dsss der Lstitere etat viel splter Kleriker wvrde.

»« §. 322.

9. 884. Yergl. über diesen Ausdruck meinen Artikel Inthronisation in den SapplenMatea von Benogs ÜmlogiMsher Bealencyclopfidie.

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gteeheak gonMlitH Ib^mmb iit diose Bemerknag nnr Ton wirk- Kehen CrddgeBchciikeii, mcht yon Bjmboliioheii Gaben sn Tentehen: ■b enililt Job Belbst^ seiiie Mntter und sem Bnider Bernhard hät- ten am 25. Januar 1496 dem stSdtiBchen Syndikus Eborhard fioMn- adcOT und Hcincr Neuvermählten, jene einen Goldgulden, dieser ausser einem Goklgulden mch eine Münze, die man ,,einen engeiiwsh" ge- nannt, er, Job, dagegen drei Würfel und zwei Nadeln, eine mit einem grauen , die andere mit einem blauen Faden, geschenkt

Neben den Pathengeschenken , ^^^e sie nach Bernhards Fami- lienchronik der Pathe dem Täufling machte, wird zum ersten Male von Job eine \ crehrung desselben an die Wöchnerin erwähnt; so schenkt Goffert von Klehen der Ehefrau «ks Human Ilolzhauscu bei der Taufe ihres Söhnleins Georg fünf (ioldguldcn Die Taufen wurden damals eutwcdcr an dem Tage der Geburt oder an dem darauf folgenden vollzogen. Ebenso fanden die Beerdigungen meist schon am Tage nach dem Tode statt

Bigentliche Hanaatenern scheinen nm- in dem Falle üblich g&- wmm 8B amn, wenn die Eheleute einen eigenen Hausstand grOnde- teiL Dieser Fall trat bei Hamen Holakausen ein* 'jiAin 4> Septem* berl495^,berichtet Job, „hatHaman Holshansen mit samt Maigarethen Frosdnn*', seinor Hausfran (er hatte neh mit dieseir schon 1491 ▼ennXhlt)^ aum ersten, als einer, der eigen Smu- halten will, im Mionihof, den 'man anch den Trier^schen Hof nennet, geiaen, nnd damaeh uf den & Tag des Septembers Haben sie aum ersten drin geschlafen, also sind sie gane zu Hus geaogen. Item dy^maH* äff den 13b .Tag des Septembers habent myn Mutter und Krinchen IIolz- huserin an Spangenberg gekoeht und die Kost in ^^lonzhof getragen nnd haben den neuen Ilusluten geschenkt den Mittaga- imbisB, and hat m7n Mutter geschenkt ein schön kupfern Kea-

» §. 293. 284. ' "

** $. 306. JUie drei Würfel erscbeiueu auch unter den Gaben, welche der Pathe dem Tiallinge an soheakeB pfegta,- lai B«rBluurds FsmlHeaehroBik i. 9ft.

M §. 279. leh habe vermatliet, dass die Abbreviatur bei den Pathenge*

schenken, die in Bernhards Familienchronik aufgeführt werden, III ald th. zu lesen sei und Turnosen bezeichne (zu §. 95). Es ist aber, wie ich aus Jobs Handschrift ersehe, wahrscheinlich III. ald h. zu leaea und demgemäss drei alte Heller sa Terstehea. Diese Oabe aebea grOsserea HttaieB kann wfo ^e drei Würfel aar symboUsoh genieiiit sein.

" Es ist dies ein Gedächtnissfehler. Nicht Margarethe, die Gattin Ha- uian's, sie war eine Tochter des chnrnminziaclieu Kanzlers Georg Hell, gen. Pfeffer, Ycrgl. g. 27d sondern Katharina iiolzhausea zum Sj;>aiigeiiberg, war sine gebome Frosefaia.

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sei, da man Oläser iu wüschet, kostet ein Gulden vier Schilling, und ich ein Schindellad, darin stunden klein hölzerin Biichsliji sieben, dasB sie Species (Spezereien) darin thiin BoUen, die in die KttclieB gehSrcn; Krincben so Öpangeoberg schenkt an SchMer; Ludwig HoUuMMn, ilur Sohn^ tchenkt ein Instroment von Messing, da min die Ffiym ufleetMly kostet 15 Albus; Elgm, ihra Tochteri ein gross hdlierin Hofechttssel, nan Tdler aber Tisch einwirft, wenn man ein Essen off wiU beben. Und des IGtta^i, was wir assen, schenkt myn Mutter und Krinchen an Spangeoberg, und aasen da mjn lÄitlery myn Bmder Bernhard ond ich , Katharin su Spangenberg^ Ludwig, ihr Sohn, Elgin, ihre Tochter, Herr Joliaiin Bran; des Nachts lud uns allesamt herwieder Haman uff sine Kosten. So pfle- get es denen an geschehen, die ihr eigen Hus hatten wollen, nnd wann der Mann und die Frau bttde, oder eins von ihnen suYor nicht geehelicht gewesen ist ''^

Gastmähler waren damals überhaupt unpomein beliebt und eins gab nicht selten den Anla.Hs zu einem amiorii oder gar zu mehreren, die »ich ihm anreihten. Als am 1. Juli 14iH) die Herren des Rathes nach altem Brauch das berühmte Hirschessen abhieitcu (in welcher Weise dies gCHcliah, ersieht man aus John claa.sischcm Ausdruck: Bacchanalia cervi peraguiit), verau^ialtete Clara, .Juliaun Glauburgs Klietrau, in dem I lause des Ambrosius Glauburg (weil in dem Gar- tCH il» res Gatten das llirsqhgelag stattt'audj, ein, wie es scheint, uicht minder opulentes Mahl, zu welchem auch Job mit seiner Mutter, seiner Schwester und seinem Schwager geladen war: awei Tage wurde in Freuden gesehwianat und getrunken und erst am dritten Tage, dem der Maria Magdalena, wurde an Oberrad , dessen Patro- nin sie war, die (Hsterei an EUuren derselben in gleicher Weise ge- schlossen". Li Frankfurt wurde der 6, Januar, die Vi|^e des I>reik<inij;s- oder Epiphanienfestas» durch ein Gastmahl ▼erwaadter und engrerbundener Familien begangen, bei welchem man durohdaa Loos den König ftlr das folgende Mahl bestimmte, das wenige Wo- chen spttter veranstaltet werden musste. So ersählt Job : „Am 6. Ja- nuar 1406 wurde ich am fijMphanienabend in meiner Abwesenheit im Goldstein durch das Loos aum König gewälilt, des Königs Gast- mahl ¥rurde am 3. Februar begangen" ^. Leider hat er uns nichts

» I. 220.

M f. tll. Das Datom mnaa auf iRtham bemhen; da der Marien-Hagda- toaeatag niailfeh auf daa ». JoH llilt, ao kaaa daa mraebawea ent tm 90.

JuH Btattgefondea habea. ^ 226.

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NiliarMi «bar die ttUieiie Form enur Fiier bericbtet, dfren m^M WiBBeiiB kein anderer Frankfurter Berichtenrtatter gedenkt Bs wird dalier Manchem willkommen sein, einige Winke Uber ihreBegehmg in andern Lttndem in empfangen. Der Dreikönigiteg, mit welckem die Zwdl^le, d. h. die iwölf heiligen NScbte oder JnlnKchte eddoe- sen und der darum in England the twelfUi daj oder the twellA night heiflst, in Deutschland aber der Berchtentag genannt wurde, weil an ihm die etegnende Göttin Pcratha oder Frau Berchta (Frau Holla) ihren Uinsug beendigte, wurde bei allen germanischen Völ- kern heilig gehahcn. Am Vorabende desselben waren in F«ngland Vermummungen üblicli, die mancherlei Verwechslungen und Irrun- gen im Gefolge führten : diese Sitte klingt noch an in dem Titel von Shakespeares allerliebstem Lustspiel : twelfnight (der heilige Drei- künigsabend) oder „was ilir wollt*. Am Tage selbst wird in Eng- land nocli heute der Königskuchen ge?»pei8t, der von bedeutendem Umtang die (»rundlage für ein aus Kandiszucker aufgebautes und von Conditorfiguren umstellte« gt^Thisciics (Juhaudo abgibt; dei* für die königliche Familie bereitete hatte vor einigen .laliren ein Ge- wicht von einem vollen Centner. Anj Abende findet iu den Familien grosse GeselK^chaft statt, und es werden durch das Loos der Kuuig und die Königin, sowie die sämmtlichen Aemter dea Hofstaates be- •teUi Zur Zeit der Königin Efiaabeth geaehali die Kfinigswald durck eine in dea Kucken gebackene scbwane und wdise Bohne; jetst in der Begel durch Zettel, und da nach altem Branche dem Königa- paare die Pflicht oUi^, die Kosten dea Gaatmahla 'bu beatreiten, ao sucht man ea ao dnsurichten, daaa dieae Looae in die Hinde dea Hauaherm und der Hausfrau gespielt werden. In Fkndem trigt der König eme Krone, und ao oft er den Becher an den Hund aetity ruft jeder Anwesende: der König trinkt! wer es versäum^ wird von dem Hofnarren mit einem schwarzen Striche im Gesichte g^kenu" zeichnet. An dem Rhein war die Königswahl und das Königsgelag gleichfalls Sitte; die Wahl geschah dureh Zettel, in derEifel gleich- falls durch die schwarze und weisse Bohne. Zum Theil haben sich Ueberreate dieses Brauches noch heute sporadisch erhalten In Frankfurt haben ohne Zweifel auch Frauen Theil genommen, da die Wahl Jobs in dem Goldsteine, der Beliausiuig der verwittweten Katharina Holahausen , stattfand; dagegen erscheint es als iocale

" VeigL Beinsberg -iMIriagsfeU, das fsstHebe Jahr. Ldpsig 188B, aam Jaouar.

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Eipenthüralichkeit , dass am Epiphauicnabend nur die Königswahl vollzogen, dag<g( ii des König« Gastmahl erst mehrere Wochen spä- ter abgehalten wurde: für das letztere gibt, wie wir vcrui limcn, Job den' 3. Februar , also deo Tag nach Maria LichtmesB, an ; beruht dietflt Dalmii nlelit anf emer Zufälligkeit, lo würde ei auch ftr im- •«re Gegend alt letate Bpnr des m mandieii Stldtoi Englands frll« her bestaDdenen Gebrauches gelten kfinnen, die Nachfeier deaCSfanat* festes bis sor Lichtmess anaradehneo.

Iiine tnäere Sitte bestand darin, daaa ein Hann einer Fran oder eine Fran «nem Kanne bmm Mahle mntta Erani aufsetste und dem, welchem dies geschah, die Nöthignng auferlegte, selbst dn Gastmahl sn halten. War dies ein Unvcrheiratheter odor wenigstens ein solcher, der keinen eignen Haushalt hatte, so waren ihm darin Andere befafllflich vSo erzählt Job in einem lateinisch abgefasten Berichte aus dem Jahre lö^X), wo er bereits Kanonikus zu tSt. Bar- tholomäi und P!pi^tcl( r , d. h. Subdiakonus war: ^Am 3. Jimi hatte ich GSste zum Abendmahl: das kam so: am 2!^. Mai lud Ambrosius Dietrich, Protonotar des Keiehskammergericlits, zum Abendmahl ira Hause Jacobs Neuhaus mehrere Frauen mit ihren Ehemännern und einigen Andern. Nach gehaltener Mahlzeit setzten scherzend die Frauen dem T'lrieh Neuhaus den Kranz auf, dass er am folgenden Abend ein Mahl gebe, worauf Ulrich auf die Bitte der Frauen und weil meine Mutter Uim ihr Haus, ihre Köchin, Holz uuddaaUebrige anbot, Alle anf den folgenden Tag emlud; auch wurde besehlossen, dass jede Hanaftmilie, moehten ihrer Einer oder Mehrere in einem Hause sefaiy swei Maass Weines stellen sollte, und so kamen wir auf den folgenden Tag in unserem Hanse suaammen. Ulrich setste den Krana der Ursuk Schwarsenbeigerin, diese setste ihn mir, Job^ aui und so lud ioh die ganae Gesdlschaffc aum Abendmahl Auf den 3. Juni ; ich hatte aber diesem Mahle folgende PerBonen: meine Mutter Elgin, meinen Bruder Bernhard, Georg Neuhaus, Ulrich Neu- haus, Gilbert Holzhausen, l^ne Hausfrau Katharina, Katharina, die Wittwe Gilberts Holahatuen zu Spangenberg, ihren Sohn Ludwig, Ur- sula Schwarsenbergenn, Ottilia zu Schwanau, Friedrich Faut und seine Hausfrau Margaretha, Nicolaus Schorrcbrant, den man nennt Arm- brüöter, Karl Ilynsberg, meinen Schwager, mit seiner f^hcfrau Martha, meiner Schwester. liaman Holzhauaen mit seiner Ehefrau Marga- retha kam nicht, weil er krank war^''." Am Sclilusse setzte Job den Kranz der Katharina zum Spangenberg auf. Es war dies die erste

» §. S21.

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Gasterdy die er venuuijkaltetey und sie bildete ein lo iHehl|gei Ereig- oin in aemem Leben, dsM er duen die Beflesion knttpfi: auf einen Mittwocb sei «r geboren , an dnem IGttwoeb sei er in den Bpnts seiner Fräbende gekommen, sa einem Ifittwodi. habe ,er aom ersten Male Oiste bewirtfaet

Job bat uns aber auch ausfUhrfich bekbrt, wie es bd diesem fUr ihn so wichtigen Hable mit den Speisen bestellt gewesen sei. Er 6lgt nämlich binsu: »Wir gaben diese Gerichte oder Trachten: sum ersten Krbsen mit Zucker; darnach in jeglich Schüssel vier junge iittbner und ein Stück Hammelfleisch gedämpft mit Cjbeben, grossen und kleinen Kosincn, Muscaten und Muscatblumen, darnach gesottene Scheffen oder Schoten, darnach Gebratenes, je in eine Schüssel vier jiuige Hühner, einen Uanimelsbug, eine halbe Gans und frisciu'fl ^Solz, darauf Käse und Kirschen zur Coiiaz, am Abend Käse, Cunfect, llettig und zwei Malken, das eine in den Schüsseln, das andere uss dem Hafen zu trinken"

Diese Berichte haben nns zugleich einen Blick in den Freundes- kreis der liohrbach sehen Familie eröfi'net und es sei mir gestattet, einige dieser Verwandten näher hervorzuheben. Die eine ist Katbarine Holzhausen, gebome Schwarsenbergerin, die Wittwe des SebOffen Johann Holshausen, die lintter Hamans und Qiihredili, deren leteterei* Ton Schurg als Fdnd des Klerus beittcbnet wird,

'3 Die verschiedenen Gänge des Mahles wurden also nicht sowohl durch die Gattungen der Speisen , als durch die Art ihrer Zubereitung abgegrenzt, daher denn dieselbm Flaiseharteii fm swdten nnd viertea Qange, nur andevs bereitet, wiederkehren. Ebenso unterscheidet man noch keuto im italieniselieB Pranzo vier Hauptgerichte.- Bollito, fritto, umido und arrosto. Schöffen ist nach Scbmellers Bayrischem Wörterbuch schwäbischer Name fUr Schoten. Wer sieh Aber die Kflohe des Mittelalters belehren will, findet reiches Material dazu in dem Ton dem Utersrisehea Vereiae sa Stattf art in dem nennten Baads seiner Bibliothek publidrten: „Buche von guter Speise". Solsz scheint iden- tisch mit „Salsa"; im 31. Kecept wird die Bereitung so angegeben: „Nimm saure Weinbeeren und tbue Salbey, zwei Knoblauchshäupter und Speck dazu; Btoas es snsammen, drileke es und gfieb es fttr «inen guten Salae.** Naeh Re- cept 40 niAlen die Ingredienzien aus Wein, Honigsslm, Ingwer, Pfeffer, Knob- lauch und Eiern bestehen. Die Tcxteaworte: „fj'riMOSS solss" bei Job Kohrbach getrane ich mich nicht mit voller Sicherheit zu erklären: wahrscheinlich ist fyrss provineieller Ansdmek fttr fHaob. Ans Salle dnd die Wörter Sanee, Salat und Sulz (das letztere in Seliwaben eine Pleiioligelöe) entstanden. „Malk" scheint mit melken. Milch, zusammenznhänR'en und eine ArtCrftme zu bezeich- nen, daher es ebenso gut aus Schüsseln gegessen, als aus Schalen getrunken werden konnte. Sämmtliche Speisen wurden stark gewürzt.

» Aaao 1614 die 7 menais JquV, qnae Inife «inarUPantaeoatesobiitOilbroolit Holtsbaassa som OoHstelB, osor ClerL Mse. I^urg auf der Stidäiibllotbsb p. 196.

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während erBterer der thätigste Beförderer dee Rcfonnationswerkes in Frankfurt wurde. Katharina'B Wohnung war der Goldstcin am Einpanp der heutigen Buchgasse; in ihm rauss eine Kapelle ge- wesen sein, wenigstens wird in einem Berichte Jobs ein eigner H<>lz- liauaen'scher Kaplan zum Goldstein erwähnt*. Dieses Haus ging, wie ich an anderem Orte^^ nachgewiesen habe, von Katharina auf ihren jüngeren Sohn Gilbert und nach dessen Tode 1514 auf seinen in demselben Jahre geborenen gleichnamigen Sohn zweiter Khe über, während dessen Minderjährigkeit es die Wohnung Nesen's und Mi- cyll's und der erste Sita der latdiuiclieii Schule gew^en ist Die andere KftilMriiia oder Kfimlmi Holabannik Froaeh, Iiatte nch am 15. Angittt 1468 mh einem aadem Gflbert HoUiaiiaen yerlobt, aber erat 1471 ▼ermXlilt*'; im Jalire 1419 er- Oifiiete ne mit ihrem Ehemami ihren e^en Haoahalt in dem Hanse Bom l^iangenberg snnlchst der liebfrauenkirdie auf dem B«ge| 1494 starb am S& April ihr Qatte me ist es, die, naeh der Anf- seidmmig deajtingeren Matthiaa Bittor, linther im Jahre 1681, als er anf den Ti^ nadi Worms sog, in seiner Herberge snm Strauss begrlUste, bewirthete und nut weissagenden Worten ermnlhigte**. Bie hat noch am 4. August 1523 nach Ausweis ihres Testamentes geld>t Ihr älterer Sohn war Ludwig, der jüngere Blasius Holshan' sen, von dem Job berichtet, dass er und der junge Gilbert zum Goldstein ihn am ^. November 1494 nach Mainz zu dem Kanzler Georg Heller, genannt Pfeffer, geleitet haben, damit er dort seine Studien betreibe**. Diese Abwesenheit von der Vaterstadt ist der Grund, warum er in den fröhlichen geselligen Kreisen des Rohrbach- schen Hauses nicht genannt wird. Im Jahre 1521 war er mit Phi- lipp Fürstenberg Abgeordneter der vStadt auf dem Wormser Reichs- tage. Man ersieht zugleich aus diesen Berichten , dass der alte Be- griff der Freundschaft im Sinne von Verwandtschaft, wie er noch heute im Mnnde des Frankfurter Bürgers lebt, damals seine ▼oUe Wahrheit m den sodalen LebensTerhIltnissen hatte: die Ver- hihnisee der Freundaehaft ruhten mdst auf dem Qrunde der Ver- wandtsehaft.

» i 877.

M St^ts, Luthers- midlfelsaebtboiisherbergen B. 90 €g.

§. 274. Dm» Fichard unsere Handschrift nicht gekannt habe, ergiebt sich daraus, dass er in der GßBchleehtergsseliielitoswsUiBlt, obdiaseVennihlnng 146d oder 1471 anzosetzen sei.

I. an.

Lathen- ud MsiaDShthoasharbsriin & 16 flg. «•f. 16.

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Sonst miiM das Leben in Frankfurt sich in ziemlich einförmigen Bahnen bewegt haben und der Kreis der Interessen ein sehr be- schränkter gewesen sein. Ein Gang nach Hansen vm in der Nied SU üschen , ein Bilt m dem Amtmann auf den GKtldstein oder in Bonames^ wo dann die Kacht irObfioh Terprasst und die Scbnumse- reien in Frankfurt fortgesetat wurden, «in Ausflug nach Mains oder nach Wiesbaden, eine Badekur daselbst oder in Ems, eine Beise Ins Köhl oder Worms, waren Unterbrechungen, welche in daf ein- fbrmige AUtagaleben einige Mann^^ltigkeit und Abwechslnng brachten. Die Hdrathen, die Geburten, die Sterbfälle und Leichen- b^gttngmase waren Ereignisse, denen sich vor Allem die Theilnahme snwandte und die gleichfalls zu Schmausereien und Gelagen Veraik> lassung gaben. In dem Jahre 1500 wurde es Sitte^ dass die Leichen ▼ornelimer und reicher Bürger unter dem Vortritt des gesammten Klerus der Pfarrkirche und der Schüler der Stiftsschulen und unter dem Geläute der Glocken zu Grabe getragen wurden. Früher war diea nur bei den Bestattungen von Klerikern üblich, bei Laien aber unerhört gewesen**. Ali» die Exequien für Arnold Schwarzenberger drei Tage nacli dessen Tod, am 29. October 1500, bei den Carmeli- tern beendigt waren, versammelte sich der ganze Kuth , sämnitliche Prälaten und Kanoniker des Bartholomäusstiftes und viele andero Geladenen zum Mittagsmahl in d^m Sterbhause mid erfüllten die Stätte »der Trauer mit den lauten Klllngen der Freude«. Einfincher vielleicht, aber um so wehmttthiger mag eine andere Todtenfiner gewesen sein, deren Job gedenkt Lysgin Sassen, die durch seltene Schönheit und Anmnih ausgeseichnete Tochter Heu Sassens, hatte sich 1496 mit Johamn Frosch yerlobt; beider Eltern und Verwandte waren mit dieser Verbindung einverstanden, aber eüi Hinderniss stand ihnen entgegen; Bräutigam und Braut waren im drittsn und vierten Qrad verwandt, die päpstliche Dispensation musale nadige- sucht werden, sie traf ein, aber bereits hatte ein unholberes Siedl- thum sich in dem Kerne der zarten Blüthe ausgebildet; rasch schritt die Krankheit fort und statt des Brautkranzes schmückte die Stime der lieblichen Jungfrau die Todtenkrone Sie verschied am Oster- tage 1497. Auch bei Karl Hynsperg imd Martha Kohrbach stellte sich später heraus, dass sie im dritten und vierten Grad verwandt waren Fichard hat in seiner Geschlechtergeschichte diese Ver-

«1 f. 986. 806. aas. 88.

♦» §. 320.

*> i. aio.

üiyilizüü by GoOgle

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wandtschaft durch eine eif^ene Tabelle erläutert aber da die Ehe in allen Formen rechtsgültig abgeschlossen war, so wurde dieses lösende HiudenuM durch einen nachträgUchea päpstUoheu Dispens gehoben.

Eine (lauernde Unterbrechung und Trübuiip erfuhr im Jahre 1496 die Unbefangenheit und der heitre Frohsinn des bürgerlichen Lebens durch das erste Auftreten der Sjphilis oder der franzüsischen Krankheit Job liohrbach ist der Einzige , dem wir darüber eine Kunde verdanken. Er erzählt : ,,Anno 1496 zur Sonunenseit odor im FrQlijftltr iit tan angehört gnuBÜch und enchrockenlieh Knnkkot antar die TenliclMii Toa den Walen kenmen; die Welen keb^ rie krieget von den FnuuoMn and wird die Krankheit genennet Mal F^ramoe and ragiert ftat in dentwihen Landen, noch viel mehr in ItaK» and IVanda. Die Krankheit macht den Meuchen aulglieh nngeaehaffen [miiigertallj ; welcher aie hat, ist ttber gans lin leib Ton ich warn rother Blattern, wShrt ein Thal [bei den Einen] ein halb Jahr, den andon dreivicrtei, den andern ein gans Jahr und nach dem bleiben die Flecken an ihnen saweilen lange. Ungestalter Ding hat kein Mensch nie gesehen , von solcher oder dergleichen Krankheit nie kein Mensch mehr gehört, auch findet kein Arxt da- von nicht geschrieben, ausser so viel man irgend dinvider ersann**." Auch in Jobs nächster Umgebung entfaltete die Krankheit ihre furchtbare Wirkungen, Sein Bruder Bernhard wurde im Jahre 1498 in so heftiger Weise von ihr befallen , das« er sich dem mensch- lichen Anblick und Umgang völlig entzog; er zog sich nämlich am 11. Juli in die Einsamkeit Kcim s (Jartens, wahrsclieinlich auf dem Klaj)perfelde , zuriuk und rasierte, ohne Zweifel wegen der Ge- schwüre auf seinem K<j|»fe, sein Haupthaar am 23. völlig ab. Doch war das Uebel bei ihm von kürzerer Dauer als bei vielen Andern j am 8. Januar des Jahres 1499 konnte er bereits wieder in sein Haus surückkehren^. Was Lersner eraählt: „1497 und 1498 haben die

«♦ 1. 17».

♦* §. 9. Esmuas llbrig'ens hier ausdrücklich bemerkt werden, dass die Seuche in ihrem ersten Aaftretcn epidemisch war und auch ohne unmittulbare Bcrühruni^ ansteckte. Wir dürfen daher keineswegs im einzelnen Falle der Ansteckung aaf stttUehe Terfehsn seUteMtn, obf Moh Uber Um» das UrtheO to jener Zeit» •in mit leichtfertigeres war, als in unseren Tagen. Hatten giebt das siebente Jahr nach Entstehung der Krankheit, also etwa das Jahr 1500 als die Zeit- grenze an, von welcher an sie nur durch Contagium, namentlicb durch ge. ■chleehtHdie BariUimiff sieh fi»r4»flaiiBta, vergL de Oelaol aediein» et amtbo Gen. e. 1. nad Uber die Kiaakhflit ttberhmipt StfMiM, Ob. Hnttn 888 flg.

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FranzoBcn allhier stark regieret, also dass auch vornehme Personen damit inficiert gewesen und man die Badstuben zuhalten müssen" ist nur eine Bestätigung des Berichtes von. Job, dessen Handschrift ihm wahrscheinlich nicht unbekannt gewesen ist. Auch die Notiz Uber das Grassiren der Blattern im Jahre 1496*' bezieht sich, wie ieh glaube, auf dieselbe ^aakliMty ah deren Symptome Job ja ain^ drOcklioli „tchwars rothe Blatlbm^ angibt Uebrigtaa wheiaeii die Mittel der Ansneikiinde in jener Zeit noch aebr einfach ond h^r sebrinkt gewesen sn sem; eme Eliatier, welche ihm der Apötiieker Jodocoa appHdrte, an Qyrop ond PnlTer cum Pnigieren, eine Ader- lass am Bnken Fuase sind die einngen^ deren Job in seinen nwn- nicbfSMben Krankheiten «rwShnt^.

Wir wenden uns von dem . hiasfichen zum öffentlichen Leben. Die Mittelpunkte des regsten geselligen Verkehrs, bildeten die Trink- stuben. Bernhard und Job Bohrbach schlössen sich zunächst der Gesellscl.aft Lebenstein oder T^öwenstein an, welche sich früher im Hause Limburg zu versammehi pflegte (in welchem in unseren Ta- gen eine Zeit lang wieder die alte Trinkstube eröffnet war\ und seit dem Jahre 1486 in das Haus Löwenstein rechts vom Römer über- gesiedelt war. Am 5. Juni 1494 hielt Job seine erste Zeche auf der Stube und verpra»Hte dort sechs Heller*'. Aber da er noch nicht formlich eingetreten war und das Gesellenrecht erworben hatte, so wurde ihm und Konrad zum Jungen um Fastnacht 1495 nur aus- nahmsweise verstattet, „ihren Pfennig mit den Andern dort zu ver- zehren", mit dem Bescheid : „Wolle er für die andere Fastnacht Ge- sellschaft halten, ^so solle er Geselle' werden" Am 19. Feibraar des genannten Jahrea wurde die CkseOschaft ram Abendessen mit den Frauen eingeladen und jeder aahlte dabei sedis Albas; den Abend beschloss einTsna auf der Stube mit Fackeln oder liditem**. Am 86» Februar Dienstag vor Fastna«^t wurden bereits die Festlich- keiten mit einem Nachtessen aof der Stube erOffiiet ; am Sonntag und Montag den 1. md 2. }SXn aneh die Franen mgeiogen ; am Dienstag ^uff aller Msnn Fassnacht^ und am Aschermittwoch kam au dem Abendessen auch ein Mittsgsmahl; nach diesem stachen am

w n, II, 36.

§. 'il. 2h. 70. Vergl. auch Kriegk, Aente, HeiUuutalteo u. Geistetkranke im mittelalterlichen Frankfurt. 186S. *• f. 11. » §. 177. M |. 176.

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Dienstag Jörg ReiM nnd NioUs von BabenhaiUBen, frOher Amtnmnn auf dem Goldatein, mit ,.Kronlin"", der entere behielt den Si^; am Asckennittwoch stachen, ab die Frauen slw Glauburg'» Garten BurUckkelirten, ^Tier Reisige mit Kolben'', zwei mit Namen Martin und Eberhard waren Knechte de» von Heusenstamm, zwei mit Namen Weissbrod und Ruttling'er SöIcIiht der Stadt ; Weissbrod füllte /u mehreren Malen die Heiisenütarauier Knechte und ..blieb Joch hart sitzen''. Hierauf „stachen mit Kronlyn ' Konrad zum .hni^cii lutd Ktinrad Mones. Am Donnerstag nach Aschermittwoch assen die (tc- uellen allein ohne di»* Frauen auf der Stube zu .Mittag; es rechneten die Küchenmeister (Mas von Rückingen und Ulrich Neuhausen, des- gleichen die Weinniciater Johann Holzheimer und Pliilipp Weiss ab, die Kosteu betrugen aof jeden der 43 Gesellen drei Gulden; dabei spraug noch ein Abendeüen ihr Ifiniier tmd FnuMn an demselben Tage keraoB. Frauen nuastMi nur am Asehermittwocli einen Albas, Wittfiranen dageg^ nadi freier Wahl vier Htthner oder vier Schil- Imge geben ; Jmqjfranen waren gaai frei ; es waren 29 Frauen nnd Tiwftfiaiinii, welche „Ctesellsehaft biellen*. Donnerstag Abend assen ICinner nnd Fran«i anf der Stnbe. EtnGhsellennaehtessen, das auf den Kepf drei Schillinge machte, besehloss am Sonntag Invocarit die Fassnachtprasserei im Jahre 1495^. Auch sonst boten Geschenke an WiU^ett einen Anlass zu (lesellenessen; so wnrdeu Miinner mid Fraaen am 2. October 14i)4 eingeladen, weil Ambrosius Glaoborg

** Eine nähere Erkläruu^ tordern die Ausdrucke „luit kronlyn" und „mit kolbeB steeheo*'. Steehen baeiehosC flberhsnpt fan Mittetolter tnnderen and

wird vun .illen Oattnniren der Tiirnierkämpfe gebraucht . namentlich sofern dieselben ohne Krnst und zum heit^Tn Spiele dienten. Nach BilHchin«,''« Kitter- aoit und Ritterweseu I., iUd gebrauchte man bei den Turnieren zweierlei Lan sen, die spitien sam sogeasiuitso Sdnl'fimuMn oder sum erottHeben Kempfe, die stumpfen dagegen, welche von den Kronen, mit denen die8ell>en oben an der Spitze versehen waren. ,,Krünifjo" genannt wurflcn, UIoh /inn Scherzspiele. Die Krone muss demnach ein an der Spitze der Lanze befindliches, etwa ge- kerbtss Stiefablatt gewesen ssfai. Mas TergMshe andi das Ton Klflber Uber* setzte und erläuterte Werk: Das Ritterwesen dos Mittelalters von de la Curne de Sainte Palaye II, 97. Die hei den Turnieren, den Zweikämpfen und krie- gerischen Gefechten üblichen Kolben waren von Uolz, und sind ebensowohl von den HerfSBStsre, staer etoernen mit Stseheln venehenen Kugel an einem hOlssmeo Stiele, sls von den kleinen metallnen Kolben zu nntemob^ea, welche sceptcrartip geformt und am Knaufe zierlich durclilirorhen, den Rittern mehr zum Schmuck dienten, zu ernstlichen Kämpfen aber nicht die ausreichende Stärke hatten. Doeh erwähnt unten Job eine dava ferrea, einen eisernen Strsitkelben. sls WsA, die er bassssea hat (S. 19.) w I. 177.

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drei Hafen, am 27. Deoembalr, weil «lerwibe airei Haiai| md am 1(X Febmar 1495^ weil der SchultiieieB Ididwigf mm Pandiea «ttan Hiraoh gesehenkt liatteK Nock erhob die OeaeUacbaft als aolcke keinen Ansprocb anf Adel: Jdb bemerkt anedrOokfich, daae die 4i

Theilnehmer an der Fastnacht Edele nnd Andere geweeen seien. Ueberfaaupt verdnigten lieh die Add^^ mit den Andern im Be- wnmtsein ihres fi^emeinsamen Bllrgerthums, und obgleich nach einer Notiz Bernhards auf der Pergameutdecke soner Familienchronik die Kobrbachc sich schon im Jahre 1470 einen Adcisbrief erwirkt hatten , so redet doch Job nur von seinen lirüdorn Beriiliard und Koiirad Hohrbach und seiner Mutter „der Kohrbächerin'*. Noch 1526 schreibt Margaretha llorngin au ihren in Wittenberg studieren- den 8idm Johann Glauburger , dass drei um die Hand der Anna Knoblauch werben, zwei Edelleute und Johann Wulf Kohr- baeh, der Frau Ursula von der grünen Thür Sohn. Job «agt con- stant : ilauian oder Gilbrecht I lolzhausen, Johauuea Glauburger u. s.w. Solche, die wirklich ritterlichem Geschlechte angehörten oder aus ihm atammten, wie ^ HenaeDstamm, Babenhansen und Andere biweinlmitf er meist nut nobilis oder er giebt ihnen, wie dem daa Bttekingeii mid Johann von Holsheim bisweUeii daa PrKdieat »voa^, obgleich auch diee kein sieheres Zeichen des Adels ist^ wie wir tob der Fa- taifie Kelem wiiaen". In aller Nanretit. «nlhk er,* da« bei der Taofe des CSas Stallboiger, desaelben, den mim spfiter den Beiohen nannte - ^ Büder aemer Eltern befinden siobi in Oel gemall, noch in der Gallerie des StädeFschen Institates am 16. Mira 1601 der Schneider Cla-svon naffcm, -trotz des WOrtleina j^Ton* vor seinem Namen schweilicli ein Adeliger Pathe gestanden habe ^. Den Titel ^lierr'' giebt er in seinen Au&eichnuiigen nur den Geistlichen.

Ein ungemein wichtigea EreigniBB war im Jahre 1495 die Er- öffnung den Reiehskammergerichts in Frankfurt. Schon im Monate September niiethete der Rath die Rüuniliclikeiteu dazu in dem llausc zum Braunfel.s auf vier Jahre um dreissig (lulden fUr das Jalir. Hierauf wurtle ein Podium mit Sitzen für den Kammerriehter und die Beisitzer und eine eigene Bühne i\\r die Procurat»jren und Redner erbaut: dem Richter wurde eine Art Loge mit Fenstern liergerichtet, die Bänke der Assessoren und 2sutare mit Tuch uusgeschlugeu. Stufen

M §. 173-175.

&i Euler, das steinerae Uaos asd die Familie tod Melem, NittbeilMBgeii anseres Vereines B. I. S. 288. M f. 882.

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führten zu d&n Podium hinauf. Am 30. September 14^ bo^tiog der römisclie Künip^ Maximiliau die Büliuo imd verpflichte den Bichter Qraf Eytel Frieciricli vun HohetizoUern und die Assesi^oreti und No- tare, so weit sich dieselben bereits in der 8tadt befauden ; die, welche »pftter eintrafen , ebenso die niederen lieumtcn , lef/ften ihren Eid in die Hände des KammerrichterB ab. Am B. November hielt dieser die erste Sitzung; zu seiner Rechten nassen diejenigen Assessoren, welche den Doctorgriul hatten, zu siiner Linken die nicht p iiduirten Adeligen (nubiles), unter ihnen nennt Job einen (Irafeii von lOber- stein. Nach Eröffnung der Audienz erinnerte der Grat' vim Zullern die Procuraioreu, daas eie iu ihrer Sachwaltung nach der zu Worms ertheUten InttraotioQ sii verfahrea hätten, uudyerspruch, daas etwaige Mängel an dmelbai im Lanfis der Zeit verbeasert werde» aoUlett. Hieranf trat im Namen der Hi^tät der königEebe Fiaeal Dr. Xin- gekader als Kläger gegen einen Grafen v. llOn auf. Acht Froonra- toren «wen sugegen, awei Secretfre Mhrten daaFtrotoeoII, ein dritter war bealimmty den gefiÜQtcn Bichterapruch an Ferlesen. Bb war dtea, wie Job eag^ die ento Andiena deo Kammeigeriebte» n^enn «bgleiob der Bichter schon mehrere Sitzungen in Worms gehalten hatte, so waren diese docb, wie mfamiglich bduuDun^ nur ein Vorspiel und Bild ▼an dieser'' *

Am 2. November 1495 begab sich des römischen Königs Pcrse- vant^ nach dem Römer „und hat alle Fohdebriefe vom Körner ab- genommen, aus l rsachc, dass unser Herr, der König, alh; Fehden, die diese Stjult auf das Mal hat, hiufrelegt hatte" ''*. Für Frankfurt trug diese Verkündigung des LandtVIctlens vorerst sehr fühlbare Folgen. Die Stadt hatte erbitterte l'ciiiilc iu dein umwohnenden Raubadel, nanientlieh iu Just Fruud und den Herren von Hutten, die ihr Uebiet seit iäugcrer Zeit beunruhigten und schädigteu. im

4' §. 111-113.

^ Persevant von dem französischen poursuivant wurde der fiehülfo und Lehrling des Uerolds genannt, and beteicbneto in Frankreich den ersten' der Omde, Audi weksbe JftogUnge rar Mttenrllrde gddtet wordea. Ola Pirna- vanten begleiteten den BienM und gcbvtcn, wenn disser ausrief, dan Velke

Stillschweigen. Sie lernten von dem Herold die Wappenkunde, trugen Uitter- helm und Lanze und folgton im Kriege dem Heere, daher der Name Waffen- persevant. Im Frieden worden sie auf Reisen geschickt und besuchten die Bffe der Cmmw, aa sieh mit daa hsllnben «ad ritleriieiiai StMen, mit Tor-

ideien und WafTcnfibungcn vertraut zu machen. ,,r>t'a römischen Köni;^ Per- sevant" bei Job scheint einfach einen Bevollmächtigten aus d€8 Königs Qefolge oder vielleicht den Herold selbst zu bezeichnen, w f. Iii.

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HSrz 1403 }iatte da» „Gempwlyn*', die Qlocke, welche die Ankunft von Feinden anzeigte, die Bürger und Söldner aufgerufen, weil solches ( rCHindel eine Heerde weggetrieben hatte, obgleich diese nicht Frank- furter Eigenthum war. Am 8. Januar 1495 stocktt^n ne eine Scheune in Oberrad in Brand; um 8. Mai ertönte nbennals das „Gemperlyn", Jost Frund und die Hutten'schcii beabsichtigten einen Raiibeinfall in das städtiseiie Gebiet; Alles eilte so rasch zu den VVati'en, diiss für dieses Mal die Feinde die Flucht ergriffen. Am 7. Juni vernahm man auf's Neue den Schreckensklang; sie hatten diesmal 10() Kühe der Gemeinde zu Niedeirad geraubt und die Hilfe der Stadt kam zu spät. Am 2.}. Juli übertielen sie zwei l 'raukfurter Fischer in der Nihe von Kumpenheim und misshaudelten sie so schwer, daM dar eine ab Leiche in dieSttdt gebracht wurde, der andere in der Nacht seinen Geiat au^b. Zwei Tage später ranbten sie in Dortelweil 19 Ktthe and S7 Pferde tammt ihr^m Qeadnrre. Am 17. Aognst verbrannten rie Thttren nnd Planken auf dem Knoblaachs Hof, dem Gute Wolf Blrnns. Am 28. Angast ttberfallen sie nochmals Dortel- weil nnd treiben ausser einigen Pferden viele Ktthe, Schweine md &00 Schafe fort An demselben Tage, an welchem Haximifian den Eammerrichter, die Assessoren und Notare in Pflicht nahm, ver* branntm Jost t'rand and die Hutten sehen in Bonames acht Illaser, and wi^ften es Tags darauf, der Stadt einen Fehdebrief SO übersen- den. So gross war der Schrecken, den diese V^orginge verbreiteten, dasB, als am 4. October eine Mainzische Reiterschaar in die Nälieder Stadt kam, man schon die Räuber vor den Thoren zu erblicken meinte, Sturm läutete und die Bürger bewaffnet hinaus eilten, aber im Angesichte der vermeintlichen Feinde ihren Irrthum erkannten und wieder zurückkehrten Diesen Belästigungen und Beängstigun- gen frecher Raubritter setzte wenigstens für Frankfurt der Landfriede zunächst ein Ziel. Job Rohrbach erwäliut ihrer von diesem Zeit- punkte au nicht mehr.

Mit der Eröffnung des Reiehskammergerichtes traf ein anderes Ereiguias susammen, das weuigsteus in die Gestaltung des gcselligeu Lebens in Frankfiirt sehr flihlbar eingriff. Im Monat November 1405 kaofte nimlich «n MilgKed der Gesellschaft anf LSwrastein, Daniel Bremm, jiSchdife and Rath der Stadt Frankfert, das Has Laderam, gelegen tdf dem Eck neben dem Bömer gegen dem Hos Limburg ttber, nutsamt dem Hnsrath, der vor die Qiat gehört, die in der

« f. m -14t.

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M.em darin herherigen, und bezahlte dafiir :u lil und zwanzig hundert Goldgulden" ^\ und zwar von der Wittwe Anna Schule und ihren beiden Enkeln, l^eter und ThoniuK 8<)H.^enlieimer die nach Fichard schon früher dies ihr BcHitzthuni dem Rathe zum Kaute für 4<KX) Crulden angeboten hatten, aber ahschUiglich best hicdcn worden waren, weil das 11 aus sich nur mit lüO Gulden verzinste und »omit der Kaufpreis zu hoch gestellt war. Unmittelbar nach voUsogenem An- kaufe bot Daniel Bromm das Ilaw Laderam, wie Job atuittbrlich berichtet, der Stubengesellacbail ma USrnrntUitk sum Kaofo um die (Reiche Samme an; die QeMUschaft ging darauf ein und beschloa^» dem Daniel Bromm sofort tausend Qnlden als Angabe abxntragen^ das ttbrige aber mit vier Procent bis aar TdUigen AbUlsung su ver- aioaen, so dass, so oft sie ibm dreihundert Golden absabje, der jllbr- liehe Zins sich am acht Gulden verringere. Um diese Summen auf« sulHringen, sahlte jeder Geselle am Audroastagc 1495 zwanzig Gul- den und wurde weiter festgesetzt, dass die gleiche Summe inskUnftigc von jedem Hohn eines Gesellen bei seinem Eintritte als Einstand entrichtet werden, dagegen jeder, der durch Bcwoibung Mitglied werde, droissig Gulden zahlen »olle. Ebenso wurde mit denen, welche auf dem llauäc Gülten stehen hatten - e.s standen nämlich darauf 15 Gulden der Vertrag geBchlossen , dass dieselhcn im Laufe der Zeit mit achtzehn für einen Gulden abgelöst werden stillten Es ergiebt sicii aus dieser Erzählung, dass der Kauf de» Daniel Bromm w(»lil Hchwerlich ein blosser Scheinkauf gewesen ist, wie man jüngst vermutliet hat Auch die weitere Darstellung des Job liohrbach zeigt klar, dass die Gesellschaft den Verkauf des Hauses an sie unter den angegebenen Bedingungen als ein grosses Ver^enst Daniel Bromm's augeseben und ihn ab. ibren WoUthttter dankbM* verehrt habe. Ebenso leuchtet «in, diu» die Trinkstube auf Laderam nicht eine neue GeseUscbaft, sondern die bisheriige ^auf Löwenstein* in sich vereinigt habe^ wenn auch die Bedeutung, die sie schon in den nächsten Jahren erhielt^ wesentlich dasu beitragen mochte , ibr neue Milgtieder von andern Stubengesellsohaften xusuführen. Die Geseilr Schaft Qbertmg swar sofort auf ihr neues £igenthnm den Ifamen des

N.irii der gewöhnlichen, wie mirsobeittt, authentischeren Angabe, betrag

der iiUutprois nur 260Ü Gulden-

« Vecgl. meine Bemerkoogeo zu §. 316. •* f. 179.

^ Römer -Rüchnpr, Die Kntwickhmg der StadtverfassuDg Süd die Bflrger- vereine der ätadt Frankfurt am Main, Frankf. 1866 S. m

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Hauses, in welchem sie sich 'Tüt dem Jahre 1486 zu versammeln pflegte, und nannte es Alt-Limpurg**, g^lttchwohl kommt dieser Name bei Job Rohrbaeb noch nicht vor, dieser nennt nach wie vor Haus und (lescllschaft Laderam, und es scheint somit diese Henennung als die herkömniliclie noch längere Zeit sieb im Monde derUeselleo und des Volkes erhalten zu haben.

Das Zusammentreffen dieses Kaufes mit der Ei <ifl'nunp^ dos Rcichs- kanmicrgcrichts in hiesiger Htadt war freilich nur einzufalliges, aber für die Gesellschaft von sehr wichtigen Folgen begleitet. Zälilten auch ihre Gesellen zu dci» angesehensten Familien der Stadt, so war dies doch, wie die Familienchronik Bernhard Rohrbach 's zeigt, nur ein Vorzug, den tie mit anderen Trinkstuben tiieilte, wie denn der Fall nicht selten war, daas man Term^edenen Stnbengeselladiallen au gleicher Zeit angehörte**. Nadi Dr.ROmer^sNachweiaen schonea mehrere Gesellen der bisherigen Geeellsckaft LSwenstein nicht mit den Uehrigen nach Laderam tibergesiedelt an sein*', dagegen warb die (Gesellschaft neoe Genossen und awar mit solchem Erfolge, daas Franenstdn 1508 nur noch esn und awanaig Glieder aihlte**. Bo hob sich die Gesellschaft snf Ladenun oder Alt>Limpurg nunniSebtig Uber die anderen Vereine empor; die reichsten und angesehensten Familien dei Stadt ▼creinigten si( h in ihrem Schoose. Durch das Beichskammergericht nahm im Jahre 149& eine Anzahl hochgestellter Fremden ihren Wohnsitz in der Stadt: von den Assessoren bestand die eine Hälfte aus Doctoren beider Rechte, die andere aus Dynasten und Fidein ; der Kammerrichter war ein Reichsfilrst ; acht Procura- toren dienten als Sachwalter; ausserdem werden Pr()tonotar(^ erwähnt. Die Meisten derselben scheinen in der erweiterten Gescllscliaft auf Ijaderam einen willkommenen Mittelpunkt geselliger Vereinigung ge- sucht und gefunden zu haben. Zwar inus>^ten uiitangs die Sitten und der Hang der Gäste dem Frankfiirter Bürgcrthiini als ein fremdes Element erscheinen, in dessen Umgebung man wich beengt fühlte: „im Jahre 149'» fiel, wie .lob erzählt, die Fastnacht auf den 16. Febr., CS fand an ihr keine Zusammenberufung der Gesellschaft oder Stube statt, es war eine Stille, als wären alle ausgestorben, denn die ffin- demisse waren uns die Asseaaoren und die ttbrig^ ade%en Doctoreni nebat den Advocaten und Procuratoreni denn diese wairen allso

« Römer- Büchner a. :i. 0.

«« B. Rohrbach'B FainilicncUroDik §. 106—112

« ROmer-Bäcbner 8. fSß.

Römer -BllehBer 8. 218.

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sahireich ^gegenwärtig* Aber tohon nach eiueni Jahre waren diatd Sdurankea ZvrOeUnltuDg gefalluu, die getrennten Elemente hnttan neb vertehnMlMo und die GeieUtohaft entfaltete ein reges »d frtthlioheB Leben. Ani81.Deceniber USß apeiite ne nnm ersten MÜ6 anf der gro«en Stnbe döa Hauee Ladenun: Philipp Kaltofen Tendeht die SteOe dea Wirtfaea oder dea obaoiiH magiater. Am 1. Januar 1407 fo^gi ein neoea OaatmaU, den ab 'Wirth Wallfaer Isen- berg TOfftteht Attoh Bernhard md Job Bobrbadi nekmoi anm era- ten Male Theil tmd bekonden ihr Geadlenreoht mit den 20 Denaren, die sie zu Neujahr dem Stubenkuecht Friedrich »rhonken Ein neues Mahl einigt am Tage der heiligen Dreikönige nicht blos die Gesellen, sondern auch Andere: Hans vom Rhyn, der ältore Bürgermeister, und Ulrich NouhauR fahren als Wirthe den Vonita: als Gesellen werden 3H (Jlieder der Familien Marpurg aum Para- diefi, Heymbat'h, vom Rhüliio, Scheidt, Glauburg, Sassen, zum Jungen, Kroflcli, Wcisü, Htralcnberg, Bronira, Monea, Neuhaus, Völker, Rciss, Haane, Sossenheim, Rohrbach, llolzheim, Uffstoin, Heusenstamm, Martrutl, Stallburg, Blum aufgeführt; zwei Licentiaten, ein Rosenberg, ein Frosch, ein Sossenheimer, ein Dyrraayer und der Ratlischreiber Melchior sind als Gäste gegenwärtig, die Gesammtzahi beträgt 47 Schon anv 12. Januar erfolgt eine neue Zusamraenberufung zum Abendesseu, an dem auch l'Vuuen und Jungfrauen theilnehnieu : es waren im Ganzen achtzig Personen; Küchenmeister waren Johann fVoaeb mid Ulriek Nenhaoa; ausser den genannten FanuHen finden wir die Namen Hokhansen, Qynsbei^, Hnmbneht, Ergersheim, Sohwanenberger, BAokingen, KnoUaneb, Fant, Alzey; als Giate wtriea nur der licentiat Engel von Hotafeld nnd der Meister (Ifa* gbter?) Bingen von Nfirdfingon aa%eA)bri Da sieh anter den aaa> drUekficb als Oesellen Aii%efilbrten im Namen von Hriir^ren be> finden, wefehe wie Johdnn von Olanbnrgi Jobann von Biftekingoni Jobann Frosch, Jakob Weiss und Jobann Hobdieimer naob Fanst^a von Ascbaffenbnrg Angaho an&ngs den Uebersng nach der neoen Stnbe abgelehnt haben adkn, so kami dieser ohnehin nnr von We- nigen versuchte Widerstand nicht von Daaor gewesen sein. Bei ^eser Mahlzeit führten Gilbrecht Holzbauscn und Job Bohrbaeh zu- erst eben Beigen mit Liobtem anf und geleiteten darin auf Befehl

<• Jobs Ghroaik f. 180.

§. 181.

»• §. 183.

» Körner -Büchner S. 226.

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der filteren Geaelliii die junge Braut des Bernhard Weit« zu Daniel Bremm, am diesen dadurch an ehren, weil er sich gegen die Qesell- schaft 80 frenadfich und fireigebig benommen und ihr sein Hans siu kostenden Preise (josto pretio) abgetreten habe. Nach beendigtem Ifahle erschien auch der Markgraf Jakob von Baden, der ab Kam- merrichter an die Stelle Eytel Friedfiehs ^on HohenaoUem getreten war, mit mehreren Assessoren, Ftoonratoren and Adeligen des Kam- mergerichts and nahm mit ihnen am Tarnte Theii Die Kosten des Mal lies })etni^(>n t'iLiif Schillinge, welche Job von seinem Brader Bernhard gesehenkt erhielt

Mit besonderem Glänze wurden nun die Fastnachtstage des Jahres 149 aut' Laderam begangen. Die jungen Gesellen, denen trülier gerii<l<! in diesen Tagen kein Antheil zustand, wurden schon am 22. Jiuuiar aut" die Stube entboten, und e^ wurde ihnen hier von dem Sehultlu issen Dr. Ludwig zum Paradies eröflnct : .,daHs ihnen allen und jegliehen erlaubt sei, uft" der Stuben und in der (lenell Schaft zu sein und um ihr Geld zu zehren, doch seien sie {rchou ii und befohlen, züchtig sich zu halten mit 1 anzeu und willig mit Essen vortragen, auch im Tanz sich nit in die. Arm umfahen als sonst, sondern anstatt desselben Aiiulahcns den Frauen die lländ geben tmd züchtig neigen.'' Man sieht , dass der Wahlspruch : „züchtig fröhlich mit guten Sitten'^, wie ihn eine alte höläeme TaSti. des Hauses Frauenstein ans dem ftLn&ehnten Jahrhnndert bewahrt, dar mala in den Trinkstuben noch immer als Regel galt Zu gleicher Zeit Hess man den Haikgra^ Jakob' von Baden, alle Bcisitier und etliche Advocaten undProearatoren des KammergeriohtB wissen, „wie man eino Gesellschaft halten wolle, woUten sie darbj sin, so müge sie die Gesellschaft fast wohl leiden, dasa ne ihr Qeld by der Ge- sellschaft Teraehren*. Desgleichen Hess man auch Etliche wissen, „die in der Canalei sin zur Zit der Gesellschaft^. Die Fastnachta- lustbarkeiten wurden mit Nachtimbiss und Tana am Sonntag Esto» mihi den ö. Februar eröflnet. Tags darauf, „uff den Montag in Unteren (Nachmittags) haben vier Burger ein Gcseilenstcchcn ge> habt mit Kronlin, mit Kamen Conrad zum Jungen, Heihnan Stralenh berg, Conrad Moncs und Claa Stalburg" Hierauf erscheinen wieder zum Nachtmahl alle die, welche zur Gesellschaft gehörten oder ge- laden waren. Dienstag nach dem gemeinsamen Mittagsmahl fand der feierliche Umzug Hämintlicher (le.Hellen nacli dem deutschen Haus, Öt. Jobann und »St. Antonien statt j da Job ausdrücklich bemerkt,

Ii §. Ibü. Zum Folgüudtin §. Ib6.

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daas Jakob von Baden und die AssesMu en an diest ni l'mzuge keinen Antheil genommen, sondern erst zum Nachtmahl und Tanz aUe wie- der gekomuMm sden, so dürfen wir wohl annehmen, daae ne «mier- dem die tinuDtHcheii FaatnachtBeii^tsQiigeii mit der CksellBchaft ge- theilt htbeii; am Aachenaittwoch hielten MKoner und Franen den Ifittag nnd Abend auf der titnbe; nach dem liittagvmahle wühlten die letsteren nach alter Gewohnheit' sweiKtichenmmBter nidergrttnen Snppe'*, das von Bttckugen und Hen Stralenbeiger, beide Wittwer, dann.3sogen sie hinana iu llen Olaubuig^a Garten ; .dorthin kamen der Markgraf und etliche Beisitzer geritten und ▼erbrachten mit ihnen den Naohmittag, den Abend aber aui' der Stube. B&m Mittagsmahle der M&nner am Dienstage fand die Kechnungsablage itatt; die Kosten betrugen auf den Bürger drei, des Rathen Amtleute und andere Edelleutc gaben nur andertlialb, von dem Markgrafen und den Übri- gen Verwandten dt« Keiehakammergcrichtn nahm man nur je einen (»ulden. Ich bezwriflo, ob man mit Grund darauf die Hegel anwen- den könnt'-: .,wer lieniden (iästen gegen ( Jeld Zelirung gi<'l)t, Iwt doeh gewiss W irtli'* Am Dunnerr-tHj:; /u Naflit asHen «lle ( lOHt lli'n aber- mal« mit einander den „Manderkäöc" uudalao hatte, wie Job naiv zufügt, diese PraRserii ein Knde.

Der rintiirmige (iang (Ich Alltagsleben-i wurde aiieli <lurih die i'rocebsiuuen uuterbruclieu, iu welchen man damals da« AUerheiligste

Die frflae Suppe wurde von daa Fraaea auf ihre Kosten gaatellt und

in eiucin Giirton pc^essrn. Jede Portion wurde ucbst einer ^c.s.ilzencn Tiricke und einem Murin;; von cinoui I'iiare, wahrscheinlicli eiiu^m (ioselien und einer Frau, verzehrt. Ycrgl. Uüuior - liUclincr, Wobllebeu dur UoäulUch. Limb. 8.5. Hieraaf sogen Mlnoor und Prauea in Prooenlon durah die Stadt naeh der Stabs.

'* Diese liomerkun^' nämlich dor ein7,i>,'c (Jewinn , den Kömer liüchncr 8. 225 Aom. seiner „botwicklung der V'urfaaaung'' u. s- \v. aus dum vou ihm eingesehenen Job'sohen Manoseripte, das ernaeh derGlauburgisohen Anfsehrift: „M. 8. du Stirpe Rorbachiana, iiiutt 79" citirt, zu ziehen wusste. Seine tenden- siöse Antipathie src^en die (k-sellsi liivft Limimr;;, die trübend durch das reiche Materialseiner verdienstlichen historischen Arbeiten durchzieht, ist übrigens Meht erklirlieb, wenn man die einseitige Bewqnderung und Lobpreisung er- wSgt, ia der rieh der gelehrte Fiehard kaum genug sn thna weiss.

" Der Mandclkäao wurde nadi d(;ni crwühnton Buche des Stuttj^artcr Ver- eines Kec. 72 aus i^OHtossenen Ma iili'lki'ruon '»oieiri t, zu donon in;in Milch fjoss und Kier schlug; diesen Teig lies» man erkalten, legte ihn dann auf einen Telicr und bestraute iha mit Zneker. Der Mandelkise wurde durch Praaen l>ereitet, welche Jährlich dasa von der Qeaelliohaft gcwälilt wurden. Dazu g^aben die Küchenmeister Fische, die Brodmciffor Brod uiul Hackwerk, die Liebtmeister Licht. Yergl. Kömer- Büchner, Wohlleben der Uesellscbaft Limburg.

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niekt blot dnrdi dk Ktreben, loiideni aaoh dmdi 4i» fitrawnn 4er Stadt trug ^. Dar prachtvolle Aufzug, den man mit allmn erdenk- licken Glani auwtatteke, die in Sanunt und Gold strotaenden Ge> wttnder der miniBtrirenden GeiBUicben, der sahlreicke Kleros der drei Stifter, die Mönche, Nonnen nnd gnitlicken Bitler in ikren maleriaehen Ordenstrachten^ die Glieder desBatkea in ikren Münteb, mackten diese kireklioken AnCittge augleick an euem Volkifeita und gewährten ein romantiaehca Sokauspid, das nicht blos die Andacht durch das M^rBterjum, sondern auch die Sinne durch den Wo^c-Imel 8«ner mannigfachen Gestalten und seinor bunten sckillemden Farben beschäftigte und erregte. Solcher Processioncn wurden vornehmlich drei im Jahre veranstaltet, nämlich am Sonntag Exaudi (am Kirch- weihtagc der Barfüsser), bei welcher stets ein Glied von Bernhard Ruhrbach'» des Alten Stiimni mit einem von ihm f^ewählten Genossen den das iSat ranunt tragenden Priester führte am Frohnleichnams- testc und am läge Maria Magdalena. Job unterlässt nicht, diese l'rocessionen in jedem Jalire umständlich zu beschreiben, besonders wt'iin er dabei persönlich bethciligt war. Die glänzendste ist die Frdlinleiciinamsprüccbsiou am 25. Mai 1497 gewesen : Herr ilohann ( ircitcnstcin, Decan zu St. Bartholoraäi, trug das Sacranunt, ihn führten die beiden ältesttm Schöfien, Hendlauburg und Joijann vom Rheine, vier Bürger, unter ihnen Philipp Ugclnheimer, Georg Reiss und Jok Bohrhach, trugen den Baldachin, den man in Frankfurt den Kasten nannte; vier andere: Heuirick Weiss, Qrtgyn cum Jungen, Ulrich Nenkaus und Georg Mar troff gingen ndt Iffennendoi Kurzen aur Seite ; dem Baldackin folgte unmittelkar der Kammer- richter llarkgraf Jakok von Baden mit sedis Beintsern und mehre- ren Procuratoren, an sie schlössen ndi der Batk und die Bttiger an^. Auck solcke Feste wurden mitSckmauserden kescklossen. Am Abende dieses Tages luden Ekerkard von Heusenstamm und seine Ehefrau Gutgin in ihren Garten vor der Stadt, genannt die Nle- dcnau, zum Abendessen Fremde und Einlieimische: den Markgrafen Jakob von Baden, welcher auch hier seines Ranges nicht vergase (denn er brachte „den Dorlinger'' und zwei andere nobiles mit, dass sie ihm bei Tische dienten), zwei Doctorcn, Georg von Nideck und Johannes Ploniger, so wie Vitus von Wahrod, goldenen Ritter (d. h.

«V VergL dsa AbsshaUl Oaltas f. 190 fl«.

»• Vergl. aber dls Stiftung dleisr ProsoHion B. Bokrbask's FssdUea»

»Dik §. 27

Chronik §

» Jobe Chronik §. 198.

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wohl, der die goküien Sporen beiiii Ritterschlag^ empfangen hatte)^ alle drei Beisitzer und EdeUeute, zwei ReiehHHchatzmeister, der eine hiesR GofTart von Klchen, den Comthur des deutschen Herrenordena Pankratius von Rheinstein , einen Procurator des Reichskanimcr- gcrichts. Unter diesen hcwegen sich (rlauburger, vom Khcino, Knoblauche, Schwarzenberger, Erujcrshcinior, Holzhäuser, Kohrbachc, Weisse, sämmtlich (fcsellcn der Stubengtscllschaft Laderam oder Liraburg, und Job rühmt die opulente Bewirtluiiig der Gäste, zu deren ehrenvoller Behandlung der Hausherr aufbietet, was er ver- mag Es war dies das Abschiedstest für den Murkgratcn. Schon am 12. Mai hatte er die letzte Audienz gehalten ; am 26. Mai , den Tag nach Froluileichnam, reute er mit den Asäeasoreu nach Wonns, dam aiikfliifiigen Sitae dta RnWitkamaeigerifliiti Aach ia der Feme gedaohte er in woUwoUender Ermnenrng aeinet Anfenthaltes in oneeren Haaem und der frohen Standen, die er anf Laderam an- gebiBcbt hatte; noch awei Jahre vpnm, am 21. Jannar 1499, ▼er* speisten Minner nndFranen Abends den liirsch, den Markgraf Jakob ▼on Baden der StabengeceOschaft geschenkt hatte Diese blUhte immer richtlicber anf; wShrend der Frauenstein auf woiige Gesellen aosammengeschmolzen war, so alhlto die Stube auf Laderam die meisten Schöffen nnd Rathsmannen zu Gliedern ihres Vwcines; ihre Gesellen fiihrten den Priester bei den Processionen , trugen den Kasten, begleiteten ihn mit Kerzen; an Fastnacht veranstalten sie öfientliche Aufzüge, (iartenfahrton nnd Geaellcastechen ; seit dem rlahre IfHK) werden ihre Leichen von dem gesammten Klerus der Pfarrkirche zu Grube geleitet; ohne Zweifel trug auch der vertraute Umgang mit den Verwandten des Reiehskainnu'rgericlits, mit Ueii hs- fUrsten und Rcichsgrateu, dazu bei, ihre Ansprüche zu steigern, das Verlangen nach Erhöhung ihres Itanges und nach Adelsbricfen zu erwecken und ihr Leben mit jenem glänzenden Luxus auszustatten, zu dem ihr Reichthum ihnen die ^[itlcl bot, den aber schon in «1er er.st( n Hälfte des sechzelinten Jahrhunderts ein Thcil der Bürger- schaft mit unverhohlenem Unumthe betrachtete und bisweilen mit beissendem Spotte geisseltc. Durch das Aufblillien des römischen Recbtsstadinms war der römische Rechtsbegriff des Patriders in DentMhland im fhnfaehnten Jahrhundert bekannt geworden und wurde anf dentMhe südtiiche Yfahiltiiisso angewandt; in Frankfurt wkd

«. 116. M §. 115. «i. 187.

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er nicht bin» durch einlieiiDiBdie Juristen, sondern aach durch die Doctoren des Reichskammergerichts unter den GeeeUeo toq Laderam Eingang gefanden liaben^ und bald erwuchs er zu einer Lieblings- idee, deren Verwirklichung mit allem Eiler des Ehrgeiees angestrebt wurde. So bildet sich alliniihllg aus der iStuhcngesellHchaft zu La- deram (»der Alt-Linipuig ein .städtisches Patriciat ; das bürpjei liclie BewusHtseiii und \\'cscii, das sie sidi als (lescUscl ait aut LowojiÄtein zu howalircn vcrHtandcn hatte, wurde ihren (ilicdcrn trcnuicr , uu<l der AnlwHiid, zum 'riieil auch di-r Uebermutli, des Junkertliums trat an die »Stelle der alten soliden Eintachheit.

Nächst den ProccH.Hidtien Imlcn die l'assionsspiele ein zwar sel- tenes, ahei- darum um so fesselnderes nnd noi h weit volksthünilicheres Schauspiel dar, in welchem Scherz und ErnHl, kircliliclicr (Jeisl und der Sinu tur weltliche Lustbarkeit, wie in dem Volksleben des Mittel- alters überhaupt, sich in wunderbarer Mischung poetisch durchdrangen. Wie wir ana den Frankfurter CoUectaneen des Kanonikus undCuatos

i'3 Der Name J unkhur r kouinit bciJub nirgcuds vor^ dagegen nennt stiin Vatei* Bernhard in der FMDilienehrenik (f. 70) de» jangerea BUryoraidgtet

„Jankherm-BUrgormeister*^ den älteren „Schöffen Bürgermeister". Dies ent- spricht aber nur dem Sprachgebrauch , nach welchem die Glieder dor zweiten Kathsbank Junkiiunu, d. h. jüngere Herrn imUegeuaatze zu den älteren Katbs- gliedero , den Seböffen, genanat worden, and bateiehnet somit eiaea anf da^ Aint. .il>ur Iceiaeswegs auf die (ioburt und das Geschlecht gegründeten Rang. Noch heute nennen die niederen Hedicnsteten im Könier den jüngeren Bürger- meister den Herrn'*. Diesem deutschen Sprachgebraucbe entsprechend findea wir bei Job Robrbaob die lateinisehen Aosdrfleke leabfnas und doaiioel- Ins gebraueht Da nlmUcb der ältere Bürgermeister aus der Sehflffni-, der jünircrc Pilrf^crmeistcr aus der Kathsbaiik frcwäblt wurde , saj^t er in sciticn Notizen über die Burgeruieistcrwahlon »tctti, jener sei uiuiquaiu senior uder tamquam scabinus, dieser tamtjuam junior oder tamquam domicollus Bür- germeister gewordeo, vergl. f. 180. 191. 183. 184. 125. 188. Ebenao heint es $. 127 von Jacob .Stralenbcrger, (iiibrecht Holzhauscn und Thomas Mass , sie seien am IR. Juli M'.'!» in conniliun) franckfiu-diense et in ronsulares und zwar omnes ut domicelli erwählt worden. Consularis ist also der allgemeine Begriff, der sieh wieder in seabinos, domieellas and Tulgarb speeificirt Dem- gemäss berichtet Job §. 1<>4, ah or im Namon seiner sämmtlichen Hausgenoaseo^ die Keich.sscliatzung am 9. April 1 1;>7 ciitriditct habe, seien zum Kmpfange derselben vom iiathc verordnet gewesen, sein Vetter Georg Frosch tamquam seabitias, sein Vetter Saauui HolshauseB ut domieellas uud aieht aagegeu sei gewesen Johannes Kechten tamqusm de vnlgaribns. JBs erglebt sieh sondt ans Hernhards und Jobs Chroniken, dass nach Frankfurter Ausdruckswoisc domi- collus und Junkhcrr ein Rathi>glied zweiter Hank bezeichnete. In anderer Bedeutung wird uns unten das Wort domicollus in einer älteren Kuhrbachiscben Urkuade begegnen.

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TT -

PMlipp Sehnig am ButholoMliiMlifte (f 1601) «nelnn, and idehcr Sduraspiele m, nSadich ia den Jüana 1467, 1468> 1486 und 1G06 hier »v^eAlhrt worden ^. Dm im Jahre 14l>8 gegebene, weleket anter der Leitung eines Yicars an der Liebfruuenkirche, Jakob KoU nie»8er stattfiuidy wird von .Toli Iiohrbach nach seinem Ctegenstande und seinem ganzen Verlaufe beechrieben. £b erhellt aus dieser Be- schreibung, dass es nicht, wie Fiohard annahm, Yon den Schttlem des Bartholomäusstiftes, sondern von einem Vereine von Männern gegeben wurde, der sieli dazu aus Geistlichen und Laien frei gebil- det hatte. Job erziihlt : ..hu Jahre \A9>< am 4. Juni, dem '2. Pfingst- tagc , wurde hier vor dem liathhause, (hm U(iiiier, auf eim;r dazu eigens aufgebauten Bühne ein Sehauftpi« ! vi runstaltet, an wekhem 28() Personen, mit Gewändern und Anderem, wie es sicli ziemte, wohl gekleidet, Theil nahmen. Sie spielten an dieHt'in Tai^e zuerst die Aufopferung des einzigen Sohnes Abrahams, die ( iestliielilt' der Susanna, des reichen Mannes und des armen i^azarus und des ver- lorenen Sohnes. Als dies vorttber war, bekleidete sich Balthasar, der Pfarrer in Ober-Eschersheim (nach Schurg wohl richtiger: Esdi» hacb) mit einem granen Gewände (deui Torhier hatte er den h&mm- Sechen Vater gegeben) mid erOffiMtei mit «nem Diadem gekrto^- die PerMn Ghrieti daratellend, die Paeaion, deren ganaen Verlauf er im Spiele dorcM&lurte. Er begann mit der Wahl der ApoeteL Am ß. Jnni spielte er die Leidenigesohiohte bie aar Gefiwgennehmnng im Qarten ; alt Ge&ngener wurde er hierauf duroh die Straesen unserer Btadt gef&hrt. Am 6. Jnni, dem Ißttwoeh und Quatember, wurde er abermab lange durch die Stadt geftkhrt, und ale ne die Btthne

M Ob Pfaill|»p Sehorir wliklidi der VorfiiMer dieses Manaseriptes sei, seheint

mir nocli einer Untcrsuchiiii;,' zu bodflrfen. Auf dem Umschlag desselben kündigt er sich nur als Besitzer dos Buches an: possidet nie Pb. Schurg, eine Tbatsache, welche wenigstens zur Zeit noch die Vermuthung begUustigt, dass Sebnrg die Antorsehaft erat efaiem Mbsventindniss des Verfertigen der Aus- zugs in der UflTenbachischen Manascriptensammlang zu danicen bähen könne. Dieser Auszug scheint übrigens nur eine Compilatlon Sehurg'seher mnd Kttnig- stein'scber Notizen zu aein.

» M. 8. flehnrg p. 186 flg. Anno gratiae 1498 fbit Indos paselonis Fraaeorort) et fticre in illu 2«;5 penonae. Saluator dominns BslUiasar, parochns In Esch- bacli. Kector D. Joannes Kolmesscr. Anno IWM! iternm fuit Indus pji.-^sinnis Francofurti Salvator Wilbelmus Stein de Cassel, parocbus triuu regam In Ssehsenhansen. Reetor Dominus Joannes Kolnesser et Doninns Petrus Seigenstadt, vicarii montis B. Mariae Virginia. Fuerunt personae in ludo 267. Anno 14G7 fuit ludus pasvionis Francofurti Salvator EwaldusTotten- feld. Rector Dominos Enoipbiu. Anno lUiH t'uit ludus extremi indidi et Anti- ebristi. Beetor Joannes Vag.

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betreten hatten, vor Hamms etc., dann schlugen sio ihn an das Kreuz, an welchem er beiuaJie zwei Stunden liin^. Am 7. Juni, dem Don- nerstag nach Pfingsten, trugen sie .sein Kreuz mit denen der Kiiuber vor das Thor von tSachsenhauscn. Am 1 1. Juni luden die Theil- nehmer am Spiele den ganzen Kath zum Mitta<»;eHsen ; dieser ßcheukte ihnen zwei Ohm Wein und 2(1 Goldgulden; ebenso bewilligte er ihnen die Bretter und Balken, woraus die Bühne erbaut wurde, in grosser Menge, aber unter der Bedingung, da«s sie dieselben zurück- gaben, und das, was daran verdorben oder zcrsdi lagen wär«, be- salilteii; «lefa mebfore andere Bürger und kirchUohe Penonoi Inden ein, ireleh« sie dalllr beachenkten. Ebenso saMte jeder Tbeil- nebmer am Bpiel« nnd jede Person (vobl von den Züsehavem?) der OeseUsobaft anfangs einen Ort, wovon die Zarüftungen snm Spiel bestritten wurden"

Der voifaerrsebend kirchliche Charakter dieses Spiete nsigte «eh in einer Naehwirknng desselben : am Msgdeiencntsg, den SS» Jrii 1496y tmg das Saerament wieder der Deoan Johannes Chreifianslein, Hen Glauburg und TIans vom Rheine ftihrten ihn; Geoi^ Netdians, Job Rohrbach, ^lirnold Reyss, Philipps Ugelnheimer trugen den Kasten, Ludwig ilolzhaoseny Geoi^ Martroff, Heilinani] Stralenberg, Ubridi Neuhaus die Kerzen; diejenigen aber, welche die Paasicm gespielt hattini, folgten dem Bathe in der Proceasion, angekleidet nach dem Charakter, den sie dargestellt hatten; den Erlöser stellten diesmal fünf dar, der eine als (lofangcnen, der andere in weissem Kleide, der dritte trug die Säule, der vierte das Kreuz, der fünfte zeigte ihu auferstanden, und dieser war es, der während des Spieles selbst alles wie Jesus gethau und geduldet hatte **'. Dafür, dass Job den Kasten getragen hatte, gab ihm am 3. Januar der Bürgermeister Mi-

chael Sehwarzenberger statt der zwei alten Bleygen, die er mit seiner Mühewaltung verdient hatte, drei neue. Mit dem neuen Jahre waren nämlich die alten mit den zwei „Brachen" (zwei Hunden) und den zwei Trauben abgeachätzt worden ; die neuen zeigteu auf ihrem Gepräge „eine Kaue seiMbr litt i>der Deckel*', ans der cwei Tranben wachsen nnd au, beiden Säten heraUiängen. Das eine gab er scinor Hntter, das andere seinem Bruder Bernhard, das dritte dem Kanonikus Herrn Eberhard Becker. Ab ^m 18. Juni 1489 Johannes Hess in der Ffiunre auf der grossen Orgel, obgleich kaum so viel Oaven nnd

M|. 814.

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Pfeifen, daas es g^oscliehen kuimte, gestimmt waren, den Gesang des Öalvc regina begleitete, sdienkte auch iliin Job ein Kathsbleygvn

Bei der Magdaleneiiproccaäion im Jalire 1497 hatte das Saera- ment NicolattB Kräder, Bischof von Samknd, eiu Frankfurter Kind, getragen «w ich gerne Uer enviliiie, ihaäM um iam Andenkeii mnm uomt anbekaimten, so l^ohm UroUichen Wurden emporge- stiegenen Bttifenohmt jciitr Zeit n erncnmi , tbeik weil lokiie Netisen ■um Tkeil dUe TlmtMuihe eriJlfen mOgen, diM biesige ▼on «mwMgeny fem wohnenden BiieliOfen mit Abhttpri- TÜegien ■nngiwiittet werden. Auch IVenUbrter Laien finden wir in dem Diemle «wwlrügerKirchenfltarten, »o wer Dr. Geoif; HetU, ge> nennt Pfeffer, Keiler dee Knrfltariten von Heins; er nehm ein Inuiiigcs Ende, am n. August 1498 fiel er im Münzhof dahier in eine noch nicht völlig enegebeete doeke, nnd eterb beld, nachdem man ihn henwegeeegen hattet.

Wie gerne man überhaupt aus kirehliohea Handlungen ein Schauspiel , machte, beweiftt da» Gepränge, womit am 19. August 1494 eine Judentaufe in der Hartholomäikirch(> vnllzop^en wurde. Eine schwäbiftcbc Jüdin begehrte freiwillig die Taufe , wie sit behauptete, von der Jungfrau Maria 8elb«t dazu veranlasst, eine Mutivirung, wie sie bekanntlich bis zu unseren Zeiten in Hpecifisch römischen Kreisen wiederkehrt. Ilm diesem Acte eine grössere Fcierlirlikcit zu geben, hatte man vor dem liauptaltare eine Bühne aufgescli lugen nnd aul" diese das Taufbecken gesteilt. Die angeseheuHten Jungfrauen der Stadt erboten sich zu Patliinucn und geleiteten die Noophytin in PftKsenion aar Kirche. Mit ihr bestiegen zwei derselben, Anne Bbeun nnd Chintine Freechia, die Btthne. N^oh voUsogenerTani» •etimmte dee verseunnelte Volk den Oeling an : ^nn biMen wir den beigen Qeiet^. Hierenf führten die Jnngfiwnen ne wiederum in feierlicfaem Aidboge nach den Hinee dee Ffhrren**. ^Sak enderee kirdificbea Scbenepieii dee eelbet damab den Verrtündigen inm Am- eteee gereiobte^ bereiteten im Jahre 14W der Fnmkibrter Gemcnnde die 0oaalnikaaer. y^äm 9L April nimfielv dem Oitenonailag, predigp- ten, wie Job eceiblt, bd den Predigern drei zn gleicher Zdt: der Lector auf don Kirchhofe, der »Subprior in der Kirche, ein dritter in dem Kreugaqg (in ambita) und Oberechrieen einender so, daee ans

•* «. 210. 217. Mff. IM. » §. 266. »> f. 808.

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diesen Beden dem Volke keine Erbauung (Uevotiu), sondern nur Ver- wirrung (confusio) erwuchs'

ObarakteriatiMsli ist es, dsss Job nirgends dm Jagd als Be- sohttftigung nnd Belustigung der höheren StSode, wohl abw neben dem Reiten, dem Fischfänge und dem Stechen mit KrSnlein und Kolbeui namendich der Sehieesttbnngen gedenkt Die, welche man spiter Patriciw oder Junker nannte, hatten ihren e^^en Schiessplats auf dem heutigen, Hdagraben, den man damals noch den Sdiieas graben nannte, unmittelbar hinter der Kirche unserer lieben Frauen auf dem Berge. Eine soldie Sdiiessbelustigung wird uns in sehr an- schaulicher Weise geschildert : „Anno 1496 am 20. Juli sind uff dem Scliiessgraben zwischen den Porten by sant Katherincn Kirchen nach Mittag ausammenkoiumen in einer guten ehrlichen Gesellschaft Dr. Florentius von Veningen, Katharina Holzhuserin, Haman, ihr Sohu, und Margret, Ilamans Ilusfrau, Gilbrecht, auch ihr Sohn, Eilchin Rohrbächerin und ich Job, ihr Solin, Katherina, Oilbreclits HolzluiHen seliger Gedächtniss Wittwe, Ludwig, ihr Sohn, Karl Hynsbcrg und Martiiu, sin IIuHfrau, min .Toben Schwester, Johann Holzlu-inier, und haben dcH Unterenn ( NaclmiittagB) die Gesellen, welilie wollten, ge- schossen, um ziemliclie Kleinodien von Ziunwerk; des Nachts hat je ein Ilusgesäss zwei Maas» Wins bracht, und nach dem Nachtnial geschossen, Frauen nnd Mann, wer da wollte, bis um zehne, also dttss drei Licht by das Blatt (die Scheibe) gesteckt worden und eins vor den Anzeiger, and nach dem Nachtmahl sind dazu koumien Ort zum Jungen, der jUugere, und Herr Albreeht Fkblhi, derHuhdiuserin SU Ooldstein Kaplan.** Ob dieses Sehieaadn mit Armbrusten oder mit Büchsen stattfond, wird uns nicht berichtet; doch ist mir dasEratere wahrscheinficfa **. Der Bttohsen bediente man sich unaweifelhallt bd den Üffentlicheu Schiessen, an wdchen Blliger aller Stinde und namentüdi auch der Zünfte Tbeil nahmen. Uebw diese liegen uns awei Berichte Jobs vor^

ffAm IS. Norembris 1496 hat hi« ein SeUessen angefimgen mit der Handbttchse, das hat gewährt drei Tag und sind der Sdiütaen

M §. IM.

" Diese Venniithiin^: stützt aich tlieils auf den Uoistsiid, daas Job Rohr- bach unter seinen AnsclinfTungen und ( ifsclicnkcn zwar eine Aruibriist, abt'i nie eine BUctiae erwähnt, theils auf die freundliche Mittbeilung des Uerro Se nstors Dr. He) ilcn, der den noch sm Anfing dlssss Jahrimaderls besteheo- den Scbiessptots sof dem Orsben In seiner Jugend selbst gesehen nnd mir ausdrücklich versichert hat, dass derselbe auch damals noch aussoUiflSsiieh TOn den Stabiflcbatxen, d. h. den Armbruatschüteen, benützt wurde.

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106 gtweieik md toKldnody dirvmb num getdioaBeD hat, Aliif und swamig^ mit Namen drei OdiMn, ein Mskwancr Hat mk «iner ul- bcrnen Bohre, vier Ellen ediwanen Sditaielot «id inrnnBig sinner* ner Klanod, als Flaachen, Glüser, Fase, Gelten, Teller, Rannen etc. Den besten Ochsen gewann Einer heisst Thomaa» BUchsenmeiffeeri Sobn, aitat bei der Bockenheimer Porten; den andern Ochsen ge- wann Conrad Neuhaus, min Vetter, den dritten ein BUchsenmeister von Menz ; den Hut mit der silbernen Röhre N. N. Schuhläpper (Schuhflicker) by Saut Johann, den Schamelot gewann Dyll, ein Lederv erkaufer utV dem Rrautniarkt, die Sau gewann Hau^ ^^yd, luiser »Schmied, und haben die Frankfurter Schützen nenn/.ehn Klein- heit (Kleinod) unter den fünf und zwanzig und die Ilauptkleinod alle, usgenommcu den dritten Ochsen. Und haben sie geschossen ulF dem Fischerfeld in zween Schirm (Scheiben) und die Läng des Schusses vom Stand an bis zum Schirm ist H3t> Ellen : nnt einer Schnur ist es also gemessen worden. Item hatte Schnabels Sohn eine Pritech, und welcher Scbtttse secbt Schttsse nach einander des . Soiiirmea feUto^ ilen schhig man mit der BniMlien oder mvwt 'vier Denar geben, nnd aelionen die Sehtttsen sehn SchuM. Aach sind der Kleinod, aom Bittentchiiia Terordnet^ mit Namen swei Httt^ and ein Barret and ein aOberner Iiandakneeht mit einer niberven Helle-' harten." Im Jahre 1600 ftnd abermab ein Sehiemen mit der Hand- hOcheen a«f dem Fiieherleide ataH, an welchem riebenaig HSnner, neben ana Münz, drei von Oppenheim, einer von Gefaihaaera, drei Ton Obeirad, alle Ueb«%en hiesige Bürger, theilnahmen. Der Rath hatte dasn den Ochsen und zehn ^'iertel Wein gegeben. Den Och- sen trug damals des Käthes Schmied, das damastoie Wams ein Fi- scher davon, den silbernen Becher Bernhard Weise. £e waren im Ganzen dreissig Kleinodien, von denen die von Mainz und die von Oppenheim je eins in ihre Herberge brachten. Die Oberräder ge- wannen den Hut mit der silbernen Köhre im Ritterschuss. Auf dem Schiessplatze waren drei Zelte aufgeschlagen, zwei für die Schützen, da« dritte zum Spiel. Auch war eine Kegelbahn eingerichtet , auf welcher „ein Schieb" mit einem Heller, drei mit einem Weisspfennig bezahlt wurden ; sämmtliche Kegelprci^e fielen den Frankfurtern zu. Auch diese Lustbarkeit währte drei Tage^.

Ifaaehe Gebräuche des Volkslebens finden wir in Jobs Aof- adchanngen an nnaerem Bedanem mehr -flUohtig angedeutet, ala aos- fthrfich beBchrieben. Der Anfimg dea Jahrea war noch nicht llber-

f. na S19.

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emstiramcnd festj^csetzt. Theilweiae datirte man Neujahr von dem Christfeste an. und folg^lieh von dem 20. Deceinber, theilweise von dem Feste der Beschncidiuig Christi, also vod dem 1. Jauuar. Eine Difierens koDDte sich dabei nur für die Tage ergeben, welche swischeo dieten beiden Tenmnen in der IGtte lagen. JobBohriweb ventumt dämm "bei den Daten dieees Zeitabschnittea nie anzugeben, wekber Anfiuig gemdnt ist; er tagt: Jabr 1497, das Jahr Tom Anfing dea Jannars beginneod; oder am SOl Deoember 1602, detJalures An- fiuig von dem OebutifeBte gerechnet^; im letsCern FaUo iatalao das Jahr 1501 gemeint*^. Das Verwaltangsjabr lief nisprfliig^iob wie noeh im seehsehntea Jahrhimdert rom 1. Mu bis mm 1. Hai: an diesem Tage, wenn er nicht auf einen Sonntag fiel, wurden die BUrgermdster gewählt und die Aemter im Regimente nsn besetzt**. Die BathsprotoooUe, wie die Stadtrechnungsbttohor, fangen von diesem Tannin an. Es war die Zeit der alten genMUUScben Maiversamm- Imigeo, sowie der feierlichen (lerichtssitzungen, die man Maigedinge nannte. Auch sonst hatte in dem Leben der germanischen Stämme der 1. Mai eine grosse Bedeutung; Mit ihm beginnt die sch'iru' Sommerzeit, die man selbst geradezu Mai nannte, in der nicht nur die Natur zum Leben «awacht und sich in das bunte Festgewand der Farben kleidet, sondern auch in den menschlichen Herzen Lust und Liebe sich in frischem jnngom Triebe regen. In vielen symbo- lischen Gebräuchen wurde dies ausgedrückt In manchen G^eudeu worde am Sonntage Lätare in der Mittasten der winteriicbe Tod ausgetragen, oder auch der Winter Terbrannt ond der Sommer smgend begrOsst Am Anfimg des Mai's worden im hiwdnisdnii Norden hohe Feste gefdert: Gottheiten, in denen sieh der Sommer oder der Frfihling personifieirte, hielten ihren segnenden Ummg. Am 1. Hai wurde noch bis in die nenere Zeit in England, Fraak- reieh, DeatMhknd nnd dem scandinavischen Norden m maneberln Weise der Sommerumiang begangen, „der Sommer empAngen'* ; der Ifai worde festlich eingeholt: dabin gehörte das Mairchoi, die Er- nennung der Maigrafen und Achnltches; Mayen, d. h. entweder llsi- bttome oder Maibttsche, Mabsweige ond Maisträurae wurden in die Gemeinden gebracht Die Maibäume wurden thcils an den Haupte platz des Ortes, vor die Kirche oder das Hathhaus gesetzt, theils auch in ^lüsserer Anzahl vor andere Häuser, besonders »Solcher, die mau auszeichnen wollte, gepflanzt; die Maibüschc oder Str&usse hef-

M §. 71 und S. 17. 98. 97. 17». M f 119 fig.

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tete man vor die Thüren der Frauen und Jungfrauen ^. Die letztere Sitte bestand in Frankfurt und war besonders unter den Gesellen der Trinkstuben üblieli. Diese ,. steckten Mayen iiiid Riieff den Jungfrauen und Frauen", um deren Gunst sie sich bewarbt u und tlenen sie dadurch ihre Verehrung bezeugen wollten. Die Briefe enthielten ein Bild mit einer Devise. Lersuer erwähjit einige derselben : am 1. Mai 1464 tteekte Adolf Knoblauch seiner Verehrten einen Mayen mit der Dvmei „Und ieh, irie kann ich!'* offentMu*, um den nnwidentehlichea Zauber ihrer Beiie «nsudeaten; dieser Qed«nke war in dem Bilde dnreh einen Hann, ▼enrinnlielity der mit einem Siebe Waaeer «na einem Baehe susohttpfenTennehte. HenKnoblaudi ft^gte an aemem Ilayen eine Hand, weldie ein Gewicht an einer Sefanur m einen Brunnen hinablieaa, mit der Umachrift : f^Falacher Qmnd iatmym Hers onknnd** Gegen Ende dea IGttelalters fand man diesen poetischen Brauch on- ▼ereinbar mit der süchtigen Sitte, durch die man die Fröhlichkeit gemlas^t wissen wollte; J(d) Uohrbach erzählt: „Anno 1495 prima maji nec postea (am 1. Mai 14ä5 und qriLter) hat man keiner Jung frauen oder Wittfrauen oder Frauen ufT unser Stoben oder derglichen May noch Brief gesteckt nach alter Gewohnheit". Aus seinen Be> merkungen zu den Jahren 14% und 14'J7 ersehen wir überdies, dass man die Mayen nicht nin* ..vor der Jungfrauen und Frauen Thor", sondern an die naurttliüren selbst gesteckt halte, und das» ,.soliches geschehen war von den jungen Gesellen*, ahio von den Uuverheira- theten Eines andern Gebrauche:* 'gedenkt er zum Jahre 14m. Am Tage des Apostel Bartholomäus nämlich legte er den beiden Mägden seiner Mutter das Loos, und die Köchin Katharina zog sich den Apostel Matthias, die Hansmagd Margaretha den Thomas «oo. Der Zweck diesea lioossiehens war ohne Zweifel die Wahl emes Scbuts- heiligen. Wie sehr ttberhanpt selbst gebildete ICftnner jener Zeit snn SuperslitiSsen neigteni seigt em Becept, das Job Bolffbadi von einem Btizger au Speyer, Peter Drach, empfangen, daa ihm der Pro- timotar des Kammergeriehts, Johannes Storch, ans eigener Erfahrung ala probat empfohlen und er in sonen Anfteichnungen gewissenhaft eingetragen hat Es lautet: „Womi man brauchbares Bauholz haben nnd daiaekbe vor Schwamm und FXulniss bewahren will, so darf ea

w Bebisberg-DflriagsfUd, dss ÜBstUdie Jshr. Msl.

» Leraner II, I, 80L »• §. 222-M4. •M S. äS6.

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nur bei abnohmendeni Monde und von einem solchen gefällt werden, der an diesem Tage und der vorhergeganj^enen Nacht mit keinem Weibe, audi nicht dem seinigen, T'mgang gepflogen hat. Willst du Steine zum Bau deines Hauses setzen, die nicht nässen oder aus- schwitzen, wie es leicht im Winter und sonst zu geschehen pflegt, so betrachte genau den Steinbruch und lasse an der Ostseite desselben graben; besonder» wenn die Steine in die Wände der Stuben gefUgt werden sollen. SchlaehteBt du Schweine, um ttat das Hu» Spedc and im gauaen Jahre ileiaeh an haben^ dann thne es bei abnehmen- dem Mond, damit der Spedc und das Fett nicht so rneUtdi arn- fliesaey wie es bisweilen an geschehen pflegt^

Im Allgemeinen, herrschte noch Ein&chheit der Sitte und ehr- bare Zncht Doch fehlte es auch nicht an mancherlet Unfug und Mnthwillen. Am 12.. November 1494 wurden Nachte m derKrSmer- gasse so nannte man die Strasse, die von St Bartholomli nach dem Samstagsberg flihrt, den heutigen Harkt alle FOsse, d. h. Hölaer, welche vor den Thüren hingen und mit welchen die Eintre- tenden zu klopfen Regten, damit ihnen aufgethan werde, abgerissen und i\ber die Mauern auf den Kirchhof der Dominikaner geworfen. Auch wurden einige Fenster der Kirche des Predigerklosters eing»> worfen. Die Urheber dieses nächtlichen Unfugs wurden nicht er- mittelt Doch fehlte es auch nicht an «ehwereren Vergehen und sie werden mit der ganzen Harte, wie sie der damaligen Hechtspflege eignete, geahndet. So wurden am 6. April 1498 drei Räuber ver- brannt, die ausser anderen Verbrechen in Dieburg die Monstranzen und das (ielass mit den Hostien gestohlen einer hatte deren sech- zehn, der andere weniger verschlungen mehrere Almosenstöcke ge- plündert und in Fi ankturt bei St. Peter einen Mann getödtet, andere beraubt hatten. Nach Lcrsuer wurden ihnen Infulu auf das Haupt gesetzt, auf welchen ihre Verbrechen abgebildet waren Ein An- derer wurde am 1. September 1497 gehenkt, weil er einen Kelch geraubt, am 16. September 1486 em Jude Terbnumt, weil er eme Mttnae beschnitten hatte ^. Hans Drach wurde w^gen Unsuoht . an einer Ehefrau und ihrer Schwiegermutter am 7. Januar 1497 ent- hauptet***. Doch pflegte man die Hinrichtungen Ton Adeligen der

§. 227. «02 §. 143.

§. Ib2. Unmt ü, I, 688.

*•* 1. 161. m.

f. IfiO.

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OeÜDotliehkttt wa entiielieB. 80 wurde Einer (Lenner ntniit ihn Haus von BAnh&eg), der mgtok Avfinihn (oder wie Ijenner

•i^iebt wegen teiBer Hhhtüfe «n der Bnnordmig ron Hoediel HflnMbm) in der MeHe eiogesogeo worden war, ans BUekndit enf

■eine Eltorn am 26w September 1^6 Nachts bei g^chlossenen Thoren am Maine enthauptet and auf dem Kirchhof zum heili^^cn Gei!«t be- graben Bisweilen entsog indessen das Asylrecht der Kirchen den Verbrecher dem Ann der strafenden Gerechtigkeit Als Harnes Sohn aus iSachsciihausen mit einem Schererknecht mit gewaltsamem Ein- bruch in das Haus zum Ellenbogen (A. 67) bei den Predigern bei Nacht gedrungen war und einen daselbst wohnenden Bürger mit seiner (ieliebtcn uiisshandelt hatte, flüchtete er mit Tagesanl)rn( h zu den BarfUsaern , sein Helfershelfer zu den Antonitem, und so entr kamen sie beide

Das Verhältniss zu n Dienstboten war noch ein patriarchalisches und ungleich enger als in unseren Tagen. Sie nahmen an allen Freuden und Leiden Tbeil. Jobliohrbacii legt der Köchin nnd der Hansmagd seiner Mutter die LooeeL Br iet bemlüit, in sdiwierigen FiUen und Verlegenheilen ihnen mit BaHi nnd That an helfen. Ihre Treue wurde dorch Legate belohnt. Um so aehwerer wnrde Untreue geahndet Die Köehin Karl Hynabeiyf a wnrde wegeo Diebstahle auf den KaftharincDthunn gebraoht, nnd weil sie mofat gestehen wollte, diyimal an einem Tage mit etnem Strioke in die Habe gesogen und ihre GHieder auseinander gerenkt Selbst dem harten Simie der Zeit musste diese Bdiandlung anstössig erscheinen. Auf die FUrbitte zweier Fürsten und dreier Fttrstinnen, welche auf der Reise nach Aachen durch Frankfurt kamen, wird sie der Stadt verwiesen

Auch baulicher Veränderungen gedenkt Job in seinen Tage- büchern. Im Jahre 1494 wird der Befestigungsthurm bei der Mainzer- pforte bis zum (Jetangniss abgebrochen, neu aufgebaut und mit weisser Farbe angestrichen. Auf Peter und Paul im .lahre 14V»4 sclihig der Blitz in den iiockenlielnier Thunii , schädigte den Tlnirmer und dessen Frau und verbrannte das (iebäude; erst 14S>D wurde er auf dem alten Fundamente neu auigeführt. Im April 1495 wurde der Kosszoll auf dem Ivos&markt erbaut; da .Job die Lage des Hauses „uS dem liossmarkt ufi* dem Hirczgraben^' augiebt, so kann es noch nicht des splUere sein, welnhes auf dorn Qnmd des hen%eii' Zeift-

*o« §. 145. Leisssr a. a. 0. 687.

§. 304. «• I. 147. Tgl. §. tl7.

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mann'schen Hauses neben St. Maternus stand. 1496 errichtete der Rath die Mehlwage auf der Eschenheimer Gasse nahe bei der Pforte und führte einen neuen Brunnen auf jener auf, wie es scheint, den ersten in dieser Oegeod; er gab dsm nnr eine Beistaoeri dss fkhtige mnssten die Naehbarea sahlen. Die intereasanteste Ifitäieilung , die wir in diesem Punkte erhalten, ist offenbar die ftjgende: „Anne 1495 im Monat' JnnH oder kors savor hat derBatfa cUe Krimen yon der Weber Kanfbaus an bis hervor an das Eek der BarlUssef lassen von neuem an&ngen uffiraschlsgen und dieselbige Gasse weiterge> macht und zugegeben, also dass sie von denselbigen Krimen um Ainf Werkschulie weiter ist, denn sie vor war und hat man zum ersten fisU gehabt in denselbigen neuen Krämen in derHerbst- mess Anno 9ö". Wir ersehen daraus ganz bestimmt, wann und auf welchen Anlass der Name dieser Strasse entstanden ist. Da die öst- liche Seite derselhfii mit Häusern verbaut war, m haben wir diese offenbar bcwegiiclien Krämen auf der Westseite längs der Kircliliof- mauer der Barfüsser zu suchen. Diese muss darum um ein Ixdeu- tendes hinter der Linie der Strasne, welche durch das Kautliaus der Weber und die an das Brainit'els südlich sich anreihenden Häuser bezeichnet war, zurückgetreten sein. Die Krämen standen demnach an der Stelle der heutigen Börse

Nach diesen Mittheilungen Uber die allgemeinen Lebensverh&lt- nlise der alten Seichsstadt und insbesondere ttber die Sitten und das Treiben der höheren Stllnde^ stellen wir noeh in der Kfirae aussm- men, was Job Bohrbach ttber sein eigenes Leben darin in der Hand- schrift niedeigelc^ hat üeber den Gang seiner ffildung erfahren wir leider gar nichts; nur dass er die ersten Elemente dersdben in der Stifisschule zu St BartholomSi empfsngen habe, konnten wir aus einer kurzen Notiz seines Vaters Bernhard entnehmen. Dass er spftter eine Hochschule besucht habe, wird nicht gesagt ; vermuthen aber dürfen wir es aus einer Aufzeichnung, welche bericlitet, dass meh Elgin Bohrbächerin die Ausbildung ihrer iSöhne durch iSuhulen und Heisen nicht geringe Summen kosten Hess. ,,Im .fahre 1495, <*af^t er nfimlicli am 12. Tag des Monats August schenkte unsere Mutter nach dem Mittap^niahie ineineni Bruder Bernhard und mir alle Kosten, welche wir in fremden Ländern und im Studiren aufge- wandt hatten, und ebenso alle Bücher, und zwar mit dem Bedinge,

lOi* Vrgl. Bauten und Häuser §. 156. 157. 154. 15b. 155. §. 22.

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düf iMh Uwen Tode, 6m 6«llai QoMte iMok lange fern beim mfige, dieee genannten Aiii|ga]>en und Bfleher nicht mit in die Tlie^ hing iaU«i , aandeni vonr^ abgesogen, nnd dann cnt daa Übrige Vermügea an gleichen Tbeilen vertbeih werden solle. Zn'grOMerer Ofiltigkait bat ne dieM Sobenicnng mit eigener Hand in daa Beob«n> boiob nnierea Vaters eingai^aieben.^' Diese Vennutbong wird noob durch eine andere Notiz bestätigt. £r bemerkt nämlich bis zur Zeit der männlichen Reite und der Gegenwart ihrer abwesenden Söhne habe Elgiu Brohrbach bei der von ihrem früh verstorbenen Gatten g^til'teten Proc^sion der Miuoriten am Exaudisonutage swei Männer eubstituirt, welche den da» Sacrament tragenden Priester an ihrer Statt führen sollten : demgemäss sei er zum erstenmaie im Jahre 145)4 in die Ausübung tiie.stH Kechtes eingetreten , was uns wohl zu dem gesicherten Sehlusi^e berechtigt, das» itm bis dahin nicht blu.s» rteine .lugend vr stand im Jahre 1494 im 2."). Lebensjahre sondern auch »ein«' i^utternuug von der \ aterf<tadt daran verhin- dert habe. Von jetzt au hat er hier seinen dauernden Aufenthalt und schwört am 4. Februar 149ö mit Gilbrecbt Holzhauseu und Uans Frond den Bttrgereid Der lateinischen Sprache war Job yoU^ kommen mllohtigs aber jenes verderbten Taitmnaj wie wir es etwa in den qpiatolis obeenromm viromm nadigeahnrt finden ; von dem Wleder- erwaohen der klassiseben Studien |^bt seine Scbrdbart kein Zeogniia. Er bildet die Caans der Wörter dar aweiten Deelination Öfter naob der vierten; er gebnuiGht den Indicativ, wo der CoignnctiT ateben mttsate; adn Sataban entbehrt die gegliederte PeriodenbOdongy ist ttberbaopt mehr deutsch als römisch. Was er eigentlich studirt hat, wird nicht angedeotet: ans den BecbtBgeschlt'teu , die er seiner Mutter besorgt^ sollte man fast schlioesen, dass ep die Jurisprudenz gewesen wftre. In sonen früheren Aufzeichnungen deutet nichts auf die Bestimmung zum geistlichen Stande und Berufe: was er uns erziihlt. spricht für das Gegentheil. Im Jahre 1494 nach Ostern schenkt ihm Johann Kropp im Hause de.s .rnhuiiii \in\ Mek'm, wahrscheinlich bei einem fröhlichen Gelage, eine l albc t^)uari Malvasier mit dem Bedinge, dass er, sobald er sich verheirathe, eine ganze Quart dagegen

f. ItK) and 191. Mao beachte die Ausdrücke : „post mortem patris us- qoe sd tenpns pubertatis nostrae et praesentiae mater nostra sahsütult daes^ eis. lüd „sed qäia post ohUam patrss omncs qob aetate ad eaa rem

ndaorcj* oramus, sc etiam cum aetss nos ablitanit, abnontes eraaiUS Ideoque mater nostra Semper duot . . . nomine nostro elegit" etc. «" 12.

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setze ''3. Am 19. September desselben Jahres erhält er von seiner Mutter emen BruBthandscIi, nebet einem Koller; eine Annbrmt und eine I&enlnmst*** nebet dnigen PftQen und dnem Inetmment, um die Annbrust su spannen : wie Bohrbteherin ttberbanpt ibre Gaben stets mit einer gewissen Feiorlichkat vor Zeugen su flber- reichen pflegte, so gesehah es auch bier in Gkgenwartseiner.Sohwester Hartha und Gilbert Holahausen's **K In demselben Jahre kaufte er sidi einen eisernen Streitkolboiy den «r ^^^Fustiiammer* nennt und ein langes Messer mit Scheide 1496- wird er mit einem langen Degen beschenkt 14S6 mit dnem aweischneidi^en D^^n von raäfisiger Länge und einem weissen gewundenen Crriff , einer Gabe des Kanonikus Ludwig Truchsess zu Mainz Degen pflegten übrigens noch im «echzchnlen Jahrhundert die Kleriker zu tragen Mit besonderer Vorliebe verweilt er Ixi der Beschreibung von Klei- dungsstücken und deren Anschaffung; Er erzählt uns, dass sein Grossvater Heinrich von Enf^el Frctnchen am 14. Mai 14^W) eine Honi- fessel für 145 Gulden gekauft und für ihre Reparatur sieben Gulden gegeben, und das» dieselbe von seiner Mutter an seine Schwester Martha durch Schenkung übergegangen »ei Nach Faust von

Aschaffenburg war dieser Schmuck, der mit einer für jene Zeit so ungeheuren Summe bezahlt wurde, eine Borde von der l^reite einer Hand, ans Sannnt oder Gnidenttticken gemaeht, di« an der einen Sdiulter befestigt, rieh Uber die Brust bis unter den andorn Arm binschlang: sie war ttber^es mit Perl«i und bhmiigen Federn, mit KIber und vergoldeten Schellen rMchlicb besetut und ihr SdiaU wurde darum w^tiun ▼emommen; dahor sagte ein noch im seobaehnten Jahrhundert gewöhnliches Sprttchwort: „Wo die Herren sein, dn HmgiJn die SeheUen*^ Auch Job liebte eine bunte Kleidung. Bald

§. 24.

>i* „üntw das Wams", sagt KMber «• a. 0. II. 105, legte man noofa eb

Bru8t8ttick von Eisenblech, das atatt efass KUrasses diente, der den Körper undurclidrin^lich machte. Doch hält er es selbst für wahrscheinlicher , dass man dieses Bruststück zwischen das Wams und den Panser gelegt habe. Wshnmhefailish ist dieses die EisMlwiist Job's gewsseo.

|. 4a

§. 49.

«" §. 4.

>w §. 54.

Steils: Cnipios AndA)iiieas, ArefalT flir Frsakfiirls GoMhiebte oad KoDst. Neue Folge, I, 196.

>«» §. 2.

Römer: Woblieben der Gesellsch. Limburg S. 26.

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erscheint er in »chwarz gefärbtem barchenteii Wams und rotlien Hosen, bald in einem neuen leberfarbenen Mantil, mit einem neuen GhMd mngttiiet irad „einem Aeoen webob SKcklin" behingt Eme beeondcro Hnmigfaltigkeit miits er in seiiier Kopfbedeckung gesucht haben, er erwihnt sehwaney reihe and Uniroihe Httto und Barrette in allen mögHehen Farben, yenetianiBche und andece. In jeder Heaee kanli er mehrere beinerne Kämme, einmal werden ihm deren ted» mm Ghaohenk gemacht'**. In der Factenmeaa 1495 achenkt ihm aeme Base Clara ein mit Gold und einer goldenen wolkigen Schnur gesticktem Brusttuch, seine Base Marg:aretha ein anderes von gelbem l;iammt<^3. Während alle diese Auadiafiimgea einen anverkennbaren Zug der Eitelkeit und Prachtliebe verrathen, macht es dagegen einen sehr naiven Eindruck, wenn er vom Jahre 1497 berichtet: „am 10. April liat mir min liebe Mutter an lassen schneiden zehn Ellen schwarz l(iii«lisch Tuch, mit Namen tVinf Elh'u zu einem Rock und 4V2 Ellen zu einem Mantel und ein hall» Elle zu einem Zipfel, utl' dass, ob tlcmands stürbe von unsem Versippten und Verwandten (davor Gott woll mit Seligkeit einen jeden lang gefristen), dass ich ftMeie nit doif Kleider, als ver oft geechehen ist^ entlehnen*' Bis asm Jahre 1409 aommt er an dem Treiben auf der IVinkatnbe an- be&ngcn Antheü, sebiesst er anf dem Schiessplatae nnd lebt^ irie ein anderer jnnger Mann seines Standea. Als am l. Augnst 1^6 Pfrli- gntf Philipp mit sieben Söhnen, einer Tochter und der Toohter des Henogs G^ig von Bayern eine Znsammenkmift im deutschen Herren^ haos mit seiner Schwiegermutter, dem Herzog Johann von Sachsen, dessen Bruder, dem Bischof von Magdeburg, und einigen Fürstinnen veranstaltete, wobei mehrere Tage im deutschen Haus und im Triers sehen Hof festlich geschmaust und getanzt wurde, hielt Job Kohr- bach mit drei andern Bürgern auf Befehl des Käthes eine Nacht und einen Tag auf dem jenseitigen Brückenthurm in WatFeu die Ehrenwache Unter seinen An»cliafliingen werden Bücher «elten erwähnt : im Jahre 14'Jf) ein fonnulare advocatf)rum und ein (rebet- büchlein im kleinsten Format, zimi Ersatz für ein anderes, das der Uauahuud „Fürst'" zerrissen hatte***. Erst von dem Jahre 1497 an werden Wörterbücher, Predigten des Bruders Robert Ciharochpfi Uber

1" Vergl. AnsehaAmgen nnd Oflsoheaks Job Bohrbaehik §. 41 flg.

•ö §. 49. »♦ §. 58. » %. 117, 118.

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die Sünden und die Heiligen, Schriften über die Decretalien, Gebet- btteber und auch ein Mainzer Brevier aufgeführt Von jetzt an gehen auch die hellen und bunten Farben seiner Kleidung immer mebr in das Donkle mid nüetet in Sobwan Uber In dem lebwM frdioi Job ist eine onvei^ennbare .äobwenkung nach dem goiBtUehen Stande eingetreten. Diesen Wendepnnkt sobeint glfliobftUa daa Reichskanunagericfat in sein Leben gebracbt an baban. Einer der Procuratoren desselben, 0r. FlorentiaB Ton Veningoi, trat in sebr nahe Beiiehnngen aom Bohrbach'sohen Hanse an ibn sohlosa sich vorzugsweise Job an ; die religiöse Bicbtong des Mannes scheint scbon dadurch angedeutet, dass Job auch ihm ein Exemplar der Sermonen des Robert Cbarocholi kauft Nach der Verlegung des Gerichtshofes nach Worms begleiteten ihn am iK). Mai 1497 Jakob NeuhauB, Bernhard und Job Rohrbach bis Höchst ; aber schon am 19. Juni begiobt sich der letztere zu ihm narh Worms und scheint dort ununterbrochen bis zum 29. März den folgenden Jahres gcl)Ht Jien zu sein. Am zweiten (Jhristtag tritt er mit ihm eine zwöltiägige Reise nach Speier und Landau an, wo ihnen überall von den Spitzen der gei»tliclieu und weltlichen Behöi den und Andern Gastmähler und Schmausereieu veranstaltet wurdeu. Am Tage Jo- hannis des Evangelisten sp^en sie mit dem ganzen Klerus der Ka- tiiedrale von Speier, den ganaen Tag der nnMbnldigcn Kndliin veibringen sie schmausend bd dem Bischof an dessen Hefe "91^ worden wohl tcbwerlieh' irren, wenn wir annahmen, dass dieser dreivierteljfthrige AnfenIbaH in Worms dasu bestimmt war, ihm die specieUe Appretur som geistKchen Stande m geben. Im April und Joni 1496 finden wir ibn «fter in Maina, Worms und KShit TieUaiebt suchte er iigend eb Ffrttnde'**.

Bald darauf eröffnete sich ihm eine solche am BartholomMiisstifte. Ab am 19. August 1488 der Scbolaater und Canonikus Johannes Sommer gestorben war, ernannte am folgenden Tage das Capitel den Ganonikus Eberhard Becker anm Scholaster und Job Bohrbaeh ein-

«" §. 57. 60. 61. §. 55 flg. «M §. 28. 29.

I. 67, »< f. 66. >M §. 31. »3 §. 33. 34 «3* §. 3ö. 37.

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Btimmig zum (yanonikus. Nur der Decan .Iol)anncs Greifenstein war seiner Wahl entgegen. Ais sich Job am ^0. August im Gliore im Buperpelliciiiin , dem weiMen bis su den Knieen herabreichenden OhngeiwBaA nil offeneD Aermdii, du alle Kleriker tragen, prSieii' tirte, and den Deeu tenie Bfiden» ionanirte, dtnut er den Tag anmeike, mtirorteito dieeer: Die iBemmtwn geltey soweit sie kann (▼•leftt^ in qvtntnB vakrepetest)! um seiMn Vorbebah in Beneho^g uaS die Beebtsf^gkeit der Wald «osiodrllckeii. Als demselben während der Vesper Johannes Ugelnheimcr im Namen des aenea CanonikuB 12 Albus für den ttblichen Rinstandswein (den vinum ad- missionis) Überreichte^ wtaeaugUi er die Annahme : ..gebt sie, wem ihr wollt; ich werde diesen nimmer-fär einen (Kanonikus halten." Hier- auf insinuirte Job «eine Kesidenz dem Hcholaater undCantor, die fiie zu notiren vei*sprachen. Trotzdem trug er bei der l'roceßsion nach der MichaelBkapelle am 2. September das Rauelifass und hielt bei dem Amte die Pateuc. Am Michaelstag erschien er in seinem eigenen superpelUeium ; am 3. October erhielt er die niederen Weihen in der Kirche des Predigerordens Dies hielt ihn indessen nicht ab, mit anderen jungen Freunden am 29. October auf die Hochzeit des Dr. Johann von Qtambiffg den PfUftr m bringen nnd dort in tanaen^M. ^Fichard üsaA dies so auffallend, daas er in seiner Go> seUeohteigeachiobte danma sflUoss, Job könne daiftaki noeh nicht Oanomkna gewesen sein; allein man darf das Leben des Mittelalters mofat nach nusersm Maaasstab beortheilen.

]Xe Beeidenz, d. h. die Pflicht der Kleriker, sich an dem CMetbres Amtes peveOnlieh anCnihalten, erstreckte sieh damals m( ist nur auf die ersten sechs Monate ; erst das Ck>acii au Trient hat die gelockerten Bande der Ordnung wieder straflfer angesogen Sachs Monate nach seinem Eintritte am lö. März zeigte daher Job dem Kapitel an, dass seine Rrsidenzpflirht vollständig erfüllt sei und erbat sich nach dem Vorgänge Anderer I )i8pen»iition. Da erhob sich der Dccan und er- klärte: er wollt- bei die.-^eni Acte nicht zugegen sein, nicht aus Kn- muth gegen den Petenten, der ihm darum nicht zürnen dürfe; er möge sein Verlangen von denen sich gewähren lassen, die ihn prä-

§. 62.

'^i» §. 257. Ficbard's BssMrkoDg beweist wiederom,, dsss er ansers Hand- Schrift oicht gekaont hat.

tt» Scss. JXLY de isfarai. e. XU: Kala Kisriksr, CSsasdkir ed« PUbsa- dar ssU Obsr diel Monate ssfaier KIrehs eotfant ssIb.

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senlirt hittan; er flir fleme Fmon wolle ttar Jetit ihm nieht hiader- Ueh aein. DeniH verlMM er das Cepitel. Ke UbngttB CftpttnlarMi and der Stadtp&rrer» der liekaiiate VoUnredaer Dr. Conrad Hcmol, eridärtm hierauf die Resideospflicht ihres neuen Oollcgen für voU- stKndig erledigt und gaben ihm Freiheit, zu gehen, wohin er wolle Wir ersehen daraus, das» auch die Canoniker des Bartholom&UMtiftes nach den Gewohnheiten de^iselbeo nur Sechs ilonate im Jahre verpflichtet waren, hier anwoscnd zu sein ; nach Ablauf dieser Zeit konnten sie ihren Aufenthalt wählen, wo sie wollten, und auch auswärt.s die Ein- künfte ihrer Präbeude verzehren. Ordentlieher Weirte sollten sie während dieser Zeit keinen Antheil an den taglichen Distributionen der Präsenzen haben Es war daher jedenfalls rechtswidrig, dass Coehläus, der nur zwei Jahre Decan am Liebfrauenstifte gewesen war, ab ihm der Aufenthalt in der Stadt durch seine Angriffe gegen Lttther verleidet wnde^ am 12. Deeember 1622 nutNotar und Zeogen ▼or dem Oafltcl enehieB nndiiiobt nnr den Fortbesngeemea Deeinatge- haltoa nnd leiner PirKbende ala Canoniker, aondem aaeb der ttgUehw Diatribationen verlangte, „daniit er anderawo neherer leben mdoht*'. DaaC^Rtel war ToUkommen berechtigt diepe Fordefaag an pro- testiren Am SO, Wkn 1490, am Samstag vor Ostern, erhiek Job die Suhdiakonatsweihe in der Kathedrale zu ^fainz und las in Gkgenwart dea Erzbischofs Berthold die Epistel beim Uochamt Jetzt erst stimmte der Decan Greifcnstein seiner Zulassung zum Capitel zu und instal- lirte ihn am 5. Mai Sein bisheriger Widerstand kann sich daher nur auf die herkömmliche Anschauung gestützt haben, dass ein Laie nicht Mitglied des Capitels sein dili-fe, und dass mindestens der 8ub- diakonat Bediugung zur reehtsgiltigeii Autiiahuie in dasselbe sei Die zwölf Canonikate des Barthoiomäus.stiftes waren nacl« den Namen der Apostel benannt; Job erhielt, wie er selbst sagt, den Cauonikat dea Johaimes ist demnach ein Irrthom, wenn ihn Ficbard WetleraVia 182, ala Cannnikna dea Jakobui Z^tedJii «nfifthrt); am 27. Deeember 1409, demTag Johannea dea Evangelisten, an welelMBi I

«. 63.

*M M. S. KöDigstein auf dem Stadtarchiv zu dem 12. Dec. 1522. In dem Ansnige der Uftabadiliehea Maaoieriple aaf dar StadtbibüetlMk p. 90,

«♦« §. 64.

«♦< §. r/).

>*' Dies wurde auch daroh das Trideotinam a. a. 0. bestätigt: Neminem etiaia d«iae«|M ad diffnitatma, eaooalflatBw aat portioneai raalplant, alsl qal ee erdlae aaero . . . sit initiatna, qnem illa dignitaa, aat eaaoni- eatnt aut portie raqnirit

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er vor dreissig Jahren geboren war, trug er zum ersten Male da» Almosen vom Chore aus und erwies sii-li an diesem 'l'age ala Cano- uikuH (lit scs Apostels Freilich verknüpfte »ich damit nicht sofort der EntachluH», auch von nuu au sich einer apostolischen Lebensweise zu beHeissigcn : er iKsst sich noch im Jahre 15(1) von Frauen Kränze aufsetzen, veranstaltet iiineu ein Abendessen und setzt den Kranz wieder dner anderen auf.

So Bellte Ar ihn die Zdt der leteteo Weibeii : «n leliteii Februar 1501, am Sonntage InTeoavit, aohenkte ihm nach dem lüttagsmable Beine Matter von frnen Stttdcen, ohne Jemands Angehen oder Drin- gen, mit herathem Mnthe ein gromea Menhach in rothem Leder ge- honden und geichmfiekt mit Feldern, in welchen die Wappen sdner Ahnen vftterHdier Lfane sieh befanden, deasgldchen eine Casula d. h. dn Mesqpewand toh rothem geblttmtem Sammt, eine Alba, Stola, Hmnerale, Manipulus und CHngulum (es sind dies die leinenen Qe- wltoder, (las Schweisstuch und der Gürtel, welche dem Priester unter Angabe der symbolischen Bedeutung bei der Weihe gereicht werden, und die er in der Messe trägt). Diese Schenkung geschah in Gegen- wart der Agnes, der Köchin des Hauses. Unmittelbar darauf fügte Elgiu ein kleines, älteres Messbucli bei. Nacli der Vesper setzte sie ihren älteren Sohn Bernhard von der Sclienkinig in Kenntniss und verehrte ihm, um ihn nicht zu verkürzen, zwei wahrscheinlich künst- lich gearbeitete Kasten. Am Abend fand ein Farailienessen im Hause Bernhards statt, bei welchem die Mutter öffentlich ihre Schenkung bekräftigte ^**.

Noch besitzt unsere Stadtbibliothek das Missale, welches Elgin Bofarbadk ihrem Sohne Job geschenkt hai. £• iet sdiOn aof Perga- ment geechrieben, hat gemalte Initialen nnd dS3 Bllltter in Folio. £a befindet sich noch m dbr Mitte dea hinteien Deckeb ein Brasdiild mit dem Rohrbacfaischen Wappen m Belief: sweiHinde, welche die Glieder einer Kette Ton beiden Seiten her nmfasat halten. Vier i^mchiUer in den Eeken-tragm je awei m der Diagonale von der rediten oberen nach der linken onteren Ecke dae Bohrbachische, die beiden anderen das Wmtadtische Wappen (im mittleren Querbalken drei Dreiecke, im oberen Felde zwei aufrecht stehende Linien, jede oben nach rechts, unten nach links mit einer kfimeren Linie im ■pitMn Winkel verbanden, dieeelbe Figur einmal im unteren Fdde).

§. 65. * tt» f. 66.

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Auf der vorderen Deckt- sind die kleiueu Eckscliildor dieselben^ da- gegen felilt das grosse ilittclachild, welche» wahrsclieiniich da« \\ er- •tadtiache ^^'appen darstellte, lailweder hatte Heiurich Rohrbach der Aehere, Berabards Vater, der Gatte Gudegina von Wcr- stedt, duaelbe 9hmknSbeia laaaeii, oder wer et eine Gabe Miaee kunstUebenden Bchwiegervsters Ulrich von Wentedt, der ea filr -das jange Ehepaar bealimmt hatte. Am 14. IfKrs 1465 aehenkte ea Heinrich Bohrbach aemein damala nemutehn Jahre alten Slteaten Sohne Bernhard vor awei Zeugen. Die Sohenkungaarkuttde iat Blatt 321 eingetragen nnd laiatet alao :

„loh Heinrieh rorbach der elter, aeheffSm an franokfort, be- „kennen mit ^eaer myner ejgtai haatachrifflt, daa ich diea ,,niyn niissale von ey^em willen gegeben han mym aoae „bemhart rorbach, vud ban zru gexugenyi gebetteu die eroar j^men hem niclas maaelhart, vicarinm an aant bartholomem, ,.vnd petrum storcaiaen, bacularium, myn scbriber, daz sie „bervnder auch in hantscbrift geachriben han anno domini „1465 ady 14 marclj. *

„Et vf^o iiicolau» inaselhart de ouihtat, vicarius ecclesie »iincti Barthohnnei protestor propria manu ex cxpctiinoiie Du nii c el I ! m ei heinrici Rorbachs senioris.scabiiii tVancken- ^ fordensiA, superioribus scriptia aic peractia pro vero intert'uiaae teBtiinonio

„Et e^o petrua atorczisen superdictua aiinüiter proteator manu propria me expetidone domicelli mei heorid Bor- bacha aeaioria et acabini frandtAwdenaia auperioribos acriptia ne peractia pro vero interfiiiiae teatimonio.*' FoKo U8b iat daa Bohrbachiaolie nnd HolBhanaen'Bcfae Wappen ein- gemalt, waa erat nach dieaer Schenkung, nachdem Bernhard im Sep-

Ady hier n. Bemh. Ftanllienehroaik f. 88. 90. 92 ebenso fn Bernhard! Ualliaischer Notiz bei Job §. 7. ist aas dem Italiänischen: a' di odor addisla

giorao entlehnt und dient zur Bezeichnung desMonatsdatoms: amTagedes u.s. w.

i4( Schwieriger ist hier der Gebrauch von domioelliu su erldJiren, weil da- dnreh dar ilt«re Heinrieh Bohrbaeh nieht ala RathiglM dw S. Bank beMicbnet sein kann, denn er war bereits Schöffe ; noch als Jonger Hann von Tomehmer Geburt (cntsprocbcnd dein dcutsclipn Junker), denn er war bereits öf) Jahre alt. Wahrscheialicb bedeutet es hier nur den angesehenen einflossreichenMaao ttberhaupt and in der Yerbindang domicellos mens speoieU den Gönner. Auf aoloha BaaekAnmigaBaiuMlat hat Flehaid aefaiehoehgespaante Aaaehaonng voa der Abkunft und dem Baage der Limbargor im Mittelalter basirt, und doch ist domicellus ein so weitsobiohtiges und vieldeutiges Wort, dass es sogar denBe* griff eines vornehmeren Dieners ausdrüd^ea kann. Vergi. l)\x Cange s. v.

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tember 1466 seine Ehe mit Elgin HolafaauMD volUtogen hittte, ge- ftchehcii seiu kann.

Wir kehren zu Job zurUck und begleiten ihn weiter auf seiner priesterliclieu Luui'balm. Am ü. März 1501, aiu Samstag uachAscher- mittvoch, wurde er iu der Carmeliterkirche zu Mainz zum Dia- haum geweihty las dariof du Evangelium imdiaiiiiBtrirte dem Wmh- bnohofe l»eim Hochamte Da ar am